Die Krafft, so Cörper treibt, die Schwere, so sie drückt, Macht sie zu mancherley Bewegungen geschickt: Es zeigt sich manch vermischt, und manch gefügt Bewegen, Durch Würckungen, die sich einander gantz entgegen.
Wenn nun ein Cörper, der sich reget, Nicht so viel Kräffte heget, Jn dem geraden Lauff zu bleiben, Als einer, den er trifft, Krafft hat zu widerstehn; So wird der erste gleich abprallend abwerts gehn. Doch ist er mächtiger; wird er sich vorwerts treiben, Wohin er Anfangs gieng: Der Schwächere wird dann durch ihn mit fortgerissen, Doch muß der Starcke das von seiner Stärcke missen, Was jener erst von ihm empfing.
Durch dieß Gesetz nun nehmen und empfangen Die Cörper, welche weich und nicht zusammen hangen, Auch die, so flüssig sind, und die nicht widerstehn, Jmgleichen, welche leicht erschüttern und sich drehn, Die schnellesten Bewegungen in sich: Und machen, wie wir offt verspüren, Daß auch die festesten dieselben bald verlieren.
Hört gleich, gehemmt in seinem Lauf, Der Druck des harten Cörpers auf, Wenn ein noch härterer den Gang ihn unterbricht; Verliert er zwar den Strich, doch sein Bewegen nicht.
Der
H
Von den Geſetzen der Bewegung.
Die Krafft, ſo Coͤrper treibt, die Schwere, ſo ſie druͤckt, Macht ſie zu mancherley Bewegungen geſchickt: Es zeigt ſich manch vermiſcht, und manch gefuͤgt Bewegen, Durch Wuͤrckungen, die ſich einander gantz entgegen.
Wenn nun ein Coͤrper, der ſich reget, Nicht ſo viel Kraͤffte heget, Jn dem geraden Lauff zu bleiben, Als einer, den er trifft, Krafft hat zu widerſtehn; So wird der erſte gleich abprallend abwerts gehn. Doch iſt er maͤchtiger; wird er ſich vorwerts treiben, Wohin er Anfangs gieng: Der Schwaͤchere wird dann durch ihn mit fortgeriſſen, Doch muß der Starcke das von ſeiner Staͤrcke miſſen, Was jener erſt von ihm empfing.
Durch dieß Geſetz nun nehmen und empfangen Die Coͤrper, welche weich und nicht zuſammen hangen, Auch die, ſo fluͤſſig ſind, und die nicht widerſtehn, Jmgleichen, welche leicht erſchuͤttern und ſich drehn, Die ſchnelleſten Bewegungen in ſich: Und machen, wie wir offt verſpuͤren, Daß auch die feſteſten dieſelben bald verlieren.
Hoͤrt gleich, gehemmt in ſeinem Lauf, Der Druck des harten Coͤrpers auf, Wenn ein noch haͤrterer den Gang ihn unterbricht; Verliert er zwar den Strich, doch ſein Bewegen nicht.
Der
H
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Von den Geſetzen der Bewegung.
Die Krafft, ſo Coͤrper treibt, die Schwere, ſo ſie druͤckt,
Macht ſie zu mancherley Bewegungen geſchickt:
Es zeigt ſich manch vermiſcht, und manch gefuͤgt Bewegen,
Durch Wuͤrckungen, die ſich einander gantz entgegen.
Wenn nun ein Coͤrper, der ſich reget,
Nicht ſo viel Kraͤffte heget,
Jn dem geraden Lauff zu bleiben,
Als einer, den er trifft, Krafft hat zu widerſtehn;
So wird der erſte gleich abprallend abwerts gehn.
Doch iſt er maͤchtiger; wird er ſich vorwerts treiben,
Wohin er Anfangs gieng:
Der Schwaͤchere wird dann durch ihn mit fortgeriſſen,
Doch muß der Starcke das von ſeiner Staͤrcke miſſen,
Was jener erſt von ihm empfing.
Durch dieß Geſetz nun nehmen und empfangen
Die Coͤrper, welche weich und nicht zuſammen hangen,
Auch die, ſo fluͤſſig ſind, und die nicht widerſtehn,
Jmgleichen, welche leicht erſchuͤttern und ſich drehn,
Die ſchnelleſten Bewegungen in ſich:
Und machen, wie wir offt verſpuͤren,
Daß auch die feſteſten dieſelben bald verlieren.
Hoͤrt gleich, gehemmt in ſeinem Lauf,
Der Druck des harten Coͤrpers auf,
Wenn ein noch haͤrterer den Gang ihn unterbricht;
Verliert er zwar den Strich, doch ſein Bewegen nicht.
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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/143>, abgerufen am 17.02.2025.
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