Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730.

Bild:
<< vorherige Seite
Von der Sonne, Planeten, Firmament.
So kommt uns unsre Kugel hier,
Aus Erd und Fluht gemacht, nicht anders für,
Als wäre sie in der so grossen Welt
Nur wie ein Mittel-Punct gestellt.
Allein,
Es blendet uns auch hier der Schein;
Wenn wir aufs neue nur ergründen,
Der Ordnung Trefflichkeit, so unsern Geist
Die unermessliche Machine weist;
So werden wir gar bald den Jrrthum finden.


Wenn unser Geist nun alles wol erweget,
Was unsre Welt uns vor die Augen leget;
So zeigt sich, daß so Gang, als Ordnung, die wir sehn,
Als wie der Pöbel meint, in ihr so nicht geschehn.
Es bildete sich Ptolomäus ein,
Daß aller irrenden und festen Sterne Schein,
Die wir am Firmamente sehen,
Sich rings um unsre Erde drehen.
Allein,
Da nun zu unsrer Zeit
Die Kunst den Augen Hülffe beut;
Kan man gewiß versichert bleiben,
Daß wir davon was bessres gläuben.
Des Ptolomäus Satz muss' gantz vergessen seyn;
Jndem man klar gestehen muß,
Daß Venus und Mereurius,
Wie wir sie selbst mit Augen sehn,
Jn ihrer Nachbarschafft rings um die Sonne gehn.
Die Erde folgt darauf, als die selbst ein Planet:
Mars,
M 5
Von der Sonne, Planeten, Firmament.
So kommt uns unſre Kugel hier,
Aus Erd und Fluht gemacht, nicht anders fuͤr,
Als waͤre ſie in der ſo groſſen Welt
Nur wie ein Mittel-Punct geſtellt.
Allein,
Es blendet uns auch hier der Schein;
Wenn wir aufs neue nur ergruͤnden,
Der Ordnung Trefflichkeit, ſo unſern Geiſt
Die unermeſſliche Machine weiſt;
So werden wir gar bald den Jrrthum finden.


Wenn unſer Geiſt nun alles wol erweget,
Was unſre Welt uns vor die Augen leget;
So zeigt ſich, daß ſo Gang, als Ordnung, die wir ſehn,
Als wie der Poͤbel meint, in ihr ſo nicht geſchehn.
Es bildete ſich Ptolomaͤus ein,
Daß aller irrenden und feſten Sterne Schein,
Die wir am Firmamente ſehen,
Sich rings um unſre Erde drehen.
Allein,
Da nun zu unſrer Zeit
Die Kunſt den Augen Huͤlffe beut;
Kan man gewiß verſichert bleiben,
Daß wir davon was beſſres glaͤuben.
Des Ptolomaͤus Satz muſſ’ gantz vergeſſen ſeyn;
Jndem man klar geſtehen muß,
Daß Venus und Mereurius,
Wie wir ſie ſelbſt mit Augen ſehn,
Jn ihrer Nachbarſchafft rings um die Sonne gehn.
Die Erde folgt darauf, als die ſelbſt ein Planet:
Mars,
M 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <pb facs="#f0215" n="185"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Von der Sonne, Planeten, Firmament.</hi> </fw><lb/>
              <lg type="poem">
                <l>So kommt uns un&#x017F;re Kugel hier,</l><lb/>
                <l>Aus Erd und Fluht gemacht, nicht anders fu&#x0364;r,</l><lb/>
                <l>Als wa&#x0364;re &#x017F;ie in der &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;en Welt</l><lb/>
                <l>Nur wie ein Mittel-Punct ge&#x017F;tellt.</l><lb/>
                <l>Allein,</l><lb/>
                <l>Es blendet uns auch hier der Schein;</l><lb/>
                <l>Wenn wir aufs neue nur ergru&#x0364;nden,</l><lb/>
                <l>Der Ordnung Trefflichkeit, &#x017F;o un&#x017F;ern Gei&#x017F;t</l><lb/>
                <l>Die unerme&#x017F;&#x017F;liche Machine wei&#x017F;t;</l><lb/>
                <l>So werden wir gar bald den Jrrthum finden.</l>
              </lg><lb/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
              <lg type="poem">
                <l><hi rendition="#in">W</hi>enn un&#x017F;er Gei&#x017F;t nun alles wol erweget,</l><lb/>
                <l>Was un&#x017F;re Welt uns vor die Augen leget;</l><lb/>
                <l>So zeigt &#x017F;ich, daß &#x017F;o Gang, als Ordnung, die wir &#x017F;ehn,</l><lb/>
                <l>Als wie der Po&#x0364;bel meint, in ihr &#x017F;o nicht ge&#x017F;chehn.</l><lb/>
                <l>Es bildete &#x017F;ich Ptoloma&#x0364;us ein,</l><lb/>
                <l>Daß aller irrenden und fe&#x017F;ten Sterne Schein,</l><lb/>
                <l>Die wir am Firmamente &#x017F;ehen,</l><lb/>
                <l>Sich rings um un&#x017F;re Erde drehen.</l><lb/>
                <l>Allein,</l><lb/>
                <l>Da nun zu un&#x017F;rer Zeit</l><lb/>
                <l>Die Kun&#x017F;t den Augen Hu&#x0364;lffe beut;</l><lb/>
                <l>Kan man gewiß ver&#x017F;ichert bleiben,</l><lb/>
                <l>Daß wir davon was be&#x017F;&#x017F;res gla&#x0364;uben.</l><lb/>
                <l>Des Ptoloma&#x0364;us Satz mu&#x017F;&#x017F;&#x2019; gantz verge&#x017F;&#x017F;en &#x017F;eyn;</l><lb/>
                <l>Jndem man klar ge&#x017F;tehen muß,</l><lb/>
                <l>Daß Venus und Mereurius,</l><lb/>
                <l>Wie wir &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t mit Augen &#x017F;ehn,</l><lb/>
                <l>Jn ihrer Nachbar&#x017F;chafft rings um die Sonne gehn.</l><lb/>
                <l>Die Erde folgt darauf, als die &#x017F;elb&#x017F;t ein Planet:</l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">M 5</fw>
              <fw place="bottom" type="catch">Mars,</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[185/0215] Von der Sonne, Planeten, Firmament. So kommt uns unſre Kugel hier, Aus Erd und Fluht gemacht, nicht anders fuͤr, Als waͤre ſie in der ſo groſſen Welt Nur wie ein Mittel-Punct geſtellt. Allein, Es blendet uns auch hier der Schein; Wenn wir aufs neue nur ergruͤnden, Der Ordnung Trefflichkeit, ſo unſern Geiſt Die unermeſſliche Machine weiſt; So werden wir gar bald den Jrrthum finden. Wenn unſer Geiſt nun alles wol erweget, Was unſre Welt uns vor die Augen leget; So zeigt ſich, daß ſo Gang, als Ordnung, die wir ſehn, Als wie der Poͤbel meint, in ihr ſo nicht geſchehn. Es bildete ſich Ptolomaͤus ein, Daß aller irrenden und feſten Sterne Schein, Die wir am Firmamente ſehen, Sich rings um unſre Erde drehen. Allein, Da nun zu unſrer Zeit Die Kunſt den Augen Huͤlffe beut; Kan man gewiß verſichert bleiben, Daß wir davon was beſſres glaͤuben. Des Ptolomaͤus Satz muſſ’ gantz vergeſſen ſeyn; Jndem man klar geſtehen muß, Daß Venus und Mereurius, Wie wir ſie ſelbſt mit Augen ſehn, Jn ihrer Nachbarſchafft rings um die Sonne gehn. Die Erde folgt darauf, als die ſelbſt ein Planet: Mars, M 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/215
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/215>, abgerufen am 23.11.2024.