Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730.Von dem Licht. Ein mäßig ein gemildert Licht, Das, nur gelind und sanft beweget, Auf unser Aug' ein schwach Gefühl erreget, Ergötzet und vergnügt uns das Gesicht. Wenn aber durch die Schnelligkeit der Theile, Und durch der Klarheit spitze Pfeile Die Augen sehr erschüttert seyn; Erreget es uns eine Pein, Wie eine strenge Hitz auf eine Hand, Wenn selbe schon vorhin verbrannt. Dies reine Licht, die Seel' und Schönheit dieser Welt, Hat in der Sonnen Rund die Lebens-reiche Quelle. Man sehe nur von ihrer Pracht die Stelle, Da, wo der Morgen sie für seine Gottheit hält. Den Augenblick, wenn sie den Lauf scheint anzufangen, Und sie den halben Theil der Erden übergüldet; So sehen wir, so bald sie aufgegangen, Sie als ein feurig Rund, mit Glantz gekrönt, gebildet. Es rühret alles sich durch ihren Lebens-Schein, Sie füllt, durchdringt, und nimmt die Himmels-Tieffen ein. Man dencke nicht, daß sie durch so viel Zeichen rennt, Und glaube sicherlich, ihr Sitz sey fest gestellt Jm Mittelpunct der Welt, Formirt aus Cörperchen, die zart und rein, Und sehr beweglich seyn, Ein rund Gefäß, das voll vom ersten Element, Von A a 2
Von dem Licht. Ein maͤßig ein gemildert Licht, Das, nur gelind und ſanft beweget, Auf unſer Aug’ ein ſchwach Gefuͤhl erreget, Ergoͤtzet und vergnuͤgt uns das Geſicht. Wenn aber durch die Schnelligkeit der Theile, Und durch der Klarheit ſpitze Pfeile Die Augen ſehr erſchuͤttert ſeyn; Erreget es uns eine Pein, Wie eine ſtrenge Hitz auf eine Hand, Wenn ſelbe ſchon vorhin verbrannt. Dies reine Licht, die Seel’ und Schoͤnheit dieſer Welt, Hat in der Sonnen Rund die Lebens-reiche Quelle. Man ſehe nur von ihrer Pracht die Stelle, Da, wo der Morgen ſie fuͤr ſeine Gottheit haͤlt. Den Augenblick, wenn ſie den Lauf ſcheint anzufangen, Und ſie den halben Theil der Erden uͤberguͤldet; So ſehen wir, ſo bald ſie aufgegangen, Sie als ein feurig Rund, mit Glantz gekroͤnt, gebildet. Es ruͤhret alles ſich durch ihren Lebens-Schein, Sie fuͤllt, durchdringt, und nimmt die Himmels-Tieffen ein. Man dencke nicht, daß ſie durch ſo viel Zeichen rennt, Und glaube ſicherlich, ihr Sitz ſey feſt geſtellt Jm Mittelpunct der Welt, Formirt aus Coͤrperchen, die zart und rein, Und ſehr beweglich ſeyn, Ein rund Gefaͤß, das voll vom erſten Element, Von A a 2
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Von dem Licht.
Ein maͤßig ein gemildert Licht,
Das, nur gelind und ſanft beweget,
Auf unſer Aug’ ein ſchwach Gefuͤhl erreget,
Ergoͤtzet und vergnuͤgt uns das Geſicht.
Wenn aber durch die Schnelligkeit der Theile,
Und durch der Klarheit ſpitze Pfeile
Die Augen ſehr erſchuͤttert ſeyn;
Erreget es uns eine Pein,
Wie eine ſtrenge Hitz auf eine Hand,
Wenn ſelbe ſchon vorhin verbrannt.
Dies reine Licht, die Seel’ und Schoͤnheit dieſer Welt,
Hat in der Sonnen Rund die Lebens-reiche Quelle.
Man ſehe nur von ihrer Pracht die Stelle,
Da, wo der Morgen ſie fuͤr ſeine Gottheit haͤlt.
Den Augenblick, wenn ſie den Lauf ſcheint anzufangen,
Und ſie den halben Theil der Erden uͤberguͤldet;
So ſehen wir, ſo bald ſie aufgegangen,
Sie als ein feurig Rund, mit Glantz gekroͤnt, gebildet.
Es ruͤhret alles ſich durch ihren Lebens-Schein,
Sie fuͤllt, durchdringt, und nimmt die Himmels-Tieffen ein.
Man dencke nicht, daß ſie durch ſo viel Zeichen rennt,
Und glaube ſicherlich, ihr Sitz ſey feſt geſtellt
Jm Mittelpunct der Welt,
Formirt aus Coͤrperchen, die zart und rein,
Und ſehr beweglich ſeyn,
Ein rund Gefaͤß, das voll vom erſten Element,
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