Auf den gevierten Garten-Betten Sah ich zur holden Frühlings-Zeit, Jn sittsam schöner Niedrigkeit, Viel kleine blaue Violetten Durch ein Smaragden gleiches grün, Wie Purpurn' Amethisten, blühn. Jhr lieblich süsser Duft Erfüllte rings umher die Luft, So daß mich der Geruch, noch eh' ich sie erblickte, Vergnüg't', erfrischt', ergetzt', erqvickte; Worüber ich mit Andachts-voller Brust, Zum Denkmal der genoss'nen Lust, Dieß in mein Taschen-Täflein schriebe:
Willkommen, liebstes Frühlings-Kind, Du Bild der Demut und der Liebe. Du bist so niedrig und so klein, Und dennoch nimmt die holde Kraft Von deiner süssen Eigenschaft Solch einen weiten Kreis in lauen Lüften ein. Du dienst, und kommst in solchem Ueberfluß So manchem Menschen zum Genuß; Du sollt auch mir in meinem Leben Zu einem täglichen Gebrauch Ein nützliches Exempel seyn. Jch will mich Demuts-voll bestreben, Jn Sanftmut meinem Nächsten auch Ein gut Exempel stets zu geben, Jhn in der Liebe hoch zu schätzen, Damit er, wie ich mich an dir, So auch an mir sich mög' ergetzen.
Man
Merz-Veilchen und Marien- Bluhmen.
Auf den gevierten Garten-Betten Sah ich zur holden Fruͤhlings-Zeit, Jn ſittſam ſchoͤner Niedrigkeit, Viel kleine blaue Violetten Durch ein Smaragden gleiches gruͤn, Wie Purpurn’ Amethiſten, bluͤhn. Jhr lieblich ſuͤſſer Duft Erfuͤllte rings umher die Luft, So daß mich der Geruch, noch eh’ ich ſie erblickte, Vergnuͤg’t’, erfriſcht’, ergetzt’, erqvickte; Woruͤber ich mit Andachts-voller Bruſt, Zum Denkmal der genoſſ’nen Luſt, Dieß in mein Taſchen-Taͤflein ſchriebe:
Willkommen, liebſtes Fruͤhlings-Kind, Du Bild der Demut und der Liebe. Du biſt ſo niedrig und ſo klein, Und dennoch nimmt die holde Kraft Von deiner ſuͤſſen Eigenſchaft Solch einen weiten Kreis in lauen Luͤften ein. Du dienſt, und kommſt in ſolchem Ueberfluß So manchem Menſchen zum Genuß; Du ſollt auch mir in meinem Leben Zu einem taͤglichen Gebrauch Ein nuͤtzliches Exempel ſeyn. Jch will mich Demuts-voll beſtreben, Jn Sanftmut meinem Naͤchſten auch Ein gut Exempel ſtets zu geben, Jhn in der Liebe hoch zu ſchaͤtzen, Damit er, wie ich mich an dir, So auch an mir ſich moͤg’ ergetzen.
Man
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Merz-Veilchen und Marien-
Bluhmen.
Auf den gevierten Garten-Betten
Sah ich zur holden Fruͤhlings-Zeit,
Jn ſittſam ſchoͤner Niedrigkeit,
Viel kleine blaue Violetten
Durch ein Smaragden gleiches gruͤn,
Wie Purpurn’ Amethiſten, bluͤhn.
Jhr lieblich ſuͤſſer Duft
Erfuͤllte rings umher die Luft,
So daß mich der Geruch, noch eh’ ich ſie erblickte,
Vergnuͤg’t’, erfriſcht’, ergetzt’, erqvickte;
Woruͤber ich mit Andachts-voller Bruſt,
Zum Denkmal der genoſſ’nen Luſt,
Dieß in mein Taſchen-Taͤflein ſchriebe:
Willkommen, liebſtes Fruͤhlings-Kind,
Du Bild der Demut und der Liebe.
Du biſt ſo niedrig und ſo klein,
Und dennoch nimmt die holde Kraft
Von deiner ſuͤſſen Eigenſchaft
Solch einen weiten Kreis in lauen Luͤften ein.
Du dienſt, und kommſt in ſolchem Ueberfluß
So manchem Menſchen zum Genuß;
Du ſollt auch mir in meinem Leben
Zu einem taͤglichen Gebrauch
Ein nuͤtzliches Exempel ſeyn.
Jch will mich Demuts-voll beſtreben,
Jn Sanftmut meinem Naͤchſten auch
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Damit er, wie ich mich an dir,
So auch an mir ſich moͤg’ ergetzen.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/48>, abgerufen am 27.07.2024.
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