Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730.

Bild:
<< vorherige Seite


An Sr. Hoch-Edl.
Herrn
Lic. Brockes,
Würdigsten Mit-Glied des Hoch-Weisen Rahts-Collegii
zu Hamburg,
Bey der zweyten Ausgabe
des dritten Theils
Seines Jrrdischen Vergnügens in GOTT.
D. B. B. Richter,

Jhro Hoch-Fürstl. Durchl. des Hrn. Bischoffs zu Lübeck
Hoff-Raht und Leib-Medicus.


Lasse, Zierde Teutscher Musen, lasse deine Saiten ruhn,
Weil der Eifer längst erloschen, Dir es jemahls gleich
zu thun.
Unsre Tichter werden nie den erhaltnen Vorzug schwächen,
Noch ein Wettstreit mit Vernunfft die gewundnen Palmen
brechen.
Laß uns Zeit, Dich zu begreiffen, setze deinem Ruhm ein Ziel,
Unsers Lichtes ist zu wenig, Deiner Strahlen sind zu viel.
Doch ich höre meinen Rath von den meisten überstimmen,
Sollen Funcken dieser Gluth in gedämpffter Asche glimmen?
Sollen diese Schrifften schweigen, die man für ein Muster
schätzt,
Und woran man nur die Kürtze, statt der Fehler ausgesetzt?
Hält man dessen Kiel zurück, der uns, wenn er will, beweget,
Hoffnung, Freude, Traurigkeit, Liebe, Furcht und Haß erreget,
Die
),( );(


An Sr. Hoch-Edl.
Herrn
Lic. Brockes,
Wuͤrdigſten Mit-Glied des Hoch-Weiſen Rahts-Collegii
zu Hamburg,
Bey der zweyten Ausgabe
des dritten Theils
Seines Jrrdiſchen Vergnuͤgens in GOTT.
D. B. B. Richter,

Jhro Hoch-Fuͤrſtl. Durchl. des Hrn. Biſchoffs zu Luͤbeck
Hoff-Raht und Leib-Medicus.


Laſſe, Zierde Teutſcher Muſen, laſſe deine Saiten ruhn,
Weil der Eifer laͤngſt erloſchen, Dir es jemahls gleich
zu thun.
Unſre Tichter werden nie den erhaltnen Vorzug ſchwaͤchen,
Noch ein Wettſtreit mit Vernunfft die gewundnen Palmen
brechen.
Laß uns Zeit, Dich zu begreiffen, ſetze deinem Ruhm ein Ziel,
Unſers Lichtes iſt zu wenig, Deiner Strahlen ſind zu viel.
Doch ich hoͤre meinen Rath von den meiſten uͤberſtimmen,
Sollen Funcken dieſer Gluth in gedaͤmpffter Aſche glimmen?
Sollen dieſe Schrifften ſchweigen, die man fuͤr ein Muſter
ſchaͤtzt,
Und woran man nur die Kuͤrtze, ſtatt der Fehler ausgeſetzt?
Haͤlt man deſſen Kiel zuruͤck, der uns, wenn er will, beweget,
Hoffnung, Freude, Traurigkeit, Liebe, Furcht und Haß erreget,
Die
),( );(
<TEI>
  <text>
    <front>
      <pb facs="#f0019"/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#b">An Sr. Hoch-Edl.<lb/>
Herrn</hi><hi rendition="#aq">Lic.</hi><hi rendition="#b">Brockes,</hi><lb/>
Wu&#x0364;rdig&#x017F;ten Mit-Glied des Hoch-Wei&#x017F;en Rahts-<hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Collegii</hi></hi><lb/>
zu Hamburg,<lb/><hi rendition="#b">Bey der zweyten Ausgabe</hi><lb/>
des dritten Theils<lb/><hi rendition="#b">Seines Jrrdi&#x017F;chen Vergnu&#x0364;gens in GOTT.<lb/><hi rendition="#aq">D.</hi> B. B. Richter,</hi><lb/>
Jhro Hoch-Fu&#x0364;r&#x017F;tl. Durchl. des Hrn. Bi&#x017F;choffs zu Lu&#x0364;beck<lb/>
Hoff-Raht und Leib-<hi rendition="#aq">Medicus.</hi></head><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <l><hi rendition="#in">L</hi>a&#x017F;&#x017F;e, Zierde Teut&#x017F;cher Mu&#x017F;en, la&#x017F;&#x017F;e deine Saiten ruhn,</l><lb/>
          <l>Weil der Eifer la&#x0364;ng&#x017F;t erlo&#x017F;chen, Dir es jemahls gleich</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">zu thun.</hi> </l><lb/>
          <l>Un&#x017F;re Tichter werden nie den erhaltnen Vorzug &#x017F;chwa&#x0364;chen,</l><lb/>
          <l>Noch ein Wett&#x017F;treit mit Vernunfft die gewundnen Palmen</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">brechen.</hi> </l><lb/>
          <l>Laß uns Zeit, Dich zu begreiffen, &#x017F;etze deinem Ruhm ein Ziel,</l><lb/>
          <l>Un&#x017F;ers Lichtes i&#x017F;t zu wenig, Deiner Strahlen &#x017F;ind zu viel.</l><lb/>
          <l>Doch ich ho&#x0364;re meinen Rath von den mei&#x017F;ten u&#x0364;ber&#x017F;timmen,</l><lb/>
          <l>Sollen Funcken die&#x017F;er Gluth in geda&#x0364;mpffter A&#x017F;che glimmen?</l><lb/>
          <l>Sollen die&#x017F;e Schrifften &#x017F;chweigen, die man fu&#x0364;r ein Mu&#x017F;ter</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">&#x017F;cha&#x0364;tzt,</hi> </l><lb/>
          <l>Und woran man nur die Ku&#x0364;rtze, &#x017F;tatt der Fehler ausge&#x017F;etzt?</l><lb/>
          <l>Ha&#x0364;lt man de&#x017F;&#x017F;en Kiel zuru&#x0364;ck, der uns, wenn er will, beweget,</l><lb/>
          <l>Hoffnung, Freude, Traurigkeit, Liebe, Furcht und Haß erreget,</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">),( );(</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0019] An Sr. Hoch-Edl. Herrn Lic. Brockes, Wuͤrdigſten Mit-Glied des Hoch-Weiſen Rahts-Collegii zu Hamburg, Bey der zweyten Ausgabe des dritten Theils Seines Jrrdiſchen Vergnuͤgens in GOTT. D. B. B. Richter, Jhro Hoch-Fuͤrſtl. Durchl. des Hrn. Biſchoffs zu Luͤbeck Hoff-Raht und Leib-Medicus. Laſſe, Zierde Teutſcher Muſen, laſſe deine Saiten ruhn, Weil der Eifer laͤngſt erloſchen, Dir es jemahls gleich zu thun. Unſre Tichter werden nie den erhaltnen Vorzug ſchwaͤchen, Noch ein Wettſtreit mit Vernunfft die gewundnen Palmen brechen. Laß uns Zeit, Dich zu begreiffen, ſetze deinem Ruhm ein Ziel, Unſers Lichtes iſt zu wenig, Deiner Strahlen ſind zu viel. Doch ich hoͤre meinen Rath von den meiſten uͤberſtimmen, Sollen Funcken dieſer Gluth in gedaͤmpffter Aſche glimmen? Sollen dieſe Schrifften ſchweigen, die man fuͤr ein Muſter ſchaͤtzt, Und woran man nur die Kuͤrtze, ſtatt der Fehler ausgeſetzt? Haͤlt man deſſen Kiel zuruͤck, der uns, wenn er will, beweget, Hoffnung, Freude, Traurigkeit, Liebe, Furcht und Haß erreget, Die ),( );(

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/19
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/19>, abgerufen am 18.04.2024.