Auf deren schwanken Zweigen wir Zuweilen einen Rest verwelkter Blätter funden; Die aber Wunder-schön, in einer gelben Zier, An Farben kaum den schön'sten Bluhmen wichen, Und, bey der grünen Dunkelheit So mannigfalt'gem Unterscheid, Oft einer reifen Frucht, ja güld'nen Aepfeln, glichen.
Es glänzten wie im Spiegel Verschied'ne Stellen, wo der Schnee Geschmolzen war und wiederum gefroren, Darin ich, voller Lust, nicht nur die nahen Hügel Jm Wider-Schein, nein selbst der Bäume Menge seh. Die schien daher in deutlichster Gestalt Recht als ein unter-ird'scher Wald. Da war ein grünes Licht, dort eine grüne Nacht, Hier eine Dämmerung, die gleichfalls grün zu sehn. Die dreyfach untermischte Pracht War untermischt so wol als einzeln Wunder-schön. Die hohen Stämme glichen Seulen An Höhe, Glätt' und runder Zierlichkeit. Die rechte Masse herrscht' in allen ihren Teilen, Bis zur Vollkommenheit.
Jn Welschland wird ein Stein gefunden, Den man das alte Gelb, antico giallo, heisst, Der klar und glatt, und mehr als Marmor gleisst. So glänzten gelbe Stämm, und die erhaben stunden, So daß der Sonnen-Stral die glatte Rinde ziert, Die liessen recht, als wenn man sie vergüldet hätte. Die rötlichen verglichen sich an Glätte, An Farb' und Glanz dem Marmor, der polir't.
Es
Auf deren ſchwanken Zweigen wir Zuweilen einen Reſt verwelkter Blaͤtter funden; Die aber Wunder-ſchoͤn, in einer gelben Zier, An Farben kaum den ſchoͤn’ſten Bluhmen wichen, Und, bey der gruͤnen Dunkelheit So mannigfalt’gem Unterſcheid, Oft einer reifen Frucht, ja guͤld’nen Aepfeln, glichen.
Es glaͤnzten wie im Spiegel Verſchied’ne Stellen, wo der Schnee Geſchmolzen war und wiederum gefroren, Darin ich, voller Luſt, nicht nur die nahen Huͤgel Jm Wider-Schein, nein ſelbſt der Baͤume Menge ſeh. Die ſchien daher in deutlichſter Geſtalt Recht als ein unter-ird’ſcher Wald. Da war ein gruͤnes Licht, dort eine gruͤne Nacht, Hier eine Daͤmmerung, die gleichfalls gruͤn zu ſehn. Die dreyfach untermiſchte Pracht War untermiſcht ſo wol als einzeln Wunder-ſchoͤn. Die hohen Staͤmme glichen Seulen An Hoͤhe, Glaͤtt’ und runder Zierlichkeit. Die rechte Maſſe herrſcht’ in allen ihren Teilen, Bis zur Vollkommenheit.
Jn Welſchland wird ein Stein gefunden, Den man das alte Gelb, antico giallo, heiſſt, Der klar und glatt, und mehr als Marmor gleiſſt. So glaͤnzten gelbe Staͤmm, und die erhaben ſtunden, So daß der Sonnen-Stral die glatte Rinde ziert, Die lieſſen recht, als wenn man ſie verguͤldet haͤtte. Die roͤtlichen verglichen ſich an Glaͤtte, An Farb’ und Glanz dem Marmor, der polir’t.
Es
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgn="32"><l><pbfacs="#f0454"n="418"/>
Auf deren ſchwanken Zweigen wir</l><lb/><l>Zuweilen einen Reſt verwelkter Blaͤtter funden;</l><lb/><l>Die aber Wunder-ſchoͤn, in einer gelben Zier,</l><lb/><l>An Farben kaum den ſchoͤn’ſten Bluhmen wichen,</l><lb/><l>Und, bey der gruͤnen Dunkelheit</l><lb/><l>So mannigfalt’gem Unterſcheid,</l><lb/><l>Oft einer reifen Frucht, ja guͤld’nen Aepfeln, glichen.</l></lg><lb/><lgn="33"><l>Es glaͤnzten wie im Spiegel</l><lb/><l>Verſchied’ne Stellen, wo der Schnee</l><lb/><l>Geſchmolzen war und wiederum gefroren,</l><lb/><l>Darin ich, voller Luſt, nicht nur die nahen Huͤgel</l><lb/><l>Jm Wider-Schein, nein ſelbſt der Baͤume Menge ſeh.</l><lb/><l>Die ſchien daher in deutlichſter Geſtalt</l><lb/><l>Recht als ein unter-ird’ſcher Wald.</l><lb/><l>Da war ein gruͤnes Licht, dort eine gruͤne Nacht,</l><lb/><l>Hier eine Daͤmmerung, die gleichfalls gruͤn zu ſehn.</l><lb/><l>Die dreyfach untermiſchte Pracht</l><lb/><l>War untermiſcht ſo wol als einzeln Wunder-ſchoͤn.</l><lb/><l>Die hohen Staͤmme glichen Seulen</l><lb/><l>An Hoͤhe, Glaͤtt’ und runder Zierlichkeit.</l><lb/><l>Die rechte Maſſe herrſcht’ in allen ihren Teilen,</l><lb/><l>Bis zur Vollkommenheit.</l></lg><lb/><lgn="34"><l>Jn Welſchland wird ein Stein gefunden,</l><lb/><l>Den man das alte Gelb, <hirendition="#aq">antico giallo,</hi> heiſſt,</l><lb/><l>Der klar und glatt, und mehr als Marmor gleiſſt.</l><lb/><l>So glaͤnzten gelbe Staͤmm, und die erhaben ſtunden,</l><lb/><l>So daß der Sonnen-Stral die glatte Rinde ziert,</l><lb/><l>Die lieſſen recht, als wenn man ſie verguͤldet haͤtte.</l><lb/><l>Die roͤtlichen verglichen ſich an Glaͤtte,</l><lb/><l>An Farb’ und Glanz dem Marmor, der polir’t.</l><lb/><l><fwplace="bottom"type="catch">Es</fw><lb/></l></lg></div></div></body></text></TEI>
[418/0454]
Auf deren ſchwanken Zweigen wir
Zuweilen einen Reſt verwelkter Blaͤtter funden;
Die aber Wunder-ſchoͤn, in einer gelben Zier,
An Farben kaum den ſchoͤn’ſten Bluhmen wichen,
Und, bey der gruͤnen Dunkelheit
So mannigfalt’gem Unterſcheid,
Oft einer reifen Frucht, ja guͤld’nen Aepfeln, glichen.
Es glaͤnzten wie im Spiegel
Verſchied’ne Stellen, wo der Schnee
Geſchmolzen war und wiederum gefroren,
Darin ich, voller Luſt, nicht nur die nahen Huͤgel
Jm Wider-Schein, nein ſelbſt der Baͤume Menge ſeh.
Die ſchien daher in deutlichſter Geſtalt
Recht als ein unter-ird’ſcher Wald.
Da war ein gruͤnes Licht, dort eine gruͤne Nacht,
Hier eine Daͤmmerung, die gleichfalls gruͤn zu ſehn.
Die dreyfach untermiſchte Pracht
War untermiſcht ſo wol als einzeln Wunder-ſchoͤn.
Die hohen Staͤmme glichen Seulen
An Hoͤhe, Glaͤtt’ und runder Zierlichkeit.
Die rechte Maſſe herrſcht’ in allen ihren Teilen,
Bis zur Vollkommenheit.
Jn Welſchland wird ein Stein gefunden,
Den man das alte Gelb, antico giallo, heiſſt,
Der klar und glatt, und mehr als Marmor gleiſſt.
So glaͤnzten gelbe Staͤmm, und die erhaben ſtunden,
So daß der Sonnen-Stral die glatte Rinde ziert,
Die lieſſen recht, als wenn man ſie verguͤldet haͤtte.
Die roͤtlichen verglichen ſich an Glaͤtte,
An Farb’ und Glanz dem Marmor, der polir’t.
Es
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/454>, abgerufen am 28.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.