Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730.Von der Sonne, Planeten, Firmament. Auch Plato, den man insgemein Den Göttlichen benahmt, stimmt hiermit überein. Wie er, bevor er starb, die Ordnung dieser Welt Noch einmahl übersah, erkannt' er diese Wahrheit. Er folgt Pythagoras und seiner Lehre Klarheit. Der regen Erde Lauff blieb bey ihm fest gestellt. An diesem hellen Herrn der Jahre, Tag' und Stunden, Sind der Bewegungen Gesetze stets verbunden. Jn ihm fängt alles an sich zu bewegen, Aus ihm entsteht das hefftigschnelle Regen. Mit seinem hellen Wunder-Schein Stimmt alles überein, Und alles folgt der schönen Harmonie. Jm Mittel-Punct der Krafft vereinet sie Die gantze Macht; die breitet sich So dann in Stuffen aus. Durch sie allein entstehn Die Dinge, welche wir in solcher Ordnung sehn, Die schön und unveränderlich. Jn dem Revier der nimmer stillen Sterne, Jn dem die Kugeln sich in weiten Creysen drehn, Miss't sich ihr Lauff nach ihrer Ferne. Die, so der Sonnen nah, sieht man viel schneller gehn: Und die, so weiter weg in den entfernten Creysen, Sieht man so hefftig nicht, nicht so geschwinde reisen. Es gehet alles gleich vom Mittel bis zur Höhe, Ohn daß das mindste, sich verhind'rend, stille stehe. O! wundernswürdige Gleichförmigkeit! O! wunderreiche Einfachheit! Wie
Von der Sonne, Planeten, Firmament. Auch Plato, den man insgemein Den Goͤttlichen benahmt, ſtimmt hiermit uͤberein. Wie er, bevor er ſtarb, die Ordnung dieſer Welt Noch einmahl uͤberſah, erkannt’ er dieſe Wahrheit. Er folgt Pythagoras und ſeiner Lehre Klarheit. Der regen Erde Lauff blieb bey ihm feſt geſtellt. An dieſem hellen Herrn der Jahre, Tag’ und Stunden, Sind der Bewegungen Geſetze ſtets verbunden. Jn ihm faͤngt alles an ſich zu bewegen, Aus ihm entſteht das hefftigſchnelle Regen. Mit ſeinem hellen Wunder-Schein Stimmt alles uͤberein, Und alles folgt der ſchoͤnen Harmonie. Jm Mittel-Punct der Krafft vereinet ſie Die gantze Macht; die breitet ſich So dann in Stuffen aus. Durch ſie allein entſtehn Die Dinge, welche wir in ſolcher Ordnung ſehn, Die ſchoͤn und unveraͤnderlich. Jn dem Revier der nimmer ſtillen Sterne, Jn dem die Kugeln ſich in weiten Creyſen drehn, Miſſ’t ſich ihr Lauff nach ihrer Ferne. Die, ſo der Sonnen nah, ſieht man viel ſchneller gehn: Und die, ſo weiter weg in den entfernten Creyſen, Sieht man ſo hefftig nicht, nicht ſo geſchwinde reiſen. Es gehet alles gleich vom Mittel bis zur Hoͤhe, Ohn daß das mindſte, ſich verhind’rend, ſtille ſtehe. O! wundernswuͤrdige Gleichfoͤrmigkeit! O! wunderreiche Einfachheit! Wie
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0219" n="189"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Von der Sonne, Planeten, Firmament.</hi> </fw><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">A</hi>uch <hi rendition="#fr">Plato,</hi> den man insgemein</l><lb/> <l>Den Goͤttlichen benahmt, ſtimmt hiermit uͤberein.</l><lb/> <l>Wie er, bevor er ſtarb, die Ordnung dieſer Welt</l><lb/> <l>Noch einmahl uͤberſah, erkannt’ er dieſe Wahrheit.</l><lb/> <l>Er folgt Pythagoras und ſeiner Lehre Klarheit.</l><lb/> <l>Der regen Erde Lauff blieb bey ihm feſt geſtellt.</l> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">A</hi>n dieſem hellen Herrn der Jahre, Tag’ und Stunden,</l><lb/> <l>Sind der Bewegungen Geſetze ſtets verbunden.</l><lb/> <l>Jn ihm faͤngt alles an ſich zu bewegen,</l><lb/> <l>Aus ihm entſteht das hefftigſchnelle Regen.</l><lb/> <l>Mit ſeinem hellen Wunder-Schein</l><lb/> <l>Stimmt alles uͤberein,</l><lb/> <l>Und alles folgt der ſchoͤnen Harmonie.</l><lb/> <l>Jm Mittel-Punct der Krafft vereinet ſie</l><lb/> <l>Die gantze Macht; die breitet ſich</l><lb/> <l>So dann in Stuffen aus. Durch ſie allein entſtehn</l><lb/> <l>Die Dinge, welche wir in ſolcher Ordnung ſehn,</l><lb/> <l>Die ſchoͤn und unveraͤnderlich.</l><lb/> <l>Jn dem Revier der nimmer ſtillen Sterne,</l><lb/> <l>Jn dem die Kugeln ſich in weiten Creyſen drehn,</l><lb/> <l>Miſſ’t ſich ihr Lauff nach ihrer Ferne.</l><lb/> <l>Die, ſo der Sonnen nah, ſieht man viel ſchneller gehn:</l><lb/> <l>Und die, ſo weiter weg in den entfernten Creyſen,</l><lb/> <l>Sieht man ſo hefftig nicht, nicht ſo geſchwinde reiſen.</l><lb/> <l>Es gehet alles gleich vom Mittel bis zur Hoͤhe,</l><lb/> <l>Ohn daß das mindſte, ſich verhind’rend, ſtille ſtehe.</l><lb/> <l>O! wundernswuͤrdige Gleichfoͤrmigkeit!</l><lb/> <l>O! wunderreiche Einfachheit!</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Wie</fw><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [189/0219]
Von der Sonne, Planeten, Firmament.
Auch Plato, den man insgemein
Den Goͤttlichen benahmt, ſtimmt hiermit uͤberein.
Wie er, bevor er ſtarb, die Ordnung dieſer Welt
Noch einmahl uͤberſah, erkannt’ er dieſe Wahrheit.
Er folgt Pythagoras und ſeiner Lehre Klarheit.
Der regen Erde Lauff blieb bey ihm feſt geſtellt.
An dieſem hellen Herrn der Jahre, Tag’ und Stunden,
Sind der Bewegungen Geſetze ſtets verbunden.
Jn ihm faͤngt alles an ſich zu bewegen,
Aus ihm entſteht das hefftigſchnelle Regen.
Mit ſeinem hellen Wunder-Schein
Stimmt alles uͤberein,
Und alles folgt der ſchoͤnen Harmonie.
Jm Mittel-Punct der Krafft vereinet ſie
Die gantze Macht; die breitet ſich
So dann in Stuffen aus. Durch ſie allein entſtehn
Die Dinge, welche wir in ſolcher Ordnung ſehn,
Die ſchoͤn und unveraͤnderlich.
Jn dem Revier der nimmer ſtillen Sterne,
Jn dem die Kugeln ſich in weiten Creyſen drehn,
Miſſ’t ſich ihr Lauff nach ihrer Ferne.
Die, ſo der Sonnen nah, ſieht man viel ſchneller gehn:
Und die, ſo weiter weg in den entfernten Creyſen,
Sieht man ſo hefftig nicht, nicht ſo geſchwinde reiſen.
Es gehet alles gleich vom Mittel bis zur Hoͤhe,
Ohn daß das mindſte, ſich verhind’rend, ſtille ſtehe.
O! wundernswuͤrdige Gleichfoͤrmigkeit!
O! wunderreiche Einfachheit!
Wie
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |