Und sie dadurch noch einst so schön, So lieblich und so herrlich bildet; Erregen denen, die es sehn, Ein süß Erstaunen, ein Vergnügen, Das den unachtsamsten zuweilen achtsam macht: Zumalen da der Wiesen Pracht, Die hinten an den Gärten liegen, Zu deren Schmuck und Glanz den ihrigen noch fügen, Der unbeschreiblich auch so wol als jener ist. Derselben Breite, Fläch' und Länge, Derselben grün' und eb'ne Länge, Die das Gesicht mit Müh (doch froher Mühe) misst, Jst, da sie fast so flach und eben, fast so schön, Als wie ein Firmament, das grün ist, anzusehn: Absonderlich wenn ihr so dichter Klee Jm güld'nen Licht der Sonne glühet, Da dann das Bluhmen-Heer auf Stellen, wo es blühet, Zumalen in der Näh, Selbst kleinen Sternen änlich siehet. Auf diesen bloß mit Klee bedeckten Rasen Sieht man viel glattes Vieh in sanfter Stille grasen. Es stellt desselben Ruh, zusamt der Landschaft Zier, Ein angenemes Bild des lieben Friedens für. Ach lasset uns dieß holde Friedens-Bild, Jhr Bürger Hamburgs, oft mit Lust bedenken! Jhr müsst, hierdurch gerührt, den Geist zum Schöpfer lenken, Wenn ihr die Wiesen seht mit fettem Vieh' erfüllt, Das mit gesenktem Haupt hier frisst, dort wiederkäuet Mit halb geschloss'nem Aug' und regem Maul; so freuet,
Er-
Und ſie dadurch noch einſt ſo ſchoͤn, So lieblich und ſo herrlich bildet; Erregen denen, die es ſehn, Ein ſuͤß Erſtaunen, ein Vergnuͤgen, Das den unachtſamſten zuweilen achtſam macht: Zumalen da der Wieſen Pracht, Die hinten an den Gaͤrten liegen, Zu deren Schmuck und Glanz den ihrigen noch fuͤgen, Der unbeſchreiblich auch ſo wol als jener iſt. Derſelben Breite, Flaͤch’ und Laͤnge, Derſelben gruͤn’ und eb’ne Laͤnge, Die das Geſicht mit Muͤh (doch froher Muͤhe) miſſt, Jſt, da ſie faſt ſo flach und eben, faſt ſo ſchoͤn, Als wie ein Firmament, das gruͤn iſt, anzuſehn: Abſonderlich wenn ihr ſo dichter Klee Jm guͤld’nen Licht der Sonne gluͤhet, Da dann das Bluhmen-Heer auf Stellen, wo es bluͤhet, Zumalen in der Naͤh, Selbſt kleinen Sternen aͤnlich ſiehet. Auf dieſen bloß mit Klee bedeckten Raſen Sieht man viel glattes Vieh in ſanfter Stille graſen. Es ſtellt deſſelben Ruh, zuſamt der Landſchaft Zier, Ein angenemes Bild des lieben Friedens fuͤr. Ach laſſet uns dieß holde Friedens-Bild, Jhr Buͤrger Hamburgs, oft mit Luſt bedenken! Jhr muͤſſt, hierdurch geruͤhrt, den Geiſt zum Schoͤpfer lenken, Wenn ihr die Wieſen ſeht mit fettem Vieh’ erfuͤllt, Das mit geſenktem Haupt hier friſſt, dort wiederkaͤuet Mit halb geſchloſſ’nem Aug’ und regem Maul; ſo freuet,
Er-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgn="3"><l><pbfacs="#f0385"n="349"/>
Und ſie dadurch noch einſt ſo ſchoͤn,</l><lb/><l>So lieblich und ſo herrlich bildet;</l><lb/><l>Erregen denen, die es ſehn,</l><lb/><l>Ein ſuͤß Erſtaunen, ein Vergnuͤgen,</l><lb/><l>Das den unachtſamſten zuweilen achtſam macht:</l><lb/><l>Zumalen da der Wieſen Pracht,</l><lb/><l>Die hinten an den Gaͤrten liegen,</l><lb/><l>Zu deren Schmuck und Glanz den ihrigen noch fuͤgen,</l><lb/><l>Der unbeſchreiblich auch ſo wol als jener iſt.</l><lb/><l>Derſelben Breite, Flaͤch’ und Laͤnge,</l><lb/><l>Derſelben gruͤn’ und eb’ne Laͤnge,</l><lb/><l>Die das Geſicht mit Muͤh (doch froher Muͤhe) miſſt,</l><lb/><l>Jſt, da ſie faſt ſo flach und eben, faſt ſo ſchoͤn,</l><lb/><l>Als wie ein Firmament, das gruͤn iſt, anzuſehn:</l><lb/><l>Abſonderlich wenn ihr ſo dichter Klee</l><lb/><l>Jm guͤld’nen Licht der Sonne gluͤhet,</l><lb/><l>Da dann das Bluhmen-Heer auf Stellen, wo es bluͤhet,</l><lb/><l>Zumalen in der Naͤh,</l><lb/><l>Selbſt kleinen Sternen aͤnlich ſiehet.</l><lb/><l>Auf dieſen bloß mit Klee bedeckten Raſen</l><lb/><l>Sieht man viel glattes Vieh in ſanfter Stille graſen.</l><lb/><l>Es ſtellt deſſelben Ruh, zuſamt der Landſchaft Zier,</l><lb/><l>Ein angenemes Bild des lieben Friedens fuͤr.</l><lb/><l>Ach laſſet uns dieß holde Friedens-Bild,</l><lb/><l>Jhr Buͤrger Hamburgs, oft mit Luſt bedenken!</l><lb/><l>Jhr muͤſſt, hierdurch geruͤhrt, den Geiſt zum Schoͤpfer lenken,</l><lb/><l>Wenn ihr die Wieſen ſeht mit fettem Vieh’ erfuͤllt,</l><lb/><l>Das mit geſenktem Haupt hier friſſt, dort wiederkaͤuet</l><lb/><l>Mit halb geſchloſſ’nem Aug’ und regem Maul; ſo freuet,</l><lb/><l><fwplace="bottom"type="catch">Er-</fw><lb/></l></lg></div></div></body></text></TEI>
[349/0385]
Und ſie dadurch noch einſt ſo ſchoͤn,
So lieblich und ſo herrlich bildet;
Erregen denen, die es ſehn,
Ein ſuͤß Erſtaunen, ein Vergnuͤgen,
Das den unachtſamſten zuweilen achtſam macht:
Zumalen da der Wieſen Pracht,
Die hinten an den Gaͤrten liegen,
Zu deren Schmuck und Glanz den ihrigen noch fuͤgen,
Der unbeſchreiblich auch ſo wol als jener iſt.
Derſelben Breite, Flaͤch’ und Laͤnge,
Derſelben gruͤn’ und eb’ne Laͤnge,
Die das Geſicht mit Muͤh (doch froher Muͤhe) miſſt,
Jſt, da ſie faſt ſo flach und eben, faſt ſo ſchoͤn,
Als wie ein Firmament, das gruͤn iſt, anzuſehn:
Abſonderlich wenn ihr ſo dichter Klee
Jm guͤld’nen Licht der Sonne gluͤhet,
Da dann das Bluhmen-Heer auf Stellen, wo es bluͤhet,
Zumalen in der Naͤh,
Selbſt kleinen Sternen aͤnlich ſiehet.
Auf dieſen bloß mit Klee bedeckten Raſen
Sieht man viel glattes Vieh in ſanfter Stille graſen.
Es ſtellt deſſelben Ruh, zuſamt der Landſchaft Zier,
Ein angenemes Bild des lieben Friedens fuͤr.
Ach laſſet uns dieß holde Friedens-Bild,
Jhr Buͤrger Hamburgs, oft mit Luſt bedenken!
Jhr muͤſſt, hierdurch geruͤhrt, den Geiſt zum Schoͤpfer lenken,
Wenn ihr die Wieſen ſeht mit fettem Vieh’ erfuͤllt,
Das mit geſenktem Haupt hier friſſt, dort wiederkaͤuet
Mit halb geſchloſſ’nem Aug’ und regem Maul; ſo freuet,
Er-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/385>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.