Von ihren höchsten Höh'n den Durchgang. Hiermit gatten Die kleinen Cörper sich, so gleichsam canaliret, Und zwischen dreyen Kügelchen formiret. Es findet ihre grosse Menge Zu ihrem Lauff bequeme Gänge. Von allen Seiten hergedrücket, dringen sie Jn beyde Angeln ein, mit grosser Schnelligkeit, Und ist dadurch die Erde jederzeit, Jn Jhrer Mitten, Von ihnen gleichsam recht durchzogen und durchschnitten. Hierdurch erhalten sie die Erd' an ihrem Ort, So, daß in diesem Stand, das Rund von unsrer Welt, Ohn allen Anstand fort und fort Den immer gleichen Lauff behält.
Jn einem grossen Creyß Eccliptica genannt, Der den Aequator schräge theilet, Sieht man, wie sie beständig eilet; Daß sie der Sonnen Blick, bald seitenwerts gewandt, Und bald gerad empfange. Jndem sie gegen sie in ihrem Gange Verschiedentlich gekehret stehet; Durchrennet sie, und drehet Sich durch die Zwölf bestimmten Häuser, (Die Zeichen, wo des Tags, zusammt des Jahres Zeiten, Gezeichnet und gesetzt) zwar an verschiednen Seiten, Doch allezeit im Licht. So, wie ihr es an einer Kugel sehet, Daß, wenn die eine Helfft' im Lichte stehet: Die andre Seite stets ein dunckler Schatten deckt;
So
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Von der Sonne, Planeten, Firmament.
Von ihren hoͤchſten Hoͤh’n den Durchgang. Hiermit gatten Die kleinen Coͤrper ſich, ſo gleichſam canaliret, Und zwiſchen dreyen Kuͤgelchen formiret. Es findet ihre groſſe Menge Zu ihrem Lauff bequeme Gaͤnge. Von allen Seiten hergedruͤcket, dringen ſie Jn beyde Angeln ein, mit groſſer Schnelligkeit, Und iſt dadurch die Erde jederzeit, Jn Jhrer Mitten, Von ihnen gleichſam recht durchzogen und durchſchnitten. Hierdurch erhalten ſie die Erd’ an ihrem Ort, So, daß in dieſem Stand, das Rund von unſrer Welt, Ohn allen Anſtand fort und fort Den immer gleichen Lauff behaͤlt.
Jn einem groſſen Creyß Eccliptica genannt, Der den Aequator ſchraͤge theilet, Sieht man, wie ſie beſtaͤndig eilet; Daß ſie der Sonnen Blick, bald ſeitenwerts gewandt, Und bald gerad empfange. Jndem ſie gegen ſie in ihrem Gange Verſchiedentlich gekehret ſtehet; Durchrennet ſie, und drehet Sich durch die Zwoͤlf beſtimmten Haͤuſer, (Die Zeichen, wo des Tags, zuſammt des Jahres Zeiten, Gezeichnet und geſetzt) zwar an verſchiednen Seiten, Doch allezeit im Licht. So, wie ihr es an einer Kugel ſehet, Daß, wenn die eine Helfft’ im Lichte ſtehet: Die andre Seite ſtets ein dunckler Schatten deckt;
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Von der Sonne, Planeten, Firmament.
Von ihren hoͤchſten Hoͤh’n den Durchgang. Hiermit gatten
Die kleinen Coͤrper ſich, ſo gleichſam canaliret,
Und zwiſchen dreyen Kuͤgelchen formiret.
Es findet ihre groſſe Menge
Zu ihrem Lauff bequeme Gaͤnge.
Von allen Seiten hergedruͤcket, dringen ſie
Jn beyde Angeln ein, mit groſſer Schnelligkeit,
Und iſt dadurch die Erde jederzeit,
Jn Jhrer Mitten,
Von ihnen gleichſam recht durchzogen und durchſchnitten.
Hierdurch erhalten ſie die Erd’ an ihrem Ort,
So, daß in dieſem Stand, das Rund von unſrer Welt,
Ohn allen Anſtand fort und fort
Den immer gleichen Lauff behaͤlt.
Jn einem groſſen Creyß Eccliptica genannt,
Der den Aequator ſchraͤge theilet,
Sieht man, wie ſie beſtaͤndig eilet;
Daß ſie der Sonnen Blick, bald ſeitenwerts gewandt,
Und bald gerad empfange.
Jndem ſie gegen ſie in ihrem Gange
Verſchiedentlich gekehret ſtehet;
Durchrennet ſie, und drehet
Sich durch die Zwoͤlf beſtimmten Haͤuſer,
(Die Zeichen, wo des Tags, zuſammt des Jahres Zeiten,
Gezeichnet und geſetzt) zwar an verſchiednen Seiten,
Doch allezeit im Licht.
So, wie ihr es an einer Kugel ſehet,
Daß, wenn die eine Helfft’ im Lichte ſtehet:
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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/231>, abgerufen am 19.07.2024.
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