Spräche man hiewider: nimmer! Dieß ist fälschlich offenbar. Denn, wie herrlich gleich ihr Schimmer, Wie belebend, hell und klar; Hat dennoch derselben Glänzen Endlich Masse, Ziel und Grenzen, Da wir (wie du must gestehn) Jhres Cörpers Grenzen sehn;
19.
So erlaub't mir diese Worte: Es ist wahr, der Sonnen Reich Stral't nur bloß an einem Orte, Scheint nur einer Kugel gleich: Doch wie, wenn es nur so schiene, Wenn des Firmamentes Bühne Etwan auf der Stelle mehr Als wo sonsten offen wär?
20.
Können wir den Sinnen trauen, Die nicht unbetrieglich seyn? Können wir mit Recht wol bauen Auf den blossen Augen-Schein, Der uns fälschlich hintergehet? Deucht uns nicht, die Erde stehet? Da doch bloß der Sonnen Gluht, Und die Erde nimmer, ruht.
21. Recht
18.
Spraͤche man hiewider: nimmer! Dieß iſt faͤlſchlich offenbar. Denn, wie herrlich gleich ihr Schimmer, Wie belebend, hell und klar; Hat dennoch derſelben Glaͤnzen Endlich Maſſe, Ziel und Grenzen, Da wir (wie du muſt geſtehn) Jhres Coͤrpers Grenzen ſehn;
19.
So erlaub’t mir dieſe Worte: Es iſt wahr, der Sonnen Reich Stral’t nur bloß an einem Orte, Scheint nur einer Kugel gleich: Doch wie, wenn es nur ſo ſchiene, Wenn des Firmamentes Buͤhne Etwan auf der Stelle mehr Als wo ſonſten offen waͤr?
20.
Koͤnnen wir den Sinnen trauen, Die nicht unbetrieglich ſeyn? Koͤnnen wir mit Recht wol bauen Auf den bloſſen Augen-Schein, Der uns faͤlſchlich hintergehet? Deucht uns nicht, die Erde ſtehet? Da doch bloß der Sonnen Gluht, Und die Erde nimmer, ruht.
21. Recht
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18.
Spraͤche man hiewider: nimmer!
Dieß iſt faͤlſchlich offenbar.
Denn, wie herrlich gleich ihr Schimmer,
Wie belebend, hell und klar;
Hat dennoch derſelben Glaͤnzen
Endlich Maſſe, Ziel und Grenzen,
Da wir (wie du muſt geſtehn)
Jhres Coͤrpers Grenzen ſehn;
19.
So erlaub’t mir dieſe Worte:
Es iſt wahr, der Sonnen Reich
Stral’t nur bloß an einem Orte,
Scheint nur einer Kugel gleich:
Doch wie, wenn es nur ſo ſchiene,
Wenn des Firmamentes Buͤhne
Etwan auf der Stelle mehr
Als wo ſonſten offen waͤr?
20.
Koͤnnen wir den Sinnen trauen,
Die nicht unbetrieglich ſeyn?
Koͤnnen wir mit Recht wol bauen
Auf den bloſſen Augen-Schein,
Der uns faͤlſchlich hintergehet?
Deucht uns nicht, die Erde ſtehet?
Da doch bloß der Sonnen Gluht,
Und die Erde nimmer, ruht.
21. Recht
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/424>, abgerufen am 24.11.2024.
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