Denn von deines Lichtes Schätzen, Und wie weit die Stralen gehn, Kann man, fast nicht ohn' Entsetzen, Proben, die unleugbar, sehn. Wenn wir mit geschärftem Denken Uns're stumpfen Blicke senken Jn die unergründ'te Gruft Der uneingeschränkten Luft;
10.
Finden sie solch eine Weite, Worin gar kein Gegen-Stand, Wie ein Welt-Meer, dessen Breite Sonder Ufer, ohne Strand. Die darin verwirrten Blicke Ziehn sich in sich selbst zurücke, Und gestehn im übergehn, Daß sie was unendlichs sehn.
11.
Doch dringt durch den Raum der Lüfte Und des Abgrunds fernes Thal, Wie durch alle dunk'le Grüfte, Jhres Lichtes Wunder-Stral. Nun betrachtet diese Ferne, Da sie so entleg'ne Sterne Heiter macht durch ihren Schein; Wie so lang ihr Stral muß seyn!
12. Wenn
II. Theil. B b
9.
Denn von deines Lichtes Schaͤtzen, Und wie weit die Stralen gehn, Kann man, faſt nicht ohn’ Entſetzen, Proben, die unleugbar, ſehn. Wenn wir mit geſchaͤrftem Denken Unſ’re ſtumpfen Blicke ſenken Jn die unergruͤnd’te Gruft Der uneingeſchraͤnkten Luft;
10.
Finden ſie ſolch eine Weite, Worin gar kein Gegen-Stand, Wie ein Welt-Meer, deſſen Breite Sonder Ufer, ohne Strand. Die darin verwirrten Blicke Ziehn ſich in ſich ſelbſt zuruͤcke, Und geſtehn im uͤbergehn, Daß ſie was unendlichs ſehn.
11.
Doch dringt durch den Raum der Luͤfte Und des Abgrunds fernes Thal, Wie durch alle dunk’le Gruͤfte, Jhres Lichtes Wunder-Stral. Nun betrachtet dieſe Ferne, Da ſie ſo entleg’ne Sterne Heiter macht durch ihren Schein; Wie ſo lang ihr Stral muß ſeyn!
12. Wenn
II. Theil. B b
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9.
Denn von deines Lichtes Schaͤtzen,
Und wie weit die Stralen gehn,
Kann man, faſt nicht ohn’ Entſetzen,
Proben, die unleugbar, ſehn.
Wenn wir mit geſchaͤrftem Denken
Unſ’re ſtumpfen Blicke ſenken
Jn die unergruͤnd’te Gruft
Der uneingeſchraͤnkten Luft;
10.
Finden ſie ſolch eine Weite,
Worin gar kein Gegen-Stand,
Wie ein Welt-Meer, deſſen Breite
Sonder Ufer, ohne Strand.
Die darin verwirrten Blicke
Ziehn ſich in ſich ſelbſt zuruͤcke,
Und geſtehn im uͤbergehn,
Daß ſie was unendlichs ſehn.
11.
Doch dringt durch den Raum der Luͤfte
Und des Abgrunds fernes Thal,
Wie durch alle dunk’le Gruͤfte,
Jhres Lichtes Wunder-Stral.
Nun betrachtet dieſe Ferne,
Da ſie ſo entleg’ne Sterne
Heiter macht durch ihren Schein;
Wie ſo lang ihr Stral muß ſeyn!
12. Wenn
II. Theil. B b
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/421>, abgerufen am 28.11.2024.
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