So viel bemüh'n, Und niedrig sich bey ihnen setzen. Hiedurch wird alsobald sein Auge, sehr erfreut, Die Farben, die es sonst von oben nur verstreu't, Und nur getheilt gesehn, verwunderlich verbinden, Und, voll von ungemeinem Glanz', Ein herrliches Geweb', ein unvergleichlichs Ganz, Gleich einer köstlichen Tapete, finden. Der Grund von dieser schönen Decken Jst lieblich, weißlich, grün. Es deckt so Stiel als Laub, Die an sich dunkler grün, ein grünlich weisser Staub, Der sich verwischen lässt. Es schmückt ein zierlich Blat, Das oftermals sich nett gedrehet hat, Des rischen Stengels Fuß. Ja wie man oft Papier Mit Fingern zierlich drückt, so scheint in grüner Zier Dieß spitzig lang- und breite Blat Von Fingern der Natur sehr zierlich eingedrücket, Wovon die Bildungen der fördersten allein Zu unterscheiden seyn, Weil Laub und Stengel alsobald Der Bildung liebliche Gestalt, Mit welcher sie sich alle zieren, Jndem die Menge sie vereint, verlieren. Doch lassen sie recht wunderschön Ein allgemeines Grün sodann den Augen sehn. Dieß Grüne sieht man sich jedoch nicht weit erstrecken, Jndem der Bluhmen helle Flammen Den grünen Schmuck durch bunten Schmuck verdecken. Jn denen nun verbindet sich zusammen, Was die Natur in unterschied'nem Grad Sonst einzeln schönes hat. Der Teppich scheint von Farbe nicht, Wol aber von gefärb'tem Licht Verwunderlich gewirkt. Wer Flammen sehen will,
Die,
So viel bemuͤh’n, Und niedrig ſich bey ihnen ſetzen. Hiedurch wird alſobald ſein Auge, ſehr erfreut, Die Farben, die es ſonſt von oben nur verſtreu’t, Und nur getheilt geſehn, verwunderlich verbinden, Und, voll von ungemeinem Glanz’, Ein herrliches Geweb’, ein unvergleichlichs Ganz, Gleich einer koͤſtlichen Tapete, finden. Der Grund von dieſer ſchoͤnen Decken Jſt lieblich, weißlich, gruͤn. Es deckt ſo Stiel als Laub, Die an ſich dunkler gruͤn, ein gruͤnlich weiſſer Staub, Der ſich verwiſchen laͤſſt. Es ſchmuͤckt ein zierlich Blat, Das oftermals ſich nett gedrehet hat, Des riſchen Stengels Fuß. Ja wie man oft Papier Mit Fingern zierlich druͤckt, ſo ſcheint in gruͤner Zier Dieß ſpitzig lang- und breite Blat Von Fingern der Natur ſehr zierlich eingedruͤcket, Wovon die Bildungen der foͤrderſten allein Zu unterſcheiden ſeyn, Weil Laub und Stengel alſobald Der Bildung liebliche Geſtalt, Mit welcher ſie ſich alle zieren, Jndem die Menge ſie vereint, verlieren. Doch laſſen ſie recht wunderſchoͤn Ein allgemeines Gruͤn ſodann den Augen ſehn. Dieß Gruͤne ſieht man ſich jedoch nicht weit erſtrecken, Jndem der Bluhmen helle Flammen Den gruͤnen Schmuck durch bunten Schmuck verdecken. Jn denen nun verbindet ſich zuſammen, Was die Natur in unterſchied’nem Grad Sonſt einzeln ſchoͤnes hat. Der Teppich ſcheint von Farbe nicht, Wol aber von gefaͤrb’tem Licht Verwunderlich gewirkt. Wer Flammen ſehen will,
Die,
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So viel bemuͤh’n,</l><lb/><l>Und niedrig ſich bey ihnen ſetzen.</l><lb/><l>Hiedurch wird alſobald ſein Auge, ſehr erfreut,</l><lb/><l>Die Farben, die es ſonſt von oben nur verſtreu’t,</l><lb/><l>Und nur getheilt geſehn, verwunderlich verbinden,</l><lb/><l>Und, voll von ungemeinem Glanz’,</l><lb/><l>Ein herrliches Geweb’, ein unvergleichlichs Ganz,</l><lb/><l>Gleich einer koͤſtlichen Tapete, finden.</l><lb/><l>Der Grund von dieſer ſchoͤnen Decken</l><lb/><l>Jſt lieblich, weißlich, gruͤn. Es deckt ſo Stiel als Laub,</l><lb/><l>Die an ſich dunkler gruͤn, ein gruͤnlich weiſſer Staub,</l><lb/><l>Der ſich verwiſchen laͤſſt. Es ſchmuͤckt ein zierlich Blat,</l><lb/><l>Das oftermals ſich nett gedrehet hat,</l><lb/><l>Des riſchen Stengels Fuß. Ja wie man oft Papier</l><lb/><l>Mit Fingern zierlich druͤckt, ſo ſcheint in gruͤner Zier</l><lb/><l>Dieß ſpitzig lang- und breite Blat</l><lb/><l>Von Fingern der Natur ſehr zierlich eingedruͤcket,</l><lb/><l>Wovon die Bildungen der foͤrderſten allein</l><lb/><l>Zu unterſcheiden ſeyn,</l><lb/><l>Weil Laub und Stengel alſobald</l><lb/><l>Der Bildung liebliche Geſtalt,</l><lb/><l>Mit welcher ſie ſich alle zieren,</l><lb/><l>Jndem die Menge ſie vereint, verlieren.</l><lb/><l>Doch laſſen ſie recht wunderſchoͤn</l><lb/><l>Ein allgemeines Gruͤn ſodann den Augen ſehn.</l><lb/><l>Dieß Gruͤne ſieht man ſich jedoch nicht weit erſtrecken,</l><lb/><l>Jndem der Bluhmen helle Flammen</l><lb/><l>Den gruͤnen Schmuck durch bunten Schmuck verdecken.</l><lb/><l>Jn denen nun verbindet ſich zuſammen,</l><lb/><l>Was die Natur in unterſchied’nem Grad</l><lb/><l>Sonſt einzeln ſchoͤnes hat.</l><lb/><l>Der Teppich ſcheint von Farbe nicht,</l><lb/><l>Wol aber von gefaͤrb’tem Licht</l><lb/><l>Verwunderlich gewirkt. Wer Flammen ſehen will,</l><lb/><l><fwplace="bottom"type="catch">Die,</fw><lb/></l></lg></div></div></body></text></TEI>
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So viel bemuͤh’n,
Und niedrig ſich bey ihnen ſetzen.
Hiedurch wird alſobald ſein Auge, ſehr erfreut,
Die Farben, die es ſonſt von oben nur verſtreu’t,
Und nur getheilt geſehn, verwunderlich verbinden,
Und, voll von ungemeinem Glanz’,
Ein herrliches Geweb’, ein unvergleichlichs Ganz,
Gleich einer koͤſtlichen Tapete, finden.
Der Grund von dieſer ſchoͤnen Decken
Jſt lieblich, weißlich, gruͤn. Es deckt ſo Stiel als Laub,
Die an ſich dunkler gruͤn, ein gruͤnlich weiſſer Staub,
Der ſich verwiſchen laͤſſt. Es ſchmuͤckt ein zierlich Blat,
Das oftermals ſich nett gedrehet hat,
Des riſchen Stengels Fuß. Ja wie man oft Papier
Mit Fingern zierlich druͤckt, ſo ſcheint in gruͤner Zier
Dieß ſpitzig lang- und breite Blat
Von Fingern der Natur ſehr zierlich eingedruͤcket,
Wovon die Bildungen der foͤrderſten allein
Zu unterſcheiden ſeyn,
Weil Laub und Stengel alſobald
Der Bildung liebliche Geſtalt,
Mit welcher ſie ſich alle zieren,
Jndem die Menge ſie vereint, verlieren.
Doch laſſen ſie recht wunderſchoͤn
Ein allgemeines Gruͤn ſodann den Augen ſehn.
Dieß Gruͤne ſieht man ſich jedoch nicht weit erſtrecken,
Jndem der Bluhmen helle Flammen
Den gruͤnen Schmuck durch bunten Schmuck verdecken.
Jn denen nun verbindet ſich zuſammen,
Was die Natur in unterſchied’nem Grad
Sonſt einzeln ſchoͤnes hat.
Der Teppich ſcheint von Farbe nicht,
Wol aber von gefaͤrb’tem Licht
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/76>, abgerufen am 21.11.2024.
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