Den Cörpern, welche sonderlich Die GOETTLJCHE Verordnung mit Bedacht Jm Ursprung unterschied', ist etwas beygebracht, Wodurch sie immer sich erhalten und vermehren. Ein Stäubchen, welches man Nicht fühlen und nicht sehen kan, Enthält ein Leben, kleine Sprossen, Die in einander eingeschlossen, Entstehen mit der Zeit, und folgen sich. Es ist jedwedes Augleins Stelle Von seiner Art, ein' unerschöpffte Quelle. Ein eintzige Maron' aus Jndien gebracht, Hat uns so viel Maronen Bäum' erziehlet, Die Gärten sind beschattet und gekühlet Durch ihrer Blätter grüne Nacht. Und in den allerletzten stecket Ein Saamen Schatz zum Schmuck der gantzen Welt verdecket.
Da man der Pflantzen Bau nicht gnug bewundern kan; Was für ein GOETTLJCHS Werck trifft man nicht an, Jn solcher Werck' Erschaffung, welche leben Und welche wir, sich rühren, athmen, wachen, Auch schlaffen, in der Fluth, auch in den Lüfften schweben, Und auf der Erden rennen sehn, Und welche man durch so viel Wunder-Sachen, Die eintzig aus dem Trieb' entstehn, So gar der menschlichen Vernnunft will ähnlich machen.
Doch
D d 2
Von den Sinnlichkeiten insgemein.
Den Coͤrpern, welche ſonderlich Die GOETTLJCHE Verordnung mit Bedacht Jm Urſprung unterſchied’, iſt etwas beygebracht, Wodurch ſie immer ſich erhalten und vermehren. Ein Staͤubchen, welches man Nicht fuͤhlen und nicht ſehen kan, Enthaͤlt ein Leben, kleine Sproſſen, Die in einander eingeſchloſſen, Entſtehen mit der Zeit, und folgen ſich. Es iſt jedwedes Augleins Stelle Von ſeiner Art, ein’ unerſchoͤpffte Quelle. Ein eintzige Maron’ aus Jndien gebracht, Hat uns ſo viel Maronen Baͤum’ erziehlet, Die Gaͤrten ſind beſchattet und gekuͤhlet Durch ihrer Blaͤtter gruͤne Nacht. Und in den allerletzten ſtecket Ein Saamen Schatz zum Schmuck der gantzen Welt verdecket.
Da man der Pflantzen Bau nicht gnug bewundern kan; Was fuͤr ein GOETTLJCHS Werck trifft man nicht an, Jn ſolcher Werck’ Erſchaffung, welche leben Und welche wir, ſich ruͤhren, athmen, wachen, Auch ſchlaffen, in der Fluth, auch in den Luͤfften ſchweben, Und auf der Erden rennen ſehn, Und welche man durch ſo viel Wunder-Sachen, Die eintzig aus dem Trieb’ entſtehn, So gar der menſchlichen Vernnunft will aͤhnlich machen.
Doch
D d 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0449"n="419"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Von den Sinnlichkeiten insgemein.</hi></fw><lb/><lgtype="poem"><l>Den Coͤrpern, welche ſonderlich</l><lb/><l>Die GOETTLJCHE Verordnung mit Bedacht</l><lb/><l>Jm Urſprung unterſchied’, iſt etwas beygebracht,</l><lb/><l>Wodurch ſie immer ſich erhalten und vermehren.</l><lb/><l>Ein Staͤubchen, welches man</l><lb/><l>Nicht fuͤhlen und nicht ſehen kan,</l><lb/><l>Enthaͤlt ein Leben, kleine Sproſſen,</l><lb/><l>Die in einander eingeſchloſſen,</l><lb/><l>Entſtehen mit der Zeit, und folgen ſich.</l><lb/><l>Es iſt jedwedes Augleins Stelle</l><lb/><l>Von ſeiner Art, ein’ unerſchoͤpffte Quelle.</l><lb/><l>Ein eintzige Maron’ aus Jndien gebracht,</l><lb/><l>Hat uns ſo viel Maronen Baͤum’ erziehlet,</l><lb/><l>Die Gaͤrten ſind beſchattet und gekuͤhlet</l><lb/><l>Durch ihrer Blaͤtter gruͤne Nacht.</l><lb/><l>Und in den allerletzten ſtecket</l><lb/><l>Ein Saamen Schatz zum Schmuck der gantzen Welt verdecket.</l></lg><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><lgtype="poem"><l><hirendition="#in">D</hi>a man der Pflantzen Bau nicht gnug bewundern kan;</l><lb/><l>Was fuͤr ein GOETTLJCHS Werck trifft man nicht an,</l><lb/><l>Jn ſolcher Werck’ Erſchaffung, welche leben</l><lb/><l>Und welche wir, ſich ruͤhren, athmen, wachen,</l><lb/><l>Auch ſchlaffen, in der Fluth, auch in den Luͤfften ſchweben,</l><lb/><l>Und auf der Erden rennen ſehn,</l><lb/><l>Und welche man durch ſo viel Wunder-Sachen,</l><lb/><l>Die eintzig aus dem Trieb’ entſtehn,</l><lb/><l>So gar der menſchlichen Vernnunft will aͤhnlich machen.</l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="sig">D d 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">Doch</fw><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[419/0449]
Von den Sinnlichkeiten insgemein.
Den Coͤrpern, welche ſonderlich
Die GOETTLJCHE Verordnung mit Bedacht
Jm Urſprung unterſchied’, iſt etwas beygebracht,
Wodurch ſie immer ſich erhalten und vermehren.
Ein Staͤubchen, welches man
Nicht fuͤhlen und nicht ſehen kan,
Enthaͤlt ein Leben, kleine Sproſſen,
Die in einander eingeſchloſſen,
Entſtehen mit der Zeit, und folgen ſich.
Es iſt jedwedes Augleins Stelle
Von ſeiner Art, ein’ unerſchoͤpffte Quelle.
Ein eintzige Maron’ aus Jndien gebracht,
Hat uns ſo viel Maronen Baͤum’ erziehlet,
Die Gaͤrten ſind beſchattet und gekuͤhlet
Durch ihrer Blaͤtter gruͤne Nacht.
Und in den allerletzten ſtecket
Ein Saamen Schatz zum Schmuck der gantzen Welt verdecket.
Da man der Pflantzen Bau nicht gnug bewundern kan;
Was fuͤr ein GOETTLJCHS Werck trifft man nicht an,
Jn ſolcher Werck’ Erſchaffung, welche leben
Und welche wir, ſich ruͤhren, athmen, wachen,
Auch ſchlaffen, in der Fluth, auch in den Luͤfften ſchweben,
Und auf der Erden rennen ſehn,
Und welche man durch ſo viel Wunder-Sachen,
Die eintzig aus dem Trieb’ entſtehn,
So gar der menſchlichen Vernnunft will aͤhnlich machen.
Doch
D d 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/449>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.