Man sieht den Jrrthum nicht, nicht Falschheit, recht mit Klarheit, Man halte sie denn zu der Wahrheit. Setzt man der Blindheit nicht entgegen das Gesicht; So ist auch keine Blindheit nicht. Die Gränzen, welche endlich, und allein Durch das Unendliche erkannt sind, zeigen, Daß sie von Jhm entstanden seyn. Zu einer ersteren Jdee, die allgemein, Und über alles ist, muß man nothwendig steigen. Zur einz'gen Regel muß man diese bloß erlesen, Der alles folgt, vor welcher nichts gewesen. Durch sie sind alle Ding' erkannt, und alle weisen, Daß sie von GOTTES Gröss' und Herrlichkeit, allein Verkleinte Züge seyn.
Es bleibt die Wahrheit immer, Obgleich verhüllet und verstecket, Wird sie von uns gleich nicht entdecket, Jn ihrer Krafft und reinem Schimmer. Sie sey auch, wo sie sey; so ist sie wesentlich, Lebendig, und es zeiget sich, Daß unser aller Witz ein Füncklein nur aus Jhr. Sie war von Ewigkeit, und wird auch ewig seyn. Wenn unser schwacher Geist nun hier Jn Finsternissen stecket; so lasset uns den Schein Von Jhrem Ew'gen Licht doch suchen, und bedeucken, Wenn wir die Augen lencken Auf ihre wunderbahre Klarheit:
Es
D 4
Von GOTT.
Man ſieht den Jrrthum nicht, nicht Falſchheit, recht mit Klarheit, Man halte ſie denn zu der Wahrheit. Setzt man der Blindheit nicht entgegen das Geſicht; So iſt auch keine Blindheit nicht. Die Graͤnzen, welche endlich, und allein Durch das Unendliche erkannt ſind, zeigen, Daß ſie von Jhm entſtanden ſeyn. Zu einer erſteren Jdee, die allgemein, Und uͤber alles iſt, muß man nothwendig ſteigen. Zur einz’gen Regel muß man dieſe bloß erleſen, Der alles folgt, vor welcher nichts geweſen. Durch ſie ſind alle Ding’ erkannt, und alle weiſen, Daß ſie von GOTTES Groͤſſ’ und Herrlichkeit, allein Verkleinte Zuͤge ſeyn.
Es bleibt die Wahrheit immer, Obgleich verhuͤllet und verſtecket, Wird ſie von uns gleich nicht entdecket, Jn ihrer Krafft und reinem Schimmer. Sie ſey auch, wo ſie ſey; ſo iſt ſie weſentlich, Lebendig, und es zeiget ſich, Daß unſer aller Witz ein Fuͤncklein nur aus Jhr. Sie war von Ewigkeit, und wird auch ewig ſeyn. Wenn unſer ſchwacher Geiſt nun hier Jn Finſterniſſen ſtecket; ſo laſſet uns den Schein Von Jhrem Ew’gen Licht doch ſuchen, und bedeucken, Wenn wir die Augen lencken Auf ihre wunderbahre Klarheit:
Es
D 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0085"n="55"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Von GOTT.</hi></fw><lb/><lgtype="poem"><l>Man ſieht den Jrrthum nicht, nicht Falſchheit, recht mit</l><lb/><l><hirendition="#et">Klarheit,</hi></l><lb/><l>Man halte ſie denn zu der Wahrheit.</l><lb/><l>Setzt man der Blindheit nicht entgegen das Geſicht;</l><lb/><l>So iſt auch keine Blindheit nicht.</l><lb/><l>Die Graͤnzen, welche endlich, und allein</l><lb/><l>Durch das <hirendition="#fr">Unendliche</hi> erkannt ſind, zeigen,</l><lb/><l>Daß ſie von Jhm entſtanden ſeyn.</l><lb/><l>Zu einer erſteren Jdee, die allgemein,</l><lb/><l>Und uͤber alles iſt, muß man nothwendig ſteigen.</l><lb/><l>Zur einz’gen Regel muß man dieſe bloß erleſen,</l><lb/><l>Der alles folgt, vor welcher nichts geweſen.</l><lb/><l>Durch ſie ſind alle Ding’ erkannt, und alle weiſen,</l><lb/><l>Daß ſie von GOTTES Groͤſſ’ und Herrlichkeit, allein</l><lb/><l>Verkleinte Zuͤge ſeyn.</l></lg><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><lgtype="poem"><l><hirendition="#in">E</hi>s bleibt die Wahrheit immer,</l><lb/><l>Obgleich verhuͤllet und verſtecket,</l><lb/><l>Wird ſie von uns gleich nicht entdecket,</l><lb/><l>Jn ihrer Krafft und reinem Schimmer.</l><lb/><l>Sie ſey auch, wo ſie ſey; ſo iſt ſie weſentlich,</l><lb/><l>Lebendig, und es zeiget ſich,</l><lb/><l>Daß unſer aller Witz ein Fuͤncklein nur aus Jhr.</l><lb/><l>Sie war von Ewigkeit, und wird auch ewig ſeyn.</l><lb/><l>Wenn unſer ſchwacher Geiſt nun hier</l><lb/><l>Jn Finſterniſſen ſtecket; ſo laſſet uns den Schein</l><lb/><l>Von Jhrem <hirendition="#fr">Ew’gen Licht</hi> doch ſuchen, und bedeucken,</l><lb/><l>Wenn wir die Augen lencken</l><lb/><l>Auf ihre wunderbahre Klarheit:</l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="sig">D 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">Es</fw><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[55/0085]
Von GOTT.
Man ſieht den Jrrthum nicht, nicht Falſchheit, recht mit
Klarheit,
Man halte ſie denn zu der Wahrheit.
Setzt man der Blindheit nicht entgegen das Geſicht;
So iſt auch keine Blindheit nicht.
Die Graͤnzen, welche endlich, und allein
Durch das Unendliche erkannt ſind, zeigen,
Daß ſie von Jhm entſtanden ſeyn.
Zu einer erſteren Jdee, die allgemein,
Und uͤber alles iſt, muß man nothwendig ſteigen.
Zur einz’gen Regel muß man dieſe bloß erleſen,
Der alles folgt, vor welcher nichts geweſen.
Durch ſie ſind alle Ding’ erkannt, und alle weiſen,
Daß ſie von GOTTES Groͤſſ’ und Herrlichkeit, allein
Verkleinte Zuͤge ſeyn.
Es bleibt die Wahrheit immer,
Obgleich verhuͤllet und verſtecket,
Wird ſie von uns gleich nicht entdecket,
Jn ihrer Krafft und reinem Schimmer.
Sie ſey auch, wo ſie ſey; ſo iſt ſie weſentlich,
Lebendig, und es zeiget ſich,
Daß unſer aller Witz ein Fuͤncklein nur aus Jhr.
Sie war von Ewigkeit, und wird auch ewig ſeyn.
Wenn unſer ſchwacher Geiſt nun hier
Jn Finſterniſſen ſtecket; ſo laſſet uns den Schein
Von Jhrem Ew’gen Licht doch ſuchen, und bedeucken,
Wenn wir die Augen lencken
Auf ihre wunderbahre Klarheit:
Es
D 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/85>, abgerufen am 27.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.