Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.

Bild:
<< vorherige Seite

Mond-Schein.
Wol aber glimmte dort, zu meiner Augen Freude,
So vieler zierlichen Gebäude
Hell angestrahltes Fenster-Glas,
Das des Gebüsches Dunckelheit
Noch desto mehr erhöht und zieret.
Kurtz; alles schien daselbst illuminiret,
Und, in dem prächtig heitern Schein,
Ein stilles Freuden-Feur, zu GOttes Ehr, zu seyn.

Jndem ich nun dieß Wunder überdencke,
Und mein ergetztes Aug' auf- und gen Himmel lencke;
Erblick ich dort der Sternen Heer.
Ach! rieff ich aus: da hier des Mondes Schein
So viele Vorwürff' uns gewehret,
Jn welchen man mit Lust den Schöpffer billig ehret;
Wie unbeschreib- und unbegreifflich| groß
Muß in so vieler Welte Schooß,
Als von noch ungeheurer Grösse
Bewunderns-würdige Gefässe,
Die Vielheit schöner Creaturen
So wol bey Nacht, als auch bey Tage, seyn!
Hier seh ich abermahl die Spuren
Der göttlichen Geschöpf' und Wercke nicht allein;
Es drucket mir zugleich der Schau-Platz dieser Höhe
Den ich, voll froher Ehr-Furcht, sehe,
Ein Glor-reich herrlich Bild von GOtt, dem Schöpfer, ein.
Ja, diese kalte Gluth entzündet,
Und dieser schwache Glantz wird mir zum starcken Licht;
Da bey dem Strahl, der durch die Schatten bricht,
Mein Hertz der Gottheit Licht, so gar im dunckeln, findet


Der

Mond-Schein.
Wol aber glimmte dort, zu meiner Augen Freude,
So vieler zierlichen Gebaͤude
Hell angeſtrahltes Fenſter-Glas,
Das des Gebuͤſches Dunckelheit
Noch deſto mehr erhoͤht und zieret.
Kurtz; alles ſchien daſelbſt illuminiret,
Und, in dem praͤchtig heitern Schein,
Ein ſtilles Freuden-Feur, zu GOttes Ehr, zu ſeyn.

Jndem ich nun dieß Wunder uͤberdencke,
Und mein ergetztes Aug’ auf- und gen Himmel lencke;
Erblick ich dort der Sternen Heer.
Ach! rieff ich aus: da hier des Mondes Schein
So viele Vorwuͤrff’ uns gewehret,
Jn welchen man mit Luſt den Schoͤpffer billig ehret;
Wie unbeſchreib- und unbegreifflich| groß
Muß in ſo vieler Welte Schooß,
Als von noch ungeheurer Groͤſſe
Bewunderns-wuͤrdige Gefaͤſſe,
Die Vielheit ſchoͤner Creaturen
So wol bey Nacht, als auch bey Tage, ſeyn!
Hier ſeh ich abermahl die Spuren
Der goͤttlichen Geſchoͤpf’ und Wercke nicht allein;
Es drucket mir zugleich der Schau-Platz dieſer Hoͤhe
Den ich, voll froher Ehr-Furcht, ſehe,
Ein Glor-reich herrlich Bild von GOtt, dem Schoͤpfer, ein.
Ja, dieſe kalte Gluth entzuͤndet,
Und dieſer ſchwache Glantz wird mir zum ſtarcken Licht;
Da bey dem Strahl, der durch die Schatten bricht,
Mein Hertz der Gottheit Licht, ſo gar im dunckeln, findet


Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="6">
              <pb facs="#f0118" n="86"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Mond-Schein.</hi> </fw><lb/>
              <l>Wol aber glimmte dort, zu meiner Augen Freude,</l><lb/>
              <l>So vieler zierlichen Geba&#x0364;ude</l><lb/>
              <l>Hell ange&#x017F;trahltes Fen&#x017F;ter-Glas,</l><lb/>
              <l>Das des Gebu&#x0364;&#x017F;ches Dunckelheit</l><lb/>
              <l>Noch de&#x017F;to mehr erho&#x0364;ht und zieret.</l><lb/>
              <l>Kurtz; alles &#x017F;chien da&#x017F;elb&#x017F;t illuminiret,</l><lb/>
              <l>Und, in dem pra&#x0364;chtig heitern Schein,</l><lb/>
              <l>Ein &#x017F;tilles Freuden-Feur, zu GOttes Ehr, zu &#x017F;eyn.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="7">
              <l>Jndem ich nun dieß Wunder u&#x0364;berdencke,</l><lb/>
              <l>Und mein ergetztes Aug&#x2019; auf- und gen Himmel lencke;</l><lb/>
              <l>Erblick ich dort der Sternen Heer.</l><lb/>
              <l>Ach! rieff ich aus: da hier des Mondes Schein</l><lb/>
              <l>So viele Vorwu&#x0364;rff&#x2019; uns gewehret,</l><lb/>
              <l>Jn welchen man mit Lu&#x017F;t den Scho&#x0364;pffer billig ehret;</l><lb/>
              <l>Wie unbe&#x017F;chreib- und unbegreifflich| groß</l><lb/>
              <l>Muß in &#x017F;o vieler Welte Schooß,</l><lb/>
              <l>Als von noch ungeheurer Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e</l><lb/>
              <l>Bewunderns-wu&#x0364;rdige Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e,</l><lb/>
              <l>Die Vielheit &#x017F;cho&#x0364;ner Creaturen</l><lb/>
              <l>So wol bey Nacht, als auch bey Tage, &#x017F;eyn!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="8">
              <l>Hier &#x017F;eh ich abermahl die Spuren</l><lb/>
              <l>Der go&#x0364;ttlichen Ge&#x017F;cho&#x0364;pf&#x2019; und Wercke nicht allein;</l><lb/>
              <l>Es drucket mir zugleich der Schau-Platz die&#x017F;er Ho&#x0364;he</l><lb/>
              <l>Den ich, voll froher Ehr-Furcht, &#x017F;ehe,</l><lb/>
              <l>Ein Glor-reich herrlich Bild von GOtt, dem Scho&#x0364;pfer, ein.</l><lb/>
              <l>Ja, die&#x017F;e kalte Gluth entzu&#x0364;ndet,</l><lb/>
              <l>Und die&#x017F;er &#x017F;chwache Glantz wird mir zum &#x017F;tarcken Licht;</l><lb/>
              <l>Da bey dem Strahl, der durch die Schatten bricht,</l><lb/>
              <l>Mein Hertz der Gottheit Licht, &#x017F;o gar im dunckeln, findet</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Der</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[86/0118] Mond-Schein. Wol aber glimmte dort, zu meiner Augen Freude, So vieler zierlichen Gebaͤude Hell angeſtrahltes Fenſter-Glas, Das des Gebuͤſches Dunckelheit Noch deſto mehr erhoͤht und zieret. Kurtz; alles ſchien daſelbſt illuminiret, Und, in dem praͤchtig heitern Schein, Ein ſtilles Freuden-Feur, zu GOttes Ehr, zu ſeyn. Jndem ich nun dieß Wunder uͤberdencke, Und mein ergetztes Aug’ auf- und gen Himmel lencke; Erblick ich dort der Sternen Heer. Ach! rieff ich aus: da hier des Mondes Schein So viele Vorwuͤrff’ uns gewehret, Jn welchen man mit Luſt den Schoͤpffer billig ehret; Wie unbeſchreib- und unbegreifflich| groß Muß in ſo vieler Welte Schooß, Als von noch ungeheurer Groͤſſe Bewunderns-wuͤrdige Gefaͤſſe, Die Vielheit ſchoͤner Creaturen So wol bey Nacht, als auch bey Tage, ſeyn! Hier ſeh ich abermahl die Spuren Der goͤttlichen Geſchoͤpf’ und Wercke nicht allein; Es drucket mir zugleich der Schau-Platz dieſer Hoͤhe Den ich, voll froher Ehr-Furcht, ſehe, Ein Glor-reich herrlich Bild von GOtt, dem Schoͤpfer, ein. Ja, dieſe kalte Gluth entzuͤndet, Und dieſer ſchwache Glantz wird mir zum ſtarcken Licht; Da bey dem Strahl, der durch die Schatten bricht, Mein Hertz der Gottheit Licht, ſo gar im dunckeln, findet Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/118
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/118>, abgerufen am 02.05.2024.