Wie können sie den Leib in einen gleichen Wehrt Mit jenen grossen Seelen setzen, Die, bloß daß ihren Ruhm die Nachwelt möchte schätzen, Und daß ihr grosser Nahm' erkannt würd', und verehrt; Als ein verdienter Lohn, der Tugenden gehört, Nicht Arbeit, Stahl noch Gluht gescheuet? Die Seelen, die man sah' sich von den Lüsten trennen, Und die ein endlich Glück nicht mehr bewegen können, Sind sie durch Hoffnungs-Dunst, der sie betrogen, Getrieben worden und gezogen? Jst dies ein Gegenwurff des Cörpers, der zu sterben Gefüget und gemacht, und nicht vielmehr Von einem ew'gen Geist, der sich nach nichts so sehr, Als bloß nach Gütern sehnt, die nimmermehr verderben?
Ende des Vierten Buchs.
[Abbildung]
Von Verein. u. Unterſch. Seel. u. Coͤrpers.
Wie koͤnnen ſie den Leib in einen gleichen Wehrt Mit jenen groſſen Seelen ſetzen, Die, bloß daß ihren Ruhm die Nachwelt moͤchte ſchaͤtzen, Und daß ihr groſſer Nahm’ erkannt wuͤrd’, und verehrt; Als ein verdienter Lohn, der Tugenden gehoͤrt, Nicht Arbeit, Stahl noch Gluht geſcheuet? Die Seelen, die man ſah’ ſich von den Luͤſten trennen, Und die ein endlich Gluͤck nicht mehr bewegen koͤnnen, Sind ſie durch Hoffnungs-Dunſt, der ſie betrogen, Getrieben worden und gezogen? Jſt dies ein Gegenwurff des Coͤrpers, der zu ſterben Gefuͤget und gemacht, und nicht vielmehr Von einem ew’gen Geiſt, der ſich nach nichts ſo ſehr, Als bloß nach Guͤtern ſehnt, die nimmermehr verderben?
Ende des Vierten Buchs.
[Abbildung]
<TEI><text><body><divn="1"><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0605"n="575"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Von Verein. u. Unterſch. Seel. u. Coͤrpers.</hi></fw><lb/><lgtype="poem"><l>Wie koͤnnen ſie den Leib in einen gleichen Wehrt</l><lb/><l>Mit jenen groſſen Seelen ſetzen,</l><lb/><l>Die, bloß daß ihren Ruhm die Nachwelt moͤchte ſchaͤtzen,</l><lb/><l>Und daß ihr groſſer Nahm’ erkannt wuͤrd’, und verehrt;</l><lb/><l>Als ein verdienter Lohn, der Tugenden gehoͤrt,</l><lb/><l>Nicht Arbeit, Stahl noch Gluht geſcheuet?</l><lb/><l>Die Seelen, die man ſah’ſich von den Luͤſten trennen,</l><lb/><l>Und die ein endlich Gluͤck nicht mehr bewegen koͤnnen,</l><lb/><l>Sind ſie durch Hoffnungs-Dunſt, der ſie betrogen,</l><lb/><l>Getrieben worden und gezogen?</l><lb/><l>Jſt dies ein Gegenwurff des Coͤrpers, der zu ſterben</l><lb/><l>Gefuͤget und gemacht, und nicht vielmehr</l><lb/><l>Von einem ew’gen Geiſt, der ſich nach nichts ſo ſehr,</l><lb/><l>Als bloß nach Guͤtern ſehnt, die nimmermehr verderben?</l></lg><lb/><p><hirendition="#c"><hirendition="#b">Ende des Vierten Buchs.</hi></hi></p><lb/><figure/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[575/0605]
Von Verein. u. Unterſch. Seel. u. Coͤrpers.
Wie koͤnnen ſie den Leib in einen gleichen Wehrt
Mit jenen groſſen Seelen ſetzen,
Die, bloß daß ihren Ruhm die Nachwelt moͤchte ſchaͤtzen,
Und daß ihr groſſer Nahm’ erkannt wuͤrd’, und verehrt;
Als ein verdienter Lohn, der Tugenden gehoͤrt,
Nicht Arbeit, Stahl noch Gluht geſcheuet?
Die Seelen, die man ſah’ ſich von den Luͤſten trennen,
Und die ein endlich Gluͤck nicht mehr bewegen koͤnnen,
Sind ſie durch Hoffnungs-Dunſt, der ſie betrogen,
Getrieben worden und gezogen?
Jſt dies ein Gegenwurff des Coͤrpers, der zu ſterben
Gefuͤget und gemacht, und nicht vielmehr
Von einem ew’gen Geiſt, der ſich nach nichts ſo ſehr,
Als bloß nach Guͤtern ſehnt, die nimmermehr verderben?
Ende des Vierten Buchs.
[Abbildung]
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 575. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/605>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.