Und Häuser machen will, zu ihrem Wercke nimmt, Und so verschiedene Figur von Stein dazu bestimmt, Die all' aus einem Stein gehauen.
Damit nun der Begriff recht deutlich, klar und rein Von der Materie Vermischung möge seyn; So lasset uns durch theilen, durch bewegen, Die Elementen jetzt bemühet seyn zu finden, Wodurch sich alle Cörper binden. Dies ist zu der Natur Geheimniß Thür' und Grund. Man nehme Cörperlein, die scharf, die krumm und rund, Gespitzet, biegsam, rauh, gezackt, und welche sich Auf hundert tausend Arten fügen, Und deren Aendrungen ohn' End' veränderlich; So wird man gleich, statt der Beschaffenheit, Die bloß ein Nahme nur voll Eitelkeit, Schon den Begriff von ihren Formen kriegen. Man sieht viel deutlicher die Eigenschafften an; Und wie sie würcken, mercket man. Ach! wie viel Freude, welche Lust Erwecken diese klein-geformt-und rege Dinge Jn eines Weisen Aug' und Brust! Wie wird dasjenige, was sich in ihnen reget, Das sonst unsichtbar ist, und so geringe, Wenn man es recht erweget, So klar, so hell und fühlbar dargeleget! Und wie sind nicht die Elemente, So bis daher die unachtsame Welt Noch nicht erkennte, Dem Geist so deutlich vorgestellt!
Ein
J 3
Von den Elementen.
Und Haͤuſer machen will, zu ihrem Wercke nimmt, Und ſo verſchiedene Figur von Stein dazu beſtimmt, Die all’ aus einem Stein gehauen.
Damit nun der Begriff recht deutlich, klar und rein Von der Materie Vermiſchung moͤge ſeyn; So laſſet uns durch theilen, durch bewegen, Die Elementen jetzt bemuͤhet ſeyn zu finden, Wodurch ſich alle Coͤrper binden. Dies iſt zu der Natur Geheimniß Thuͤr’ und Grund. Man nehme Coͤrperlein, die ſcharf, die krumm und rund, Geſpitzet, biegſam, rauh, gezackt, und welche ſich Auf hundert tauſend Arten fuͤgen, Und deren Aendrungen ohn’ End’ veraͤnderlich; So wird man gleich, ſtatt der Beſchaffenheit, Die bloß ein Nahme nur voll Eitelkeit, Schon den Begriff von ihren Formen kriegen. Man ſieht viel deutlicher die Eigenſchafften an; Und wie ſie wuͤrcken, mercket man. Ach! wie viel Freude, welche Luſt Erwecken dieſe klein-geformt-und rege Dinge Jn eines Weiſen Aug’ und Bruſt! Wie wird dasjenige, was ſich in ihnen reget, Das ſonſt unſichtbar iſt, und ſo geringe, Wenn man es recht erweget, So klar, ſo hell und fuͤhlbar dargeleget! Und wie ſind nicht die Elemente, So bis daher die unachtſame Welt Noch nicht erkennte, Dem Geiſt ſo deutlich vorgeſtellt!
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Von den Elementen.
Und Haͤuſer machen will, zu ihrem Wercke nimmt,
Und ſo verſchiedene Figur von Stein dazu beſtimmt,
Die all’ aus einem Stein gehauen.
Damit nun der Begriff recht deutlich, klar und rein
Von der Materie Vermiſchung moͤge ſeyn;
So laſſet uns durch theilen, durch bewegen,
Die Elementen jetzt bemuͤhet ſeyn zu finden,
Wodurch ſich alle Coͤrper binden.
Dies iſt zu der Natur Geheimniß Thuͤr’ und Grund.
Man nehme Coͤrperlein, die ſcharf, die krumm und rund,
Geſpitzet, biegſam, rauh, gezackt, und welche ſich
Auf hundert tauſend Arten fuͤgen,
Und deren Aendrungen ohn’ End’ veraͤnderlich;
So wird man gleich, ſtatt der Beſchaffenheit,
Die bloß ein Nahme nur voll Eitelkeit,
Schon den Begriff von ihren Formen kriegen.
Man ſieht viel deutlicher die Eigenſchafften an;
Und wie ſie wuͤrcken, mercket man.
Ach! wie viel Freude, welche Luſt
Erwecken dieſe klein-geformt-und rege Dinge
Jn eines Weiſen Aug’ und Bruſt!
Wie wird dasjenige, was ſich in ihnen reget,
Das ſonſt unſichtbar iſt, und ſo geringe,
Wenn man es recht erweget,
So klar, ſo hell und fuͤhlbar dargeleget!
Und wie ſind nicht die Elemente,
So bis daher die unachtſame Welt
Noch nicht erkennte,
Dem Geiſt ſo deutlich vorgeſtellt!
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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/163>, abgerufen am 16.07.2024.
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