Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727.Jn diesem Monat düngt der Ackers-Mann sein Feld, Bemühet sich, des Schnees zu starke Feuchtigkeiten Von seinem Acker abzuleiten, Macht künft'gen Samen rein, flickt seine Zäune, drischt, Fäll't Holz und fänget Wild, er spinnet itzt, er fischt, Und giebt den Fischen Luft. Wird ihm nun gleich anitzt die Arbeit öfters sauer, Bestürmet Frost und Schnee und mancher Hagel-Schauer Jhm öfters Hand und Haupt; so trocknet er die Glieder Jn seinem Hause doch mit Lust bey'm Feuer wieder, Und wechselt Müh' und Ruh. Der Gärtner fängt den Garten Mit fetter Düngung an zu warten. Jm Mist-Bett kann er schon Salat und Zwiebeln säen; Doch deckt er es mit Stroh und Schilf noch fleissig zu. Die Kräuter und Gewächse stehen Und liegen gleichsam itzt in Ruh. Es sammlen die zurück gehalt'nen Säfte Jn ihnen gleichsam neue Kräfte; Sie warten auf den lieben Lenzen, Um dann, zu GOttes Ruhm, in neuer Pracht zu glänzen. Ach hätten wir auch die Beschaffenheit, Jm Creuz' und Kummer still zu seyn, Um wieder neue Kraft zu fassen, Damit, bey Glück und Sonnen-Schein, Wir unser Licht um desto mehr, Zu unsers GOttes Preis und Ehr', Jm Dank' auch mögten leuchten lassen! Februa- G g 4
Jn dieſem Monat duͤngt der Ackers-Mann ſein Feld, Bemuͤhet ſich, des Schnees zu ſtarke Feuchtigkeiten Von ſeinem Acker abzuleiten, Macht kuͤnft’gen Samen rein, flickt ſeine Zaͤune, driſcht, Faͤll’t Holz und faͤnget Wild, er ſpinnet itzt, er fiſcht, Und giebt den Fiſchen Luft. Wird ihm nun gleich anitzt die Arbeit oͤfters ſauer, Beſtuͤrmet Froſt und Schnee und mancher Hagel-Schauer Jhm oͤfters Hand und Haupt; ſo trocknet er die Glieder Jn ſeinem Hauſe doch mit Luſt bey’m Feuer wieder, Und wechſelt Muͤh’ und Ruh. Der Gaͤrtner faͤngt den Garten Mit fetter Duͤngung an zu warten. Jm Miſt-Bett kann er ſchon Salat und Zwiebeln ſaͤen; Doch deckt er es mit Stroh und Schilf noch fleiſſig zu. Die Kraͤuter und Gewaͤchſe ſtehen Und liegen gleichſam itzt in Ruh. Es ſammlen die zuruͤck gehalt’nen Saͤfte Jn ihnen gleichſam neue Kraͤfte; Sie warten auf den lieben Lenzen, Um dann, zu GOttes Ruhm, in neuer Pracht zu glaͤnzen. Ach haͤtten wir auch die Beſchaffenheit, Jm Creuz’ und Kummer ſtill zu ſeyn, Um wieder neue Kraft zu faſſen, Damit, bey Gluͤck und Sonnen-Schein, Wir unſer Licht um deſto mehr, Zu unſers GOttes Preis und Ehr’, Jm Dank’ auch moͤgten leuchten laſſen! Februa- G g 4
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Jn dieſem Monat duͤngt der Ackers-Mann ſein Feld,
Bemuͤhet ſich, des Schnees zu ſtarke Feuchtigkeiten
Von ſeinem Acker abzuleiten,
Macht kuͤnft’gen Samen rein, flickt ſeine Zaͤune, driſcht,
Faͤll’t Holz und faͤnget Wild, er ſpinnet itzt, er fiſcht,
Und giebt den Fiſchen Luft.
Wird ihm nun gleich anitzt die Arbeit oͤfters ſauer,
Beſtuͤrmet Froſt und Schnee und mancher Hagel-Schauer
Jhm oͤfters Hand und Haupt; ſo trocknet er die Glieder
Jn ſeinem Hauſe doch mit Luſt bey’m Feuer wieder,
Und wechſelt Muͤh’ und Ruh.
Der Gaͤrtner faͤngt den Garten
Mit fetter Duͤngung an zu warten.
Jm Miſt-Bett kann er ſchon Salat und Zwiebeln ſaͤen;
Doch deckt er es mit Stroh und Schilf noch fleiſſig zu.
Die Kraͤuter und Gewaͤchſe ſtehen
Und liegen gleichſam itzt in Ruh.
Es ſammlen die zuruͤck gehalt’nen Saͤfte
Jn ihnen gleichſam neue Kraͤfte;
Sie warten auf den lieben Lenzen,
Um dann, zu GOttes Ruhm, in neuer Pracht zu glaͤnzen.
Ach haͤtten wir auch die Beſchaffenheit,
Jm Creuz’ und Kummer ſtill zu ſeyn,
Um wieder neue Kraft zu faſſen,
Damit, bey Gluͤck und Sonnen-Schein,
Wir unſer Licht um deſto mehr,
Zu unſers GOttes Preis und Ehr’,
Jm Dank’ auch moͤgten leuchten laſſen!
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