Jndem wir sie als ein Gebäu besehn, Das wunderbarlich groß und wunderbarlich schön; Und unsere Gedancken dahin gehn, Der Ordnungen geheimes Band zu finden, So Zier-als Aend'rungen zu fassen, zu ergründen; So untersucht mit Recht im Anfang unser Geist Das, was man Elementen heist; Auch wie das Wesen aller Dinge Aus der Materie entspringe; Nicht minder das, was man an Cörpern nennt, Vermischung, Eigenschafft, wie es sich fügt und trennt: Vor allen auch den Ursprung und den Grund, Woher so mancherley gewürcket werde, Jm Himmel, in der Lufft, im Wasser, auf der Erde?
Kan man sich wol mit Recht verwundern, wenn man spürt, Daß blinder Unverstand zuerst regiert? Die Menschen, da sie nichts, als durch die Sinnen, kennten; So übergaben sie die Göttliche Gewalt Dem Stoff und auch den Elementen. Jn diesen Jrrthum nun verwickelt, ward sobald Das, welches sonst an Schönheit und Gestallt Sich unterschied, auch das, was ihnen Nutzen bracht, Zu einer GOTTHEJT gleich gemacht.
Als Götter ehrten sie die Lufft, die Fluht, Das Licht und auch des Feuers Gluht; Es haben Sonn' und Mond (ob sie gleich sonder Leben, Den Elementen gleich, aus welchen sie formiret;) Als Götter, wie es hieß, der Welt das Licht gegeben.
Sie
Von den Elementen.
Jndem wir ſie als ein Gebaͤu beſehn, Das wunderbarlich groß und wunderbarlich ſchoͤn; Und unſere Gedancken dahin gehn, Der Ordnungen geheimes Band zu finden, So Zier-als Aend’rungen zu faſſen, zu ergruͤnden; So unterſucht mit Recht im Anfang unſer Geiſt Das, was man Elementen heiſt; Auch wie das Weſen aller Dinge Aus der Materie entſpringe; Nicht minder das, was man an Coͤrpern nennt, Vermiſchung, Eigenſchafft, wie es ſich fuͤgt und trennt: Vor allen auch den Urſprung und den Grund, Woher ſo mancherley gewuͤrcket werde, Jm Himmel, in der Lufft, im Waſſer, auf der Erde?
Kan man ſich wol mit Recht verwundern, wenn man ſpuͤrt, Daß blinder Unverſtand zuerſt regiert? Die Menſchen, da ſie nichts, als durch die Sinnen, kennten; So uͤbergaben ſie die Goͤttliche Gewalt Dem Stoff und auch den Elementen. Jn dieſen Jrrthum nun verwickelt, ward ſobald Das, welches ſonſt an Schoͤnheit und Geſtallt Sich unterſchied, auch das, was ihnen Nutzen bracht, Zu einer GOTTHEJT gleich gemacht.
Als Goͤtter ehrten ſie die Lufft, die Fluht, Das Licht und auch des Feuers Gluht; Es haben Sonn’ und Mond (ob ſie gleich ſonder Leben, Den Elementen gleich, aus welchen ſie formiret;) Als Goͤtter, wie es hieß, der Welt das Licht gegeben.
Sie
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Von den Elementen.
Jndem wir ſie als ein Gebaͤu beſehn,
Das wunderbarlich groß und wunderbarlich ſchoͤn;
Und unſere Gedancken dahin gehn,
Der Ordnungen geheimes Band zu finden,
So Zier-als Aend’rungen zu faſſen, zu ergruͤnden;
So unterſucht mit Recht im Anfang unſer Geiſt
Das, was man Elementen heiſt;
Auch wie das Weſen aller Dinge
Aus der Materie entſpringe;
Nicht minder das, was man an Coͤrpern nennt,
Vermiſchung, Eigenſchafft, wie es ſich fuͤgt und trennt:
Vor allen auch den Urſprung und den Grund,
Woher ſo mancherley gewuͤrcket werde,
Jm Himmel, in der Lufft, im Waſſer, auf der Erde?
Kan man ſich wol mit Recht verwundern, wenn man ſpuͤrt,
Daß blinder Unverſtand zuerſt regiert?
Die Menſchen, da ſie nichts, als durch die Sinnen, kennten;
So uͤbergaben ſie die Goͤttliche Gewalt
Dem Stoff und auch den Elementen.
Jn dieſen Jrrthum nun verwickelt, ward ſobald
Das, welches ſonſt an Schoͤnheit und Geſtallt
Sich unterſchied, auch das, was ihnen Nutzen bracht,
Zu einer GOTTHEJT gleich gemacht.
Als Goͤtter ehrten ſie die Lufft, die Fluht,
Das Licht und auch des Feuers Gluht;
Es haben Sonn’ und Mond (ob ſie gleich ſonder Leben,
Den Elementen gleich, aus welchen ſie formiret;)
Als Goͤtter, wie es hieß, der Welt das Licht gegeben.
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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/153>, abgerufen am 16.07.2024.
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