Da wir doch nur auf ihr und kaum mit fort spatziren. Denn ob wir gleich daran die schwachen Hände schlagen; So wird jedoch die ungeheure Last Von stärkern Händen aufgefasst, Beweg't, regieret und getragen. Jch bitte dich, o GOtt! mir dieses doch zu gönnen, Daß ich mag Deine Macht und meine Schwäche kennen!
Es lacht' indeß der Qvitten schöne Frucht Mich gleichsam an. Drum macht' ich alsobald, Nachdem ich erst davon die schön'sten an Gestalt Und Farben ausgesucht, Dieselbigen zum Vorwurf meiner Lieder, Und setzte sie auf meinem Schreib-Tisch nieder.
Wer kann doch deine Schalen (Rief ich gleich aus) So schön, beliebte Qvitte, mahlen Jch sag'te fast so gut, vergülden? Wer kann die liebliche Figur Bald Birnen-gleich, bald Apfel-förmig bilden? Wer sonst, als die durch GOtt bloß wirkende Natur?
An dir ist vielerley Bewunderns-wehrt: Du bist zwar glatt, jedoch auch rauch und eingehüllet Jn einem weissen Pelz, der, wenn man d'rüber fährt, Der Hand nicht gerne weicht; doch sich vermischen lässt, Falls man ihn stärker drückt, weil er nicht gar zu fest.
Ob dieses zarte Har Von aussen an ihr kleb't, von innen aus ihr qvillet, Jst noch nicht offenbar; Doch sieht es artig aus, daß als in weicher Seiden
Sich
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Da wir doch nur auf ihr und kaum mit fort ſpatziren. Denn ob wir gleich daran die ſchwachen Haͤnde ſchlagen; So wird jedoch die ungeheure Laſt Von ſtaͤrkern Haͤnden aufgefaſſt, Beweg’t, regieret und getragen. Jch bitte dich, o GOtt! mir dieſes doch zu goͤnnen, Daß ich mag Deine Macht und meine Schwaͤche kennen!
Es lacht’ indeß der Qvitten ſchoͤne Frucht Mich gleichſam an. Drum macht’ ich alſobald, Nachdem ich erſt davon die ſchoͤn’ſten an Geſtalt Und Farben ausgeſucht, Dieſelbigen zum Vorwurf meiner Lieder, Und ſetzte ſie auf meinem Schreib-Tiſch nieder.
Wer kann doch deine Schalen (Rief ich gleich aus) So ſchoͤn, beliebte Qvitte, mahlen Jch ſag’te faſt ſo gut, verguͤlden? Wer kann die liebliche Figur Bald Birnen-gleich, bald Apfel-foͤrmig bilden? Wer ſonſt, als die durch GOtt bloß wirkende Natur?
An dir iſt vielerley Bewunderns-wehrt: Du biſt zwar glatt, jedoch auch rauch und eingehuͤllet Jn einem weiſſen Pelz, der, wenn man d’ruͤber faͤhrt, Der Hand nicht gerne weicht; doch ſich vermiſchen laͤſſt, Falls man ihn ſtaͤrker druͤckt, weil er nicht gar zu feſt.
Ob dieſes zarte Har Von auſſen an ihr kleb’t, von innen aus ihr qvillet, Jſt noch nicht offenbar; Doch ſieht es artig aus, daß als in weicher Seiden
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Da wir doch nur auf ihr und kaum mit fort ſpatziren.</l><lb/><l>Denn ob wir gleich daran die ſchwachen Haͤnde ſchlagen;</l><lb/><l>So wird jedoch die ungeheure Laſt</l><lb/><l>Von ſtaͤrkern Haͤnden aufgefaſſt,</l><lb/><l>Beweg’t, regieret und getragen.</l><lb/><l>Jch bitte dich, o GOtt! mir dieſes doch zu goͤnnen,</l><lb/><l>Daß ich mag Deine Macht und meine Schwaͤche kennen!</l></lg><lb/><lgn="47"><l>Es lacht’ indeß der Qvitten ſchoͤne Frucht</l><lb/><l>Mich gleichſam an. Drum macht’ ich alſobald,</l><lb/><l>Nachdem ich erſt davon die ſchoͤn’ſten an Geſtalt</l><lb/><l>Und Farben ausgeſucht,</l><lb/><l>Dieſelbigen zum Vorwurf meiner Lieder,</l><lb/><l>Und ſetzte ſie auf meinem Schreib-Tiſch nieder.</l></lg><lb/><lgn="48"><l>Wer kann doch deine Schalen</l><lb/><l>(Rief ich gleich aus)</l><lb/><l>So ſchoͤn, beliebte Qvitte, mahlen</l><lb/><l>Jch ſag’te faſt ſo gut, verguͤlden?</l><lb/><l>Wer kann die liebliche Figur</l><lb/><l>Bald Birnen-gleich, bald Apfel-foͤrmig bilden?</l><lb/><l>Wer ſonſt, als die durch GOtt bloß wirkende Natur?</l></lg><lb/><lgn="49"><l>An dir iſt vielerley Bewunderns-wehrt:</l><lb/><l>Du biſt zwar glatt, jedoch auch rauch und eingehuͤllet</l><lb/><l>Jn einem weiſſen Pelz, der, wenn man d’ruͤber faͤhrt,</l><lb/><l>Der Hand nicht gerne weicht; doch ſich vermiſchen laͤſſt,</l><lb/><l>Falls man ihn ſtaͤrker druͤckt, weil er nicht gar zu feſt.</l></lg><lb/><lgn="50"><l>Ob dieſes zarte Har</l><lb/><l>Von auſſen an ihr kleb’t, von innen aus ihr qvillet,</l><lb/><l>Jſt noch nicht offenbar;</l><lb/><l>Doch ſieht es artig aus, daß als in weicher Seiden</l><lb/><l><fwplace="bottom"type="sig">A a 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">Sich</fw><lb/></l></lg></div></div></body></text></TEI>
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Da wir doch nur auf ihr und kaum mit fort ſpatziren.
Denn ob wir gleich daran die ſchwachen Haͤnde ſchlagen;
So wird jedoch die ungeheure Laſt
Von ſtaͤrkern Haͤnden aufgefaſſt,
Beweg’t, regieret und getragen.
Jch bitte dich, o GOtt! mir dieſes doch zu goͤnnen,
Daß ich mag Deine Macht und meine Schwaͤche kennen!
Es lacht’ indeß der Qvitten ſchoͤne Frucht
Mich gleichſam an. Drum macht’ ich alſobald,
Nachdem ich erſt davon die ſchoͤn’ſten an Geſtalt
Und Farben ausgeſucht,
Dieſelbigen zum Vorwurf meiner Lieder,
Und ſetzte ſie auf meinem Schreib-Tiſch nieder.
Wer kann doch deine Schalen
(Rief ich gleich aus)
So ſchoͤn, beliebte Qvitte, mahlen
Jch ſag’te faſt ſo gut, verguͤlden?
Wer kann die liebliche Figur
Bald Birnen-gleich, bald Apfel-foͤrmig bilden?
Wer ſonſt, als die durch GOtt bloß wirkende Natur?
An dir iſt vielerley Bewunderns-wehrt:
Du biſt zwar glatt, jedoch auch rauch und eingehuͤllet
Jn einem weiſſen Pelz, der, wenn man d’ruͤber faͤhrt,
Der Hand nicht gerne weicht; doch ſich vermiſchen laͤſſt,
Falls man ihn ſtaͤrker druͤckt, weil er nicht gar zu feſt.
Ob dieſes zarte Har
Von auſſen an ihr kleb’t, von innen aus ihr qvillet,
Jſt noch nicht offenbar;
Doch ſieht es artig aus, daß als in weicher Seiden
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/411>, abgerufen am 28.07.2024.
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