Von GOTTES Majestät was würdigers zu dencken! Jch will dann itzt von jenem seel'gen Wesen, So, was ich in der Schrifft, und sonst davon gelesen, Als auch, so weit sich meine Kräffte strecken, Jn froher Demuth euch entdecken. Doch ist die Meinung nicht, daß das, was ich erzehle Nothwendig so, und zwar, daß nichts dran fehle, Dereinsten sich begeben müsse. Ach nein! ich mache nur, Nach einigen Gesetzen der Natur, Und Richtschnur der Vernunfft, gantz unmaßgeblich Schlüsse. Das Unerschaffne Licht, der Schöpffer, kann und wird Ja überschwenglich mehr, als wir gedencken, Den Seelen, die er liebt, den seel'gen Frommen scheucken. Aufs wenigst' hoff' ich nicht, daß ich geirrt, Wenn ich zugleich daraus dir eine Probe gebe, Daß unser Geist zwar schwach, jedoch so sehr verwirrt Am Jrdischen nicht klebe: Nein, daß dem Menschen, mehr, als er gedencket, Zum dencken Fähigkeit geschencket, Wodurch sich denn zugleich noch ein Beweis entdecket Von unsrer Seelen Daur, der in der Folge stecket. Auf denn! mein Geist! auf! auf! spann' alle deine Kräffte, Zu diesem nützlichen Geschäffte, Mit Lust und Andacht an!
Du aber, grosses ALL! erbarm' dich mein, und lencke Mein Sinnen dergestalt, Daß ich von Deiner Lieb', Huld, Weisheit und Gewalt Nichts niederträchtiges, nichts unanständigs dencke. Gieb, daß ich auch in dem nicht fehle, Was ich zu diesem Zweck von andern etwan wehle!
Ob
Von GOTTES Majeſtaͤt was wuͤrdigers zu dencken! Jch will dann itzt von jenem ſeel’gen Weſen, So, was ich in der Schrifft, und ſonſt davon geleſen, Als auch, ſo weit ſich meine Kraͤffte ſtrecken, Jn froher Demuth euch entdecken. Doch iſt die Meinung nicht, daß das, was ich erzehle Nothwendig ſo, und zwar, daß nichts dran fehle, Dereinſten ſich begeben muͤſſe. Ach nein! ich mache nur, Nach einigen Geſetzen der Natur, Und Richtſchnur der Vernunfft, gantz unmaßgeblich Schluͤſſe. Das Unerſchaffne Licht, der Schoͤpffer, kann und wird Ja uͤberſchwenglich mehr, als wir gedencken, Den Seelen, die er liebt, den ſeel’gen Frommen ſcheucken. Aufs wenigſt’ hoff’ ich nicht, daß ich geirrt, Wenn ich zugleich daraus dir eine Probe gebe, Daß unſer Geiſt zwar ſchwach, jedoch ſo ſehr verwirrt Am Jrdiſchen nicht klebe: Nein, daß dem Menſchen, mehr, als er gedencket, Zum dencken Faͤhigkeit geſchencket, Wodurch ſich denn zugleich noch ein Beweis entdecket Von unſrer Seelen Daur, der in der Folge ſtecket. Auf denn! mein Geiſt! auf! auf! ſpann’ alle deine Kraͤffte, Zu dieſem nuͤtzlichen Geſchaͤffte, Mit Luſt und Andacht an!
Du aber, groſſes ALL! erbarm’ dich mein, und lencke Mein Sinnen dergeſtalt, Daß ich von Deiner Lieb’, Huld, Weisheit und Gewalt Nichts niedertraͤchtiges, nichts unanſtaͤndigs dencke. Gieb, daß ich auch in dem nicht fehle, Was ich zu dieſem Zweck von andern etwan wehle!
Ob
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Von GOTTES Majeſtaͤt was wuͤrdigers zu dencken!
Jch will dann itzt von jenem ſeel’gen Weſen,
So, was ich in der Schrifft, und ſonſt davon geleſen,
Als auch, ſo weit ſich meine Kraͤffte ſtrecken,
Jn froher Demuth euch entdecken.
Doch iſt die Meinung nicht, daß das, was ich erzehle
Nothwendig ſo, und zwar, daß nichts dran fehle,
Dereinſten ſich begeben muͤſſe.
Ach nein! ich mache nur,
Nach einigen Geſetzen der Natur,
Und Richtſchnur der Vernunfft, gantz unmaßgeblich Schluͤſſe.
Das Unerſchaffne Licht, der Schoͤpffer, kann und wird
Ja uͤberſchwenglich mehr, als wir gedencken,
Den Seelen, die er liebt, den ſeel’gen Frommen ſcheucken.
Aufs wenigſt’ hoff’ ich nicht, daß ich geirrt,
Wenn ich zugleich daraus dir eine Probe gebe,
Daß unſer Geiſt zwar ſchwach, jedoch ſo ſehr verwirrt
Am Jrdiſchen nicht klebe:
Nein, daß dem Menſchen, mehr, als er gedencket,
Zum dencken Faͤhigkeit geſchencket,
Wodurch ſich denn zugleich noch ein Beweis entdecket
Von unſrer Seelen Daur, der in der Folge ſtecket.
Auf denn! mein Geiſt! auf! auf! ſpann’ alle deine Kraͤffte,
Zu dieſem nuͤtzlichen Geſchaͤffte,
Mit Luſt und Andacht an!
Du aber, groſſes ALL! erbarm’ dich mein, und lencke
Mein Sinnen dergeſtalt,
Daß ich von Deiner Lieb’, Huld, Weisheit und Gewalt
Nichts niedertraͤchtiges, nichts unanſtaͤndigs dencke.
Gieb, daß ich auch in dem nicht fehle,
Was ich zu dieſem Zweck von andern etwan wehle!
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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 630. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/660>, abgerufen am 16.07.2024.
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