Sind Purpur, Silber, Gold, Carmin. Das Feld, an statt daß unsers grün, War blauer, als Ultramarin: Jch sah zugleich zwey weite Felder an, Von welchen man des einen Zier Mit einem glänzenden Sapphir, Das andere mit Smaragd, gar wol vergleichen kann. Jch sahe beyder Glanz von einer Höh': Jch stutzte Vor Anmut und vor Lust, daß die Natur Mit Bildern, Farb' und Licht so Erd' als Himmel putzte. War uns're Landschaft Wünder-schön; So war die ob're fast noch schöner anzusehn. Verband man aber beyder Zier; So stellten sie dem fröhlichen Gesicht Von Bildung, Farben, Glanz und Licht Das herrlichste Spectakel für. Es schien, ob wollte die Natur, Damit wir GOtt, den Schöpfer, mögten preisen, Wie sie so wol an Farben als Figur Ganz unerschöpflich sey, uns weisen. Man sieht die Bilder dort, jedoch nicht minder schön, Jn andern, als bey uns gewohnten, Farben stehn. Man siehet güld'ner Berge Spitzen, Gebäud' aus hellem Silber blitzen: Man siehet Rosen-farb'ne Wälder, Man siehet Purpur-rote Felder, Man siehet Büsche von Carmin, Ja Tier' und Vögel von Rubin. Ach, daß ein solches Farben-Spiel
Uns
Y 2
Sind Purpur, Silber, Gold, Carmin. Das Feld, an ſtatt daß unſers gruͤn, War blauer, als Ultramarin: Jch ſah zugleich zwey weite Felder an, Von welchen man des einen Zier Mit einem glaͤnzenden Sapphir, Das andere mit Smaragd, gar wol vergleichen kann. Jch ſahe beyder Glanz von einer Hoͤh’: Jch ſtutzte Vor Anmut und vor Luſt, daß die Natur Mit Bildern, Farb’ und Licht ſo Erd’ als Himmel putzte. War unſ’re Landſchaft Wuͤnder-ſchoͤn; So war die ob’re faſt noch ſchoͤner anzuſehn. Verband man aber beyder Zier; So ſtellten ſie dem froͤhlichen Geſicht Von Bildung, Farben, Glanz und Licht Das herrlichſte Spectakel fuͤr. Es ſchien, ob wollte die Natur, Damit wir GOtt, den Schoͤpfer, moͤgten preiſen, Wie ſie ſo wol an Farben als Figur Ganz unerſchoͤpflich ſey, uns weiſen. Man ſieht die Bilder dort, jedoch nicht minder ſchoͤn, Jn andern, als bey uns gewohnten, Farben ſtehn. Man ſiehet guͤld’ner Berge Spitzen, Gebaͤud’ aus hellem Silber blitzen: Man ſiehet Roſen-farb’ne Waͤlder, Man ſiehet Purpur-rote Felder, Man ſiehet Buͤſche von Carmin, Ja Tier’ und Voͤgel von Rubin. Ach, daß ein ſolches Farben-Spiel
Uns
Y 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgn="290"><l><pbfacs="#f0375"n="339"/>
Sind Purpur, Silber, Gold, Carmin.</l><lb/><l>Das Feld, an ſtatt daß unſers gruͤn,</l><lb/><l>War blauer, als Ultramarin:</l><lb/><l>Jch ſah zugleich zwey weite Felder an,</l><lb/><l>Von welchen man des einen Zier</l><lb/><l>Mit einem glaͤnzenden Sapphir,</l><lb/><l>Das andere mit Smaragd, gar wol vergleichen kann.</l><lb/><l>Jch ſahe beyder Glanz von einer Hoͤh’: Jch ſtutzte</l><lb/><l>Vor Anmut und vor Luſt, daß die Natur</l><lb/><l>Mit Bildern, Farb’ und Licht ſo Erd’ als Himmel putzte.</l><lb/><l>War unſ’re Landſchaft Wuͤnder-ſchoͤn;</l><lb/><l>So war die ob’re faſt noch ſchoͤner anzuſehn.</l><lb/><l>Verband man aber beyder Zier;</l><lb/><l>So ſtellten ſie dem froͤhlichen Geſicht</l><lb/><l>Von Bildung, Farben, Glanz und Licht</l><lb/><l>Das herrlichſte Spectakel fuͤr.</l><lb/><l>Es ſchien, ob wollte die Natur,</l><lb/><l>Damit wir GOtt, den Schoͤpfer, moͤgten preiſen,</l><lb/><l>Wie ſie ſo wol an Farben als Figur</l><lb/><l>Ganz unerſchoͤpflich ſey, uns weiſen.</l><lb/><l>Man ſieht die Bilder dort, jedoch nicht minder ſchoͤn,</l><lb/><l>Jn andern, als bey uns gewohnten, Farben ſtehn.</l><lb/><l>Man ſiehet guͤld’ner Berge Spitzen,</l><lb/><l>Gebaͤud’ aus hellem Silber blitzen:</l><lb/><l>Man ſiehet Roſen-farb’ne Waͤlder,</l><lb/><l>Man ſiehet Purpur-rote Felder,</l><lb/><l>Man ſiehet Buͤſche von Carmin,</l><lb/><l>Ja Tier’ und Voͤgel von Rubin.</l><lb/><l>Ach, daß ein ſolches Farben-Spiel</l><lb/><l><fwplace="bottom"type="sig">Y 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">Uns</fw><lb/></l></lg></div></div></body></text></TEI>
[339/0375]
Sind Purpur, Silber, Gold, Carmin.
Das Feld, an ſtatt daß unſers gruͤn,
War blauer, als Ultramarin:
Jch ſah zugleich zwey weite Felder an,
Von welchen man des einen Zier
Mit einem glaͤnzenden Sapphir,
Das andere mit Smaragd, gar wol vergleichen kann.
Jch ſahe beyder Glanz von einer Hoͤh’: Jch ſtutzte
Vor Anmut und vor Luſt, daß die Natur
Mit Bildern, Farb’ und Licht ſo Erd’ als Himmel putzte.
War unſ’re Landſchaft Wuͤnder-ſchoͤn;
So war die ob’re faſt noch ſchoͤner anzuſehn.
Verband man aber beyder Zier;
So ſtellten ſie dem froͤhlichen Geſicht
Von Bildung, Farben, Glanz und Licht
Das herrlichſte Spectakel fuͤr.
Es ſchien, ob wollte die Natur,
Damit wir GOtt, den Schoͤpfer, moͤgten preiſen,
Wie ſie ſo wol an Farben als Figur
Ganz unerſchoͤpflich ſey, uns weiſen.
Man ſieht die Bilder dort, jedoch nicht minder ſchoͤn,
Jn andern, als bey uns gewohnten, Farben ſtehn.
Man ſiehet guͤld’ner Berge Spitzen,
Gebaͤud’ aus hellem Silber blitzen:
Man ſiehet Roſen-farb’ne Waͤlder,
Man ſiehet Purpur-rote Felder,
Man ſiehet Buͤſche von Carmin,
Ja Tier’ und Voͤgel von Rubin.
Ach, daß ein ſolches Farben-Spiel
Uns
Y 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/375>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.