Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727.
Wird er von dir beschämet und verhönet, Sind alle Bluhmen sonst geteilt und oben breit; So spitzen recht verwunderlich Die deinen sich, Die aus drey Blättern zwar bestehen, Wovon wir doch das eine jederzeit Zurück und abgesondert sehen, Jnzwischen, daß in steter Einigkeit Die andern beyde Zwar oben nicht, nicht unten, bloß nur vorn Recht künstlich sich verbinden, Worin, recht als in einer güld'nen Scheide, Wir einen scharfen Sporn Nicht sonder Lust, nicht ohn' Erstaunen, finden. Die Spitze, welche wir darin verborgen schauen; Gleicht recht natürlich einer Klauen. Sie ist gekrümmt, und hinten platt und breit, Sie ist gespitzt, sie glänzt, ist schwärzlich. Drückt man sie; So fährt sie allezeit Geschwind heraus, und zieht sich ohne Müh Fast in dem Augenblick Von selbsten wiederum zurück. Der liebliche Geruch, den sie stets von sich blies, War angenem und süß, Und schien den lieblichen Violen fast zu gleichen; Doch musten sie ihr noch an Anmut weichen. Jhr grünes Kraut ist lieblich von Figur, Man
Wird er von dir beſchaͤmet und verhoͤnet, Sind alle Bluhmen ſonſt geteilt und oben breit; So ſpitzen recht verwunderlich Die deinen ſich, Die aus drey Blaͤttern zwar beſtehen, Wovon wir doch das eine jederzeit Zuruͤck und abgeſondert ſehen, Jnzwiſchen, daß in ſteter Einigkeit Die andern beyde Zwar oben nicht, nicht unten, bloß nur vorn Recht kuͤnſtlich ſich verbinden, Worin, recht als in einer guͤld’nen Scheide, Wir einen ſcharfen Sporn Nicht ſonder Luſt, nicht ohn’ Erſtaunen, finden. Die Spitze, welche wir darin verborgen ſchauen; Gleicht recht natuͤrlich einer Klauen. Sie iſt gekruͤmmt, und hinten platt und breit, Sie iſt geſpitzt, ſie glaͤnzt, iſt ſchwaͤrzlich. Druͤckt man ſie; So faͤhrt ſie allezeit Geſchwind heraus, und zieht ſich ohne Muͤh Faſt in dem Augenblick Von ſelbſten wiederum zuruͤck. Der liebliche Geruch, den ſie ſtets von ſich blies, War angenem und ſuͤß, Und ſchien den lieblichen Violen faſt zu gleichen; Doch muſten ſie ihr noch an Anmut weichen. Jhr gruͤnes Kraut iſt lieblich von Figur, Man
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg n="27"> <l><pb facs="#f0399" n="363"/> Wird er von dir beſchaͤmet und verhoͤnet,</l><lb/> <l>Jndem dich die Natur, wie man es oft erblickt,</l><lb/> <l>Mit fuͤnf, mit ſechs, ja wol mit ſieben Cronen ſchmuͤckt.</l> </lg><lb/> <lg n="28"> <l>Sind alle Bluhmen ſonſt geteilt und oben breit;</l><lb/> <l>So ſpitzen recht verwunderlich</l><lb/> <l>Die deinen ſich,</l><lb/> <l>Die aus drey Blaͤttern zwar beſtehen,</l><lb/> <l>Wovon wir doch das eine jederzeit</l><lb/> <l>Zuruͤck und abgeſondert ſehen,</l><lb/> <l>Jnzwiſchen, daß in ſteter Einigkeit</l><lb/> <l>Die andern beyde</l><lb/> <l>Zwar oben nicht, nicht unten, bloß nur vorn</l><lb/> <l>Recht kuͤnſtlich ſich verbinden,</l><lb/> <l>Worin, recht als in einer guͤld’nen Scheide,</l><lb/> <l>Wir einen ſcharfen Sporn</l><lb/> <l>Nicht ſonder Luſt, nicht ohn’ Erſtaunen, finden.</l><lb/> <l>Die Spitze, welche wir darin verborgen ſchauen;</l><lb/> <l>Gleicht recht natuͤrlich einer Klauen.</l><lb/> <l>Sie iſt gekruͤmmt, und hinten platt und breit,</l><lb/> <l>Sie iſt geſpitzt, ſie glaͤnzt, iſt ſchwaͤrzlich. Druͤckt man ſie;</l><lb/> <l>So faͤhrt ſie allezeit</l><lb/> <l>Geſchwind heraus, und zieht ſich ohne Muͤh</l><lb/> <l>Faſt in dem Augenblick</l><lb/> <l>Von ſelbſten wiederum zuruͤck.</l><lb/> <l>Der liebliche Geruch, den ſie ſtets von ſich blies,</l><lb/> <l>War angenem und ſuͤß,</l><lb/> <l>Und ſchien den lieblichen Violen faſt zu gleichen;</l><lb/> <l>Doch muſten ſie ihr noch an Anmut weichen.</l><lb/> <l>Jhr gruͤnes Kraut iſt lieblich von Figur,</l><lb/> <l> <fw place="bottom" type="catch">Man</fw><lb/> </l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [363/0399]
Wird er von dir beſchaͤmet und verhoͤnet,
Jndem dich die Natur, wie man es oft erblickt,
Mit fuͤnf, mit ſechs, ja wol mit ſieben Cronen ſchmuͤckt.
Sind alle Bluhmen ſonſt geteilt und oben breit;
So ſpitzen recht verwunderlich
Die deinen ſich,
Die aus drey Blaͤttern zwar beſtehen,
Wovon wir doch das eine jederzeit
Zuruͤck und abgeſondert ſehen,
Jnzwiſchen, daß in ſteter Einigkeit
Die andern beyde
Zwar oben nicht, nicht unten, bloß nur vorn
Recht kuͤnſtlich ſich verbinden,
Worin, recht als in einer guͤld’nen Scheide,
Wir einen ſcharfen Sporn
Nicht ſonder Luſt, nicht ohn’ Erſtaunen, finden.
Die Spitze, welche wir darin verborgen ſchauen;
Gleicht recht natuͤrlich einer Klauen.
Sie iſt gekruͤmmt, und hinten platt und breit,
Sie iſt geſpitzt, ſie glaͤnzt, iſt ſchwaͤrzlich. Druͤckt man ſie;
So faͤhrt ſie allezeit
Geſchwind heraus, und zieht ſich ohne Muͤh
Faſt in dem Augenblick
Von ſelbſten wiederum zuruͤck.
Der liebliche Geruch, den ſie ſtets von ſich blies,
War angenem und ſuͤß,
Und ſchien den lieblichen Violen faſt zu gleichen;
Doch muſten ſie ihr noch an Anmut weichen.
Jhr gruͤnes Kraut iſt lieblich von Figur,
Man
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |