Es ist der süsse Schlaf, der uns des Schöpffers Macht, Huld, Weisheit, Lieb' und Gröss', in Seinen Wunderwercken, Aufs allerdeutlichste recht überzeuglich weisst. Wie, daß man Jhn denn nicht erkennt und Jhn nicht preis't!
Ach GOTT! Unendlichs Licht! bey Dessen Herrlichkeit Die allerdickste Dunckelheit Nicht schwartz, nicht dunckel ist; bey Dem die Finsterniß Nicht finster, und bey Dem die Nacht selbst, wie der Tag Verklärt ist, leuchtet, gläntzt. Gieb, daß ich lehren mag Was Dir gefällig ist! Ach! stärcke meine Augen, Daß sie, was uns bisher verholen, ungewiß, Und kaum bemercket war, zu sehn, zu mercken taugen! Ach! laß die Wunder in der Nacht, Absonderlich den Schlaf, wodurch Du uns beglückest, Und fast aufs neu belebst, erfrischest und erquickest, Mir einen Spiegel seyn von Deiner Lieb und Macht!
Es ist mehr, als man glaubt, Danck-und Bewunderns werth, Was uns von GOTT im Schlaf vor Gnade wiederfährt. Wenn wir aufmercksam überlegen, Was GOTT, durch die Natur, zu unsrer Ruh', Für Wunder-Dinge würck', und was sie desfalls thu'; So kan man bloß allein Aus den so wichtigen Beschäfftigungen sehen, Wie wichtig und wie groß der Endzweck müsse seyn, Weshalben sie mit so viel Kunst geschehen.
Wie eine Mutter ihrem Kinde, Damit dasselbige gelinde Und sanffte schlaffen mag, die Wiege zuzudecken, Um eine Dunckelheit durch Kunst ihm zu erwecken, Und eine kleine Nacht zu machen pflegt; So ziehet GOTTES Huld, die Sorge für uns träget,
Um
Es iſt der ſuͤſſe Schlaf, der uns des Schoͤpffers Macht, Huld, Weisheit, Lieb’ und Groͤſſ’, in Seinen Wunderwercken, Aufs allerdeutlichſte recht uͤberzeuglich weiſſt. Wie, daß man Jhn denn nicht erkennt und Jhn nicht preiſ’t!
Ach GOTT! Unendlichs Licht! bey Deſſen Herrlichkeit Die allerdickſte Dunckelheit Nicht ſchwartz, nicht dunckel iſt; bey Dem die Finſterniß Nicht finſter, und bey Dem die Nacht ſelbſt, wie der Tag Verklaͤrt iſt, leuchtet, glaͤntzt. Gieb, daß ich lehren mag Was Dir gefaͤllig iſt! Ach! ſtaͤrcke meine Augen, Daß ſie, was uns bisher verholen, ungewiß, Und kaum bemercket war, zu ſehn, zu mercken taugen! Ach! laß die Wunder in der Nacht, Abſonderlich den Schlaf, wodurch Du uns begluͤckeſt, Und faſt aufs neu belebſt, erfriſcheſt und erquickeſt, Mir einen Spiegel ſeyn von Deiner Lieb und Macht!
Es iſt mehr, als man glaubt, Danck-und Bewunderns werth, Was uns von GOTT im Schlaf vor Gnade wiederfaͤhrt. Wenn wir aufmerckſam uͤberlegen, Was GOTT, durch die Natur, zu unſrer Ruh’, Fuͤr Wunder-Dinge wuͤrck’, und was ſie desfalls thu’; So kan man bloß allein Aus den ſo wichtigen Beſchaͤfftigungen ſehen, Wie wichtig und wie groß der Endzweck muͤſſe ſeyn, Weshalben ſie mit ſo viel Kunſt geſchehen.
Wie eine Mutter ihrem Kinde, Damit daſſelbige gelinde Und ſanffte ſchlaffen mag, die Wiege zuzudecken, Um eine Dunckelheit durch Kunſt ihm zu erwecken, Und eine kleine Nacht zu machen pflegt; So ziehet GOTTES Huld, die Sorge fuͤr uns traͤget,
Um
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0698"n="668"/><l>Es iſt der ſuͤſſe Schlaf, der uns des Schoͤpffers Macht,</l><lb/><l>Huld, Weisheit, Lieb’ und Groͤſſ’, in Seinen Wunderwercken,</l><lb/><l>Aufs allerdeutlichſte recht uͤberzeuglich weiſſt.</l><lb/><l>Wie, daß man Jhn denn nicht erkennt und Jhn nicht preiſ’t!</l></lg><lb/><lgtype="poem"><l>Ach GOTT! Unendlichs Licht! bey Deſſen Herrlichkeit</l><lb/><l>Die allerdickſte Dunckelheit</l><lb/><l>Nicht ſchwartz, nicht dunckel iſt; bey Dem die Finſterniß</l><lb/><l>Nicht finſter, und bey Dem die Nacht ſelbſt, wie der Tag</l><lb/><l>Verklaͤrt iſt, leuchtet, glaͤntzt. Gieb, daß ich lehren mag</l><lb/><l>Was Dir gefaͤllig iſt! Ach! ſtaͤrcke meine Augen,</l><lb/><l>Daß ſie, was uns bisher verholen, ungewiß,</l><lb/><l>Und kaum bemercket war, zu ſehn, zu mercken taugen!</l><lb/><l>Ach! laß die Wunder in der Nacht,</l><lb/><l>Abſonderlich den Schlaf, wodurch Du uns begluͤckeſt,</l><lb/><l>Und faſt aufs neu belebſt, erfriſcheſt und erquickeſt,</l><lb/><l>Mir einen Spiegel ſeyn von Deiner Lieb und Macht!</l></lg><lb/><lgtype="poem"><l>Es iſt mehr, als man glaubt, Danck-und Bewunderns werth,</l><lb/><l>Was uns von GOTT im Schlaf vor Gnade wiederfaͤhrt.</l><lb/><l>Wenn wir aufmerckſam uͤberlegen,</l><lb/><l>Was GOTT, durch die Natur, zu unſrer Ruh’,</l><lb/><l>Fuͤr Wunder-Dinge wuͤrck’, und was ſie desfalls thu’;</l><lb/><l>So kan man bloß allein</l><lb/><l>Aus den ſo wichtigen Beſchaͤfftigungen ſehen,</l><lb/><l>Wie wichtig und wie groß der Endzweck muͤſſe ſeyn,</l><lb/><l>Weshalben ſie mit ſo viel Kunſt geſchehen.</l></lg><lb/><lgtype="poem"><l>Wie eine Mutter ihrem Kinde,</l><lb/><l>Damit daſſelbige gelinde</l><lb/><l>Und ſanffte ſchlaffen mag, die Wiege zuzudecken,</l><lb/><l>Um eine Dunckelheit durch Kunſt ihm zu erwecken,</l><lb/><l>Und eine kleine Nacht zu machen pflegt;</l><lb/><l>So ziehet GOTTES Huld, die Sorge fuͤr uns traͤget,</l><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Um</fw><lb/></lg></div></div></body></text></TEI>
[668/0698]
Es iſt der ſuͤſſe Schlaf, der uns des Schoͤpffers Macht,
Huld, Weisheit, Lieb’ und Groͤſſ’, in Seinen Wunderwercken,
Aufs allerdeutlichſte recht uͤberzeuglich weiſſt.
Wie, daß man Jhn denn nicht erkennt und Jhn nicht preiſ’t!
Ach GOTT! Unendlichs Licht! bey Deſſen Herrlichkeit
Die allerdickſte Dunckelheit
Nicht ſchwartz, nicht dunckel iſt; bey Dem die Finſterniß
Nicht finſter, und bey Dem die Nacht ſelbſt, wie der Tag
Verklaͤrt iſt, leuchtet, glaͤntzt. Gieb, daß ich lehren mag
Was Dir gefaͤllig iſt! Ach! ſtaͤrcke meine Augen,
Daß ſie, was uns bisher verholen, ungewiß,
Und kaum bemercket war, zu ſehn, zu mercken taugen!
Ach! laß die Wunder in der Nacht,
Abſonderlich den Schlaf, wodurch Du uns begluͤckeſt,
Und faſt aufs neu belebſt, erfriſcheſt und erquickeſt,
Mir einen Spiegel ſeyn von Deiner Lieb und Macht!
Es iſt mehr, als man glaubt, Danck-und Bewunderns werth,
Was uns von GOTT im Schlaf vor Gnade wiederfaͤhrt.
Wenn wir aufmerckſam uͤberlegen,
Was GOTT, durch die Natur, zu unſrer Ruh’,
Fuͤr Wunder-Dinge wuͤrck’, und was ſie desfalls thu’;
So kan man bloß allein
Aus den ſo wichtigen Beſchaͤfftigungen ſehen,
Wie wichtig und wie groß der Endzweck muͤſſe ſeyn,
Weshalben ſie mit ſo viel Kunſt geſchehen.
Wie eine Mutter ihrem Kinde,
Damit daſſelbige gelinde
Und ſanffte ſchlaffen mag, die Wiege zuzudecken,
Um eine Dunckelheit durch Kunſt ihm zu erwecken,
Und eine kleine Nacht zu machen pflegt;
So ziehet GOTTES Huld, die Sorge fuͤr uns traͤget,
Um
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 668. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/698>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.