Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
Von den Elementen.
Sie bildeten sich ein,
Es würd ihr Einfluß und ihr Schein,
Mit mehrer Fruchtbarkeit herab geführet,
Wenn sie vor dem Altar, auf ihren Knien,
Von ihnen würden angeschrien.

Doch kamen endlich Weise, die
Mit unabläßlich grosser Müh
Der Creatur Geheimniß auszufinden,
Und zu ergründen
Sich stets bestrebeten. Allein,
Jndem sie sich gedachten zu erklären;
So stimmten ihre Lehren
Nicht mit einander überein.
Man hör' Hesiodum, er spricht: Es werden
Die Elementen all' erzeuget aus der Erden.
Hingegen Thales will, daß aus der Fluht allein
Dieselbigen entstanden seyn.
Anaximenes spricht: die Lufft hat sie gemacht,
Das Feur, spricht Heraclit, hat sie hervor gebracht.
Pythagoras erbauet sie
Aus Zahlen und der Harmonie,
Der setzet Nacht und Licht, Gerad und Ungerad;
Da Anaxagoras, Leucippus, Epieur,
Die Sonnen-Stäubgen nur
Zum Urquell aller Dinge hat.
Wenn Aristoteles die Lufft, die Fluht,
Die Erde, sammt der Gluht,
Zu seinem Grunde setzt; hat Plato die Jdee
Und die Materie.
Es
Von den Elementen.
Sie bildeten ſich ein,
Es wuͤrd ihr Einfluß und ihr Schein,
Mit mehrer Fruchtbarkeit herab gefuͤhret,
Wenn ſie vor dem Altar, auf ihren Knien,
Von ihnen wuͤrden angeſchrien.

Doch kamen endlich Weiſe, die
Mit unablaͤßlich groſſer Muͤh
Der Creatur Geheimniß auszufinden,
Und zu ergruͤnden
Sich ſtets beſtrebeten. Allein,
Jndem ſie ſich gedachten zu erklaͤren;
So ſtimmten ihre Lehren
Nicht mit einander uͤberein.
Man hoͤr’ Heſiodum, er ſpricht: Es werden
Die Elementen all’ erzeuget aus der Erden.
Hingegen Thales will, daß aus der Fluht allein
Dieſelbigen entſtanden ſeyn.
Anaximenes ſpricht: die Lufft hat ſie gemacht,
Das Feur, ſpricht Heraclit, hat ſie hervor gebracht.
Pythagoras erbauet ſie
Aus Zahlen und der Harmonie,
Der ſetzet Nacht und Licht, Gerad und Ungerad;
Da Anaxagoras, Leucippus, Epieur,
Die Sonnen-Staͤubgen nur
Zum Urquell aller Dinge hat.
Wenn Ariſtoteles die Lufft, die Fluht,
Die Erde, ſammt der Gluht,
Zu ſeinem Grunde ſetzt; hat Plato die Jdee
Und die Materie.
Es
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <pb facs="#f0155" n="125"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Von den Elementen.</hi> </fw><lb/>
              <lg type="poem">
                <l>Sie bildeten &#x017F;ich ein,</l><lb/>
                <l>Es wu&#x0364;rd ihr Einfluß und ihr Schein,</l><lb/>
                <l>Mit mehrer Fruchtbarkeit herab gefu&#x0364;hret,</l><lb/>
                <l>Wenn &#x017F;ie vor dem Altar, auf ihren Knien,</l><lb/>
                <l>Von ihnen wu&#x0364;rden ange&#x017F;chrien.</l>
              </lg><lb/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
              <lg type="poem">
                <l><hi rendition="#in">D</hi>och kamen endlich Wei&#x017F;e, die</l><lb/>
                <l>Mit unabla&#x0364;ßlich gro&#x017F;&#x017F;er Mu&#x0364;h</l><lb/>
                <l>Der Creatur Geheimniß auszufinden,</l><lb/>
                <l>Und zu ergru&#x0364;nden</l><lb/>
                <l>Sich &#x017F;tets be&#x017F;trebeten. Allein,</l><lb/>
                <l>Jndem &#x017F;ie &#x017F;ich gedachten zu erkla&#x0364;ren;</l><lb/>
                <l>So &#x017F;timmten ihre Lehren</l><lb/>
                <l>Nicht mit einander u&#x0364;berein.</l><lb/>
                <l>Man ho&#x0364;r&#x2019; He&#x017F;iodum, er &#x017F;pricht: Es werden</l><lb/>
                <l>Die Elementen all&#x2019; erzeuget aus der Erden.</l><lb/>
                <l>Hingegen Thales will, daß aus der Fluht allein</l><lb/>
                <l>Die&#x017F;elbigen ent&#x017F;tanden &#x017F;eyn.</l><lb/>
                <l>Anaximenes &#x017F;pricht: die Lufft hat &#x017F;ie gemacht,</l><lb/>
                <l>Das Feur, &#x017F;pricht Heraclit, hat &#x017F;ie hervor gebracht.</l><lb/>
                <l>Pythagoras erbauet &#x017F;ie</l><lb/>
                <l>Aus Zahlen und der Harmonie,</l><lb/>
                <l>Der &#x017F;etzet Nacht und Licht, Gerad und Ungerad;</l><lb/>
                <l>Da Anaxagoras, Leucippus, Epieur,</l><lb/>
                <l>Die Sonnen-Sta&#x0364;ubgen nur</l><lb/>
                <l>Zum Urquell aller Dinge hat.</l><lb/>
                <l>Wenn Ari&#x017F;toteles die Lufft, die Fluht,</l><lb/>
                <l>Die Erde, &#x017F;ammt der Gluht,</l><lb/>
                <l>Zu &#x017F;einem Grunde &#x017F;etzt; hat Plato die Jdee</l><lb/>
                <l>Und die Materie.</l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Es</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[125/0155] Von den Elementen. Sie bildeten ſich ein, Es wuͤrd ihr Einfluß und ihr Schein, Mit mehrer Fruchtbarkeit herab gefuͤhret, Wenn ſie vor dem Altar, auf ihren Knien, Von ihnen wuͤrden angeſchrien. Doch kamen endlich Weiſe, die Mit unablaͤßlich groſſer Muͤh Der Creatur Geheimniß auszufinden, Und zu ergruͤnden Sich ſtets beſtrebeten. Allein, Jndem ſie ſich gedachten zu erklaͤren; So ſtimmten ihre Lehren Nicht mit einander uͤberein. Man hoͤr’ Heſiodum, er ſpricht: Es werden Die Elementen all’ erzeuget aus der Erden. Hingegen Thales will, daß aus der Fluht allein Dieſelbigen entſtanden ſeyn. Anaximenes ſpricht: die Lufft hat ſie gemacht, Das Feur, ſpricht Heraclit, hat ſie hervor gebracht. Pythagoras erbauet ſie Aus Zahlen und der Harmonie, Der ſetzet Nacht und Licht, Gerad und Ungerad; Da Anaxagoras, Leucippus, Epieur, Die Sonnen-Staͤubgen nur Zum Urquell aller Dinge hat. Wenn Ariſtoteles die Lufft, die Fluht, Die Erde, ſammt der Gluht, Zu ſeinem Grunde ſetzt; hat Plato die Jdee Und die Materie. Es

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/155
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/155>, abgerufen am 23.11.2024.