Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727.Julius. Der Junius ist weg; der Julius erscheint,Und bringt uns neue Lust, und bringt uns neuen Segen. Ach lasst uns beydes doch mit Andacht überlegen, Und denken, wie anitzt sich Nutz und Lust vereint! Seht, wie die Gärten itzt mit neuen Bluhmen blühen! Seht, wie die Kirschen dort, recht wie Rubinen, glühen, Und zwischen grünem Laub', an tief-gebog'nen Zweigen, Auf ihrer glatten Haut, manch glänzend Sonnen-Bild Dem aufmerksamen Aug', in kleinen Spiegeln, zeigen! Ach mögte doch derselben kleiner Schein, Ach mögt' ihr reiner Stral, uns ein' Erinn'rung seyn, Erst an die Sonn', und dann auf Den zu denken, Der aller Sonnen Sonn' und HErr, und Dem allein, Jn einer Dank-begier'gen Brust, Das Opfer uns'rer Lust Für so viel Gut's hinwiederum zu schenken! Man sieht mit Lust auf den beblühmten Rasen Die Küh' und Schaf' anitzt in sanfter Unschuld grasen. Man bringt itzt, aus dem Moor, Den schon gegrab'nen Torf, Holz aus dem Wald', hervor. Noch mehr, worüber ich mich recht von Herzen freu'; Jn diesem Monat mäht man Gras, man machet Heu, Wodurch, indem der Bau'r sein Vieh damit ernährt, Der weise GOtt, durch sie, uns selbst die Kost bescheert. Man sieht es, wenn mans sieht, mit innigem Vergnügen Jn Schwaden hier, und dort in Schobern liegen. Da
Julius. Der Junius iſt weg; der Julius erſcheint,Und bringt uns neue Luſt, und bringt uns neuen Segen. Ach laſſt uns beydes doch mit Andacht uͤberlegen, Und denken, wie anitzt ſich Nutz und Luſt vereint! Seht, wie die Gaͤrten itzt mit neuen Bluhmen bluͤhen! Seht, wie die Kirſchen dort, recht wie Rubinen, gluͤhen, Und zwiſchen gruͤnem Laub’, an tief-gebog’nen Zweigen, Auf ihrer glatten Haut, manch glaͤnzend Sonnen-Bild Dem aufmerkſamen Aug’, in kleinen Spiegeln, zeigen! Ach moͤgte doch derſelben kleiner Schein, Ach moͤgt’ ihr reiner Stral, uns ein’ Erinn’rung ſeyn, Erſt an die Sonn’, und dann auf Den zu denken, Der aller Sonnen Sonn’ und HErr, und Dem allein, Jn einer Dank-begier’gen Bruſt, Das Opfer unſ’rer Luſt Fuͤr ſo viel Gut’s hinwiederum zu ſchenken! Man ſieht mit Luſt auf den bebluͤhmten Raſen Die Kuͤh’ und Schaf’ anitzt in ſanfter Unſchuld graſen. Man bringt itzt, aus dem Moor, Den ſchon gegrab’nen Torf, Holz aus dem Wald’, hervor. Noch mehr, woruͤber ich mich recht von Herzen freu’; Jn dieſem Monat maͤht man Gras, man machet Heu, Wodurch, indem der Bau’r ſein Vieh damit ernaͤhrt, Der weiſe GOtt, durch ſie, uns ſelbſt die Koſt beſcheert. Man ſieht es, wenn mans ſieht, mit innigem Vergnuͤgen Jn Schwaden hier, und dort in Schobern liegen. Da
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Julius.
Der Junius iſt weg; der Julius erſcheint,
Und bringt uns neue Luſt, und bringt uns neuen Segen.
Ach laſſt uns beydes doch mit Andacht uͤberlegen,
Und denken, wie anitzt ſich Nutz und Luſt vereint!
Seht, wie die Gaͤrten itzt mit neuen Bluhmen bluͤhen!
Seht, wie die Kirſchen dort, recht wie Rubinen, gluͤhen,
Und zwiſchen gruͤnem Laub’, an tief-gebog’nen Zweigen,
Auf ihrer glatten Haut, manch glaͤnzend Sonnen-Bild
Dem aufmerkſamen Aug’, in kleinen Spiegeln, zeigen!
Ach moͤgte doch derſelben kleiner Schein,
Ach moͤgt’ ihr reiner Stral, uns ein’ Erinn’rung ſeyn,
Erſt an die Sonn’, und dann auf Den zu denken,
Der aller Sonnen Sonn’ und HErr, und Dem allein,
Jn einer Dank-begier’gen Bruſt,
Das Opfer unſ’rer Luſt
Fuͤr ſo viel Gut’s hinwiederum zu ſchenken!
Man ſieht mit Luſt auf den bebluͤhmten Raſen
Die Kuͤh’ und Schaf’ anitzt in ſanfter Unſchuld graſen.
Man bringt itzt, aus dem Moor,
Den ſchon gegrab’nen Torf, Holz aus dem Wald’, hervor.
Noch mehr, woruͤber ich mich recht von Herzen freu’;
Jn dieſem Monat maͤht man Gras, man machet Heu,
Wodurch, indem der Bau’r ſein Vieh damit ernaͤhrt,
Der weiſe GOtt, durch ſie, uns ſelbſt die Koſt beſcheert.
Man ſieht es, wenn mans ſieht, mit innigem Vergnuͤgen
Jn Schwaden hier, und dort in Schobern liegen.
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