Bleibt immer der Verband der Dinge, welche sich Verändern, unveränderlich. Die Welt erhielte das, vom ersten Tage an, Wodurch sie sich verneu'n und stets verändern kan.
Für wen geschicht nun dies? Der Himmel und das Licht, Für wen verbreiten sie den hellen Glantz und Schimmer? Sie hätten ihren Lauff ja ewiglich und immer Jn eitler Emsigkeit verricht't; Man hätte keinen Stoff und kein Bewegen Jn ihnen sehn und unterscheiden mögen. Ja selber die Natur, in allen ihren Wercken, Könnt ohne Geist kein' Aenderung vermercken: Der gantze Welt-Creis läg' in seiner ersten Nacht, Als wär er nie hervor gebracht.
So muste denn der SCHOEPFFER aller Sachen, Um alles in Vollkommenheit zu bringen, Geschöpffe, die vernünfftig, machen, Und Menschen, die von ihm emfingen So Sinnen als Verstand. Erwegen und betrachten Jst unser Theil. Dies ist der Weisen Amt. Die Welt Jst blos zu diesem Zweck uns vorgestellt, Daß wir darauf mit Freuden achten. Es wär Veränderung und aller Schönheit Pracht, Empfände man sie nicht, nichts, und umsonst gemacht. Nur unsre Sinnlichkeit belebt sie. Durch Verstand, Betrachtung, und Begriff, ist sie uns bloß bekannt.
Nun
Von den Sinnlichkeiten insgemein.
Bleibt immer der Verband der Dinge, welche ſich Veraͤndern, unveraͤnderlich. Die Welt erhielte das, vom erſten Tage an, Wodurch ſie ſich verneu’n und ſtets veraͤndern kan.
Fuͤr wen geſchicht nun dies? Der Himmel und das Licht, Fuͤr wen verbreiten ſie den hellen Glantz und Schimmer? Sie haͤtten ihren Lauff ja ewiglich und immer Jn eitler Emſigkeit verricht’t; Man haͤtte keinen Stoff und kein Bewegen Jn ihnen ſehn und unterſcheiden moͤgen. Ja ſelber die Natur, in allen ihren Wercken, Koͤnnt ohne Geiſt kein’ Aenderung vermercken: Der gantze Welt-Creis laͤg’ in ſeiner erſten Nacht, Als waͤr er nie hervor gebracht.
So muſte denn der SCHOEPFFER aller Sachen, Um alles in Vollkommenheit zu bringen, Geſchoͤpffe, die vernuͤnfftig, machen, Und Menſchen, die von ihm emfingen So Sinnen als Verſtand. Erwegen und betrachten Jſt unſer Theil. Dies iſt der Weiſen Amt. Die Welt Jſt blos zu dieſem Zweck uns vorgeſtellt, Daß wir darauf mit Freuden achten. Es waͤr Veraͤnderung und aller Schoͤnheit Pracht, Empfaͤnde man ſie nicht, nichts, und umſonſt gemacht. Nur unſre Sinnlichkeit belebt ſie. Durch Verſtand, Betrachtung, und Begriff, iſt ſie uns bloß bekannt.
Nun
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Von den Sinnlichkeiten insgemein.
Bleibt immer der Verband der Dinge, welche ſich
Veraͤndern, unveraͤnderlich.
Die Welt erhielte das, vom erſten Tage an,
Wodurch ſie ſich verneu’n und ſtets veraͤndern kan.
Fuͤr wen geſchicht nun dies? Der Himmel und das Licht,
Fuͤr wen verbreiten ſie den hellen Glantz und Schimmer?
Sie haͤtten ihren Lauff ja ewiglich und immer
Jn eitler Emſigkeit verricht’t;
Man haͤtte keinen Stoff und kein Bewegen
Jn ihnen ſehn und unterſcheiden moͤgen.
Ja ſelber die Natur, in allen ihren Wercken,
Koͤnnt ohne Geiſt kein’ Aenderung vermercken:
Der gantze Welt-Creis laͤg’ in ſeiner erſten Nacht,
Als waͤr er nie hervor gebracht.
So muſte denn der SCHOEPFFER aller Sachen,
Um alles in Vollkommenheit zu bringen,
Geſchoͤpffe, die vernuͤnfftig, machen,
Und Menſchen, die von ihm emfingen
So Sinnen als Verſtand. Erwegen und betrachten
Jſt unſer Theil. Dies iſt der Weiſen Amt. Die Welt
Jſt blos zu dieſem Zweck uns vorgeſtellt,
Daß wir darauf mit Freuden achten.
Es waͤr Veraͤnderung und aller Schoͤnheit Pracht,
Empfaͤnde man ſie nicht, nichts, und umſonſt gemacht.
Nur unſre Sinnlichkeit belebt ſie. Durch Verſtand,
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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/445>, abgerufen am 03.07.2024.
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