Es scheint, daß, wie der Geitz gar selten sonder Sünde, Er meistens einen Wurm auch im Gewissen nähre. Damit ich aber auch, bey der Volkommenheit
Der gelben Rose, die ich hier Jn einer mehr als güldnen Zier, (Denn ach! üm wie viel schön- und güldner kömmt sie mir, Als wie die güldne Ros', in Rom geweihet, für!) Mit recht vergnügten Blicken sehe, Jn den so zähen Schlamm der Unempfindlichkeit, Und der draus fliessenden Undanckbarkeit nicht falle, Wenn ich in meiner Lust den Schöpfer nicht erhöhe; So höre, was ich Dir, vergnügt, zu Ehren lalle, O grosser Schöpfer, gnädig an:
Da wir, HERR, für Deine Gaben, Durch Dich, eine Fähigkeit, Jhre Vollenkommenheit Anzusehn, empfangen haben; Ach so laß uns, Dir zu Ehren, Diese Fähigkeit gebrauchen! Laß im sehen, laß im hören Unser Andachts-Opfer rauchen! Laß! o HERR, in unsrer Brust Eine Flamme seel'ger Luft, Und ein Freuden-Feur entbrennen: Wenn wir immer mehr und mehr, Jn Geschöpfen, Dir zur Ehr, Deine Lieb' und Macht erkennen!
Laß
E 4
Die gelbe Roſe.
Es ſcheint, daß, wie der Geitz gar ſelten ſonder Suͤnde, Er meiſtens einen Wurm auch im Gewiſſen naͤhre. Damit ich aber auch, bey der Volkommenheit
Der gelben Roſe, die ich hier Jn einer mehr als guͤldnen Zier, (Denn ach! uͤm wie viel ſchoͤn- und guͤldner koͤmmt ſie mir, Als wie die guͤldne Roſ’, in Rom geweihet, fuͤr!) Mit recht vergnuͤgten Blicken ſehe, Jn den ſo zaͤhen Schlamm der Unempfindlichkeit, Und der draus flieſſenden Undanckbarkeit nicht falle, Wenn ich in meiner Luſt den Schoͤpfer nicht erhoͤhe; So hoͤre, was ich Dir, vergnuͤgt, zu Ehren lalle, O groſſer Schoͤpfer, gnaͤdig an:
Da wir, HERR, fuͤr Deine Gaben, Durch Dich, eine Faͤhigkeit, Jhre Vollenkommenheit Anzuſehn, empfangen haben; Ach ſo laß uns, Dir zu Ehren, Dieſe Faͤhigkeit gebrauchen! Laß im ſehen, laß im hoͤren Unſer Andachts-Opfer rauchen! Laß! o HERR, in unſrer Bruſt Eine Flamme ſeel’ger Luft, Und ein Freuden-Feur entbrennen: Wenn wir immer mehr und mehr, Jn Geſchoͤpfen, Dir zur Ehr, Deine Lieb’ und Macht erkennen!
Laß
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Die gelbe Roſe.
Es ſcheint, daß, wie der Geitz gar ſelten ſonder Suͤnde,
Er meiſtens einen Wurm auch im Gewiſſen naͤhre.
Damit ich aber auch, bey der Volkommenheit
Der gelben Roſe, die ich hier
Jn einer mehr als guͤldnen Zier,
(Denn ach! uͤm wie viel ſchoͤn- und guͤldner koͤmmt ſie
mir,
Als wie die guͤldne Roſ’, in Rom geweihet, fuͤr!)
Mit recht vergnuͤgten Blicken ſehe,
Jn den ſo zaͤhen Schlamm der Unempfindlichkeit,
Und der draus flieſſenden Undanckbarkeit nicht falle,
Wenn ich in meiner Luſt den Schoͤpfer nicht erhoͤhe;
So hoͤre, was ich Dir, vergnuͤgt, zu Ehren lalle,
O groſſer Schoͤpfer, gnaͤdig an:
Da wir, HERR, fuͤr Deine Gaben,
Durch Dich, eine Faͤhigkeit,
Jhre Vollenkommenheit
Anzuſehn, empfangen haben;
Ach ſo laß uns, Dir zu Ehren,
Dieſe Faͤhigkeit gebrauchen!
Laß im ſehen, laß im hoͤren
Unſer Andachts-Opfer rauchen!
Laß! o HERR, in unſrer Bruſt
Eine Flamme ſeel’ger Luft,
Und ein Freuden-Feur entbrennen:
Wenn wir immer mehr und mehr,
Jn Geſchoͤpfen, Dir zur Ehr,
Deine Lieb’ und Macht erkennen!
Laß
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/103>, abgerufen am 23.07.2024.
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