Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727.

Bild:
<< vorherige Seite
75.
Darin kann er noch nicht bleiben,
Sondern wird heraus geführt,
Und lässt sich noch weiter treiben,
Bis er an ein Nervgen rührt;
Welches, ob es gleich so dünne
Als der Faden einer Spinne,
Doch den Ton, durch den es kling't,
Jn den Sitz der Sinne bring't.
76.
Hier bey dieser kleinen Sehnen
Soll man mit Verwund'rung sehn,
Wie viel Aest' aus ihr sich dehnen,
Ja den ganzen Leib durchgehn,
Die nicht nur im Gaum und Munde,
Zähnen, Augen, Nas' und Schlunde,
Nein, sie endigen sich auch
Jn der Brust und in dem Bauch.
77.
Ja so gar bis in die Füsse
Sollen kleine Zweige gehn,
Wannenher ich leichtlich schliesse,
Wie die Wirkungen geschehn,
Welche die Music erreget,
Da der Ton das Ohr uns schläget,
Und im Nervgen, das er rührt,
Durch den ganzen Leib sich führt.
78. Doch
U 4
75.
Darin kann er noch nicht bleiben,
Sondern wird heraus gefuͤhrt,
Und laͤſſt ſich noch weiter treiben,
Bis er an ein Nervgen ruͤhrt;
Welches, ob es gleich ſo duͤnne
Als der Faden einer Spinne,
Doch den Ton, durch den es kling’t,
Jn den Sitz der Sinne bring’t.
76.
Hier bey dieſer kleinen Sehnen
Soll man mit Verwund’rung ſehn,
Wie viel Aeſt’ aus ihr ſich dehnen,
Ja den ganzen Leib durchgehn,
Die nicht nur im Gaum und Munde,
Zaͤhnen, Augen, Naſ’ und Schlunde,
Nein, ſie endigen ſich auch
Jn der Bruſt und in dem Bauch.
77.
Ja ſo gar bis in die Fuͤſſe
Sollen kleine Zweige gehn,
Wannenher ich leichtlich ſchlieſſe,
Wie die Wirkungen geſchehn,
Welche die Muſic erreget,
Da der Ton das Ohr uns ſchlaͤget,
Und im Nervgen, das er ruͤhrt,
Durch den ganzen Leib ſich fuͤhrt.
78. Doch
U 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0347" n="311"/>
            <lg n="208">
              <head>75.</head><lb/>
              <l>Darin kann er noch nicht bleiben,</l><lb/>
              <l>Sondern wird heraus gefu&#x0364;hrt,</l><lb/>
              <l>Und la&#x0364;&#x017F;&#x017F;t &#x017F;ich noch weiter treiben,</l><lb/>
              <l>Bis er an ein Nervgen ru&#x0364;hrt;</l><lb/>
              <l>Welches, ob es gleich &#x017F;o du&#x0364;nne</l><lb/>
              <l>Als der Faden einer Spinne,</l><lb/>
              <l>Doch den Ton, durch den es kling&#x2019;t,</l><lb/>
              <l>Jn den Sitz der Sinne bring&#x2019;t.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="209">
              <head>76.</head><lb/>
              <l>Hier bey die&#x017F;er kleinen Sehnen</l><lb/>
              <l>Soll man mit Verwund&#x2019;rung &#x017F;ehn,</l><lb/>
              <l>Wie viel Ae&#x017F;t&#x2019; aus ihr &#x017F;ich dehnen,</l><lb/>
              <l>Ja den ganzen Leib durchgehn,</l><lb/>
              <l>Die nicht nur im Gaum und Munde,</l><lb/>
              <l>Za&#x0364;hnen, Augen, Na&#x017F;&#x2019; und Schlunde,</l><lb/>
              <l>Nein, &#x017F;ie endigen &#x017F;ich auch</l><lb/>
              <l>Jn der Bru&#x017F;t und in dem Bauch.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="210">
              <head>77.</head><lb/>
              <l>Ja &#x017F;o gar bis in die Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e</l><lb/>
              <l>Sollen kleine Zweige gehn,</l><lb/>
              <l>Wannenher ich leichtlich &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;e,</l><lb/>
              <l>Wie die Wirkungen ge&#x017F;chehn,</l><lb/>
              <l>Welche die Mu&#x017F;ic erreget,</l><lb/>
              <l>Da der Ton das Ohr uns &#x017F;chla&#x0364;get,</l><lb/>
              <l>Und im Nervgen, das er ru&#x0364;hrt,</l><lb/>
              <l>Durch den ganzen Leib &#x017F;ich fu&#x0364;hrt.</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">U 4</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">78. Doch</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[311/0347] 75. Darin kann er noch nicht bleiben, Sondern wird heraus gefuͤhrt, Und laͤſſt ſich noch weiter treiben, Bis er an ein Nervgen ruͤhrt; Welches, ob es gleich ſo duͤnne Als der Faden einer Spinne, Doch den Ton, durch den es kling’t, Jn den Sitz der Sinne bring’t. 76. Hier bey dieſer kleinen Sehnen Soll man mit Verwund’rung ſehn, Wie viel Aeſt’ aus ihr ſich dehnen, Ja den ganzen Leib durchgehn, Die nicht nur im Gaum und Munde, Zaͤhnen, Augen, Naſ’ und Schlunde, Nein, ſie endigen ſich auch Jn der Bruſt und in dem Bauch. 77. Ja ſo gar bis in die Fuͤſſe Sollen kleine Zweige gehn, Wannenher ich leichtlich ſchlieſſe, Wie die Wirkungen geſchehn, Welche die Muſic erreget, Da der Ton das Ohr uns ſchlaͤget, Und im Nervgen, das er ruͤhrt, Durch den ganzen Leib ſich fuͤhrt. 78. Doch U 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/347
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/347>, abgerufen am 25.11.2024.