Es scheint, als wenn die Hindernissen Vom Vorurtheil, die unsern Sinn Verführet hatten, weichen müssen. Was die Vernunfft von allen Zeiten her Den Allerweisesten gezeiget; scheinet, So in der Art, als Ordnung seiner Lehr' Beglückt, vereinet. Denn alles folget sich, es hängt zusammen, fliesst, Und legt sich deutlich aus, es überzeugt und schliesst. GOTT selber gibt durch sie von Sich uns was zu lesen: Vom kleinsten Sonnen-Staub geht man zum Höchsten Wesen.
O Geist! des tieff-und hohes Wissen Recht schien als ob es dienen müssen, Um Franckreichs Ehre zu erheben, Um auch zugleich dadurch ein Zeugniß selbst zu geben, Daß überall nur ihm der Preiß gehöre. Und daß dieß Neich, zu zwiefach grössrer Ehre, So, wie es Helden stets der Welt geschenckt; Die grösten Weisen auch an Mutter-Brüsten tränckt.
Jch fühle, wie ein Thon mich rührt, ein Strahl begeistert: Wodurch ein strenger Trieb sich meiner gantz bemeistert. Jch unterfange mich durch neue Thön' und Lehren, Den unbekannten Grund und Jnhalt zu erklären Der Welt, die man vom Element, Elementarisch nennt:
Was
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Von den Weltweiſen.
Es ſcheint, als wenn die Hinderniſſen Vom Vorurtheil, die unſern Sinn Verfuͤhret hatten, weichen muͤſſen. Was die Vernunfft von allen Zeiten her Den Allerweiſeſten gezeiget; ſcheinet, So in der Art, als Ordnung ſeiner Lehr’ Begluͤckt, vereinet. Denn alles folget ſich, es haͤngt zuſammen, flieſſt, Und legt ſich deutlich aus, es uͤberzeugt und ſchlieſſt. GOTT ſelber gibt durch ſie von Sich uns was zu leſen: Vom kleinſten Sonnen-Staub geht man zum Hoͤchſten Weſen.
O Geiſt! des tieff-und hohes Wiſſen Recht ſchien als ob es dienen muͤſſen, Um Franckreichs Ehre zu erheben, Um auch zugleich dadurch ein Zeugniß ſelbſt zu geben, Daß uͤberall nur ihm der Preiß gehoͤre. Und daß dieß Neich, zu zwiefach groͤſſrer Ehre, So, wie es Helden ſtets der Welt geſchenckt; Die groͤſten Weiſen auch an Mutter-Bruͤſten traͤnckt.
Jch fuͤhle, wie ein Thon mich ruͤhrt, ein Strahl begeiſtert: Wodurch ein ſtrenger Trieb ſich meiner gantz bemeiſtert. Jch unterfange mich durch neue Thoͤn’ und Lehren, Den unbekannten Grund und Jnhalt zu erklaͤren Der Welt, die man vom Element, Elementariſch nennt:
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Von den Weltweiſen.
Es ſcheint, als wenn die Hinderniſſen
Vom Vorurtheil, die unſern Sinn
Verfuͤhret hatten, weichen muͤſſen.
Was die Vernunfft von allen Zeiten her
Den Allerweiſeſten gezeiget; ſcheinet,
So in der Art, als Ordnung ſeiner Lehr’
Begluͤckt, vereinet.
Denn alles folget ſich, es haͤngt zuſammen, flieſſt,
Und legt ſich deutlich aus, es uͤberzeugt und ſchlieſſt.
GOTT ſelber gibt durch ſie von Sich uns was zu leſen:
Vom kleinſten Sonnen-Staub geht man zum Hoͤchſten Weſen.
O Geiſt! des tieff-und hohes Wiſſen
Recht ſchien als ob es dienen muͤſſen,
Um Franckreichs Ehre zu erheben,
Um auch zugleich dadurch ein Zeugniß ſelbſt zu geben,
Daß uͤberall nur ihm der Preiß gehoͤre.
Und daß dieß Neich, zu zwiefach groͤſſrer Ehre,
So, wie es Helden ſtets der Welt geſchenckt;
Die groͤſten Weiſen auch an Mutter-Bruͤſten traͤnckt.
Jch fuͤhle, wie ein Thon mich ruͤhrt, ein Strahl begeiſtert:
Wodurch ein ſtrenger Trieb ſich meiner gantz bemeiſtert.
Jch unterfange mich durch neue Thoͤn’ und Lehren,
Den unbekannten Grund und Jnhalt zu erklaͤren
Der Welt, die man vom Element,
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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/49>, abgerufen am 25.04.2024.
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