Der Born der Fruchtbarkeit, der Creaturen Wonne, Der Schönheit Sele, Geist und Leben, kurz die Sonne, Lässt sich an diesem Ort', ohn' uns zu blenden, sehn. Das Auge, durch den Flor der Dunkelheit beschützt, Sieht unverletzt, wie wunderschön Die reine Gluht in kleiner Oeffnung blitzt, Man siehet an der Wolken dunklen Grenzen Die Sonne sich mit einem bunten Glanz, Recht als mit einem Sieges-Kranz Von Millionen Stralen, kränzen. Ein unbeschreiblich lieblich Blitzen Von hundert tausend zarten Spitzen, Die alle bunt, die alle feurig seyn, Erfüllet mein Gehirn und mein Gemüte Mit einem holden Freuden-Schein. Ein heller Andachts-Stral begeistert mein Geblüte, Erheitert meinen Geist. Die Weis heit, Macht und Güte Des ewig sel'gen Lichts, des Schöpfers aller Welt Beleb't mich, stral't mich an. Es flammt in meiner Selen Ein Trieb, was herrliches vom Schöpfer zu erzälen, Der alle Dinge wirkt, beleb't, regiert, erhält, Deß Wesen ich mit Lust in Seinen Werken sehe. Jch schwinge meinen Geist in die Sapphirne Höhe, Jch eil' ins Firmament, ich fliege wie ein Stral Durchs Boden-lose Meer, durchs unumschränkte Thal Des nie begriff'nen Raums, in dessen holen Gründen Kein Ziel, kein Schluß, kein Grund zu finden. Hier denk' ich an die Tief', hier denk' ich an die Weite, Die ungeheure Läng' und ungeheure Breite Des Kreises, den allein der Sonnen Licht erfüllt, Das unaufhörlich stral't und unaufhörlich quillt Aus einem Mittel-Punct von Millionen Meilen.
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Der Born der Fruchtbarkeit, der Creaturen Wonne, Der Schoͤnheit Sele, Geiſt und Leben, kurz die Sonne, Laͤſſt ſich an dieſem Ort’, ohn’ uns zu blenden, ſehn. Das Auge, durch den Flor der Dunkelheit beſchuͤtzt, Sieht unverletzt, wie wunderſchoͤn Die reine Gluht in kleiner Oeffnung blitzt, Man ſiehet an der Wolken dunklen Grenzen Die Sonne ſich mit einem bunten Glanz, Recht als mit einem Sieges-Kranz Von Millionen Stralen, kraͤnzen. Ein unbeſchreiblich lieblich Blitzen Von hundert tauſend zarten Spitzen, Die alle bunt, die alle feurig ſeyn, Erfuͤllet mein Gehirn und mein Gemuͤte Mit einem holden Freuden-Schein. Ein heller Andachts-Stral begeiſtert mein Gebluͤte, Erheitert meinen Geiſt. Die Weiſ heit, Macht und Guͤte Des ewig ſel’gen Lichts, des Schoͤpfers aller Welt Beleb’t mich, ſtral’t mich an. Es flammt in meiner Selen Ein Trieb, was herrliches vom Schoͤpfer zu erzaͤlen, Der alle Dinge wirkt, beleb’t, regiert, erhaͤlt, Deß Weſen ich mit Luſt in Seinen Werken ſehe. Jch ſchwinge meinen Geiſt in die Sapphirne Hoͤhe, Jch eil’ ins Firmament, ich fliege wie ein Stral Durchs Boden-loſe Meer, durchs unumſchraͤnkte Thal Des nie begriff’nen Raums, in deſſen holen Gruͤnden Kein Ziel, kein Schluß, kein Grund zu finden. Hier denk’ ich an die Tief’, hier denk’ ich an die Weite, Die ungeheure Laͤng’ und ungeheure Breite Des Kreiſes, den allein der Sonnen Licht erfuͤllt, Das unaufhoͤrlich ſtral’t und unaufhoͤrlich quillt Aus einem Mittel-Punct von Millionen Meilen.
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Der Born der Fruchtbarkeit, der Creaturen Wonne,
Der Schoͤnheit Sele, Geiſt und Leben, kurz die Sonne,
Laͤſſt ſich an dieſem Ort’, ohn’ uns zu blenden, ſehn.
Das Auge, durch den Flor der Dunkelheit beſchuͤtzt,
Sieht unverletzt, wie wunderſchoͤn
Die reine Gluht in kleiner Oeffnung blitzt,
Man ſiehet an der Wolken dunklen Grenzen
Die Sonne ſich mit einem bunten Glanz,
Recht als mit einem Sieges-Kranz
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Von hundert tauſend zarten Spitzen,
Die alle bunt, die alle feurig ſeyn,
Erfuͤllet mein Gehirn und mein Gemuͤte
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Erheitert meinen Geiſt. Die Weiſ heit, Macht und Guͤte
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Hier denk’ ich an die Tief’, hier denk’ ich an die Weite,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/43>, abgerufen am 18.12.2024.
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