Ew'ge Liebe, sey gepriesen, Dir sey Ehre, Lob und Dank, Da Du solche Huld gewiesen Jm Geschmack, in Speis' und Trank! Gib, daß wir, so oft wir essen, Deine Wunder-Kraft ermessen, Die uns nicht nur Kost bescher't, Sondern auch mit Lust uns när't.
115.
Sprich, verwildertes Gemüte, Kommt die Zung' auch ungefehr, Oder aus der Macht und Güte Eines weisen Wesens her? Sprich: verdienen solche Werke Nicht so viel, daß man sie merke? Wers Geschöpfe nicht betracht't, Schändet seines Schöpfers Macht.
V. Das Gefül.
116.
Hiemit stellen wir dem Denken Auf das Schmecken auch ein Ziel, Uns're Geister hinzulenken Aufs empfindliche Gefül, Dessen Kräfte den Gedanken Ohne Mass' und ohne Schranken Allenthalben, allgemein, Und im ganzen Cörper seyn.
117.
114.
Ew’ge Liebe, ſey geprieſen, Dir ſey Ehre, Lob und Dank, Da Du ſolche Huld gewieſen Jm Geſchmack, in Speiſ’ und Trank! Gib, daß wir, ſo oft wir eſſen, Deine Wunder-Kraft ermeſſen, Die uns nicht nur Koſt beſcher’t, Sondern auch mit Luſt uns naͤr’t.
115.
Sprich, verwildertes Gemuͤte, Kommt die Zung’ auch ungefehr, Oder aus der Macht und Guͤte Eines weiſen Weſens her? Sprich: verdienen ſolche Werke Nicht ſo viel, daß man ſie merke? Wers Geſchoͤpfe nicht betracht’t, Schaͤndet ſeines Schoͤpfers Macht.
V. Das Gefuͤl.
116.
Hiemit ſtellen wir dem Denken Auf das Schmecken auch ein Ziel, Unſ’re Geiſter hinzulenken Aufs empfindliche Gefuͤl, Deſſen Kraͤfte den Gedanken Ohne Maſſ’ und ohne Schranken Allenthalben, allgemein, Und im ganzen Coͤrper ſeyn.
117.
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Ew’ge Liebe, ſey geprieſen,
Dir ſey Ehre, Lob und Dank,
Da Du ſolche Huld gewieſen
Jm Geſchmack, in Speiſ’ und Trank!
Gib, daß wir, ſo oft wir eſſen,
Deine Wunder-Kraft ermeſſen,
Die uns nicht nur Koſt beſcher’t,
Sondern auch mit Luſt uns naͤr’t.
115.
Sprich, verwildertes Gemuͤte,
Kommt die Zung’ auch ungefehr,
Oder aus der Macht und Guͤte
Eines weiſen Weſens her?
Sprich: verdienen ſolche Werke
Nicht ſo viel, daß man ſie merke?
Wers Geſchoͤpfe nicht betracht’t,
Schaͤndet ſeines Schoͤpfers Macht.
V. Das Gefuͤl.
116.
Hiemit ſtellen wir dem Denken
Auf das Schmecken auch ein Ziel,
Unſ’re Geiſter hinzulenken
Aufs empfindliche Gefuͤl,
Deſſen Kraͤfte den Gedanken
Ohne Maſſ’ und ohne Schranken
Allenthalben, allgemein,
Und im ganzen Coͤrper ſeyn.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/360>, abgerufen am 22.11.2024.
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