Bey aufgeklär'ter Luft, wenn mein Gemüt gerühret, Die Wallung meiner Geister spüret, Die Wärm' und Licht, zusamt der Pracht Der grünenden Natur, von neuen rege macht; Alsdann betracht' ich mich, Als hätte mich die Hand des Schöpfers aller Welt Jn ein fürtreffliches Theater hingestellt, Worauf die Sonn' und Mond, die Sterne, Bluhmen, Frücht', Jn stetiger Veränd'rung ihres Standes, Verschiedliche Verbindungen formiren, Und dadurch nicht allein das leibliche Gesicht, Auch meiner Selen Aug', empfindlich rühren.
Der Donner selbst, der Blitz, der Hagel und der Regen, Ja der Cometen Schein, der Bogen, der so schön, Die lassen sich zum Schmuck auf diesem Schau-Platz sehn. Jch seh' im ausgespannt- und glänzenden Lasur Der Wolken güld'nen Glanz, der reichen Farben Spur, Die man nicht g'nug bewundern kann, Jn ihrer Aenderung als so viel Scenen an.
Wann
II. Theil. M m
Andere Gedanken von Betrachtung der Welt.
Bey aufgeklaͤr’ter Luft, wenn mein Gemuͤt geruͤhret, Die Wallung meiner Geiſter ſpuͤret, Die Waͤrm’ und Licht, zuſamt der Pracht Der gruͤnenden Natur, von neuen rege macht; Alsdann betracht’ ich mich, Als haͤtte mich die Hand des Schoͤpfers aller Welt Jn ein fuͤrtreffliches Theater hingeſtellt, Worauf die Sonn’ und Mond, die Sterne, Bluhmen, Fruͤcht’, Jn ſtetiger Veraͤnd’rung ihres Standes, Verſchiedliche Verbindungen formiren, Und dadurch nicht allein das leibliche Geſicht, Auch meiner Selen Aug’, empfindlich ruͤhren.
Der Donner ſelbſt, der Blitz, der Hagel und der Regen, Ja der Cometen Schein, der Bogen, der ſo ſchoͤn, Die laſſen ſich zum Schmuck auf dieſem Schau-Platz ſehn. Jch ſeh’ im ausgeſpannt- und glaͤnzenden Laſur Der Wolken guͤld’nen Glanz, der reichen Farben Spur, Die man nicht g’nug bewundern kann, Jn ihrer Aenderung als ſo viel Scenen an.
Wann
II. Theil. M m
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Andere Gedanken
von Betrachtung der Welt.
Bey aufgeklaͤr’ter Luft, wenn mein Gemuͤt geruͤhret,
Die Wallung meiner Geiſter ſpuͤret,
Die Waͤrm’ und Licht, zuſamt der Pracht
Der gruͤnenden Natur, von neuen rege macht;
Alsdann betracht’ ich mich,
Als haͤtte mich die Hand des Schoͤpfers aller Welt
Jn ein fuͤrtreffliches Theater hingeſtellt,
Worauf die Sonn’ und Mond, die Sterne, Bluhmen,
Fruͤcht’,
Jn ſtetiger Veraͤnd’rung ihres Standes,
Verſchiedliche Verbindungen formiren,
Und dadurch nicht allein das leibliche Geſicht,
Auch meiner Selen Aug’, empfindlich ruͤhren.
Der Donner ſelbſt, der Blitz, der Hagel und der Regen,
Ja der Cometen Schein, der Bogen, der ſo ſchoͤn,
Die laſſen ſich zum Schmuck auf dieſem Schau-Platz ſehn.
Jch ſeh’ im ausgeſpannt- und glaͤnzenden Laſur
Der Wolken guͤld’nen Glanz, der reichen Farben Spur,
Die man nicht g’nug bewundern kann,
Jn ihrer Aenderung als ſo viel Scenen an.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 545. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/581>, abgerufen am 27.07.2024.
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