Welche drauf durch zweene Strassen, Die vom zärt'sten Fleisch formir't, Und sich nimmer spärren lassen, Ganz wird ins Gehirn geführ't. Hier nun wirk't die Kraft der Selen, Abzusondern und zu wälen Das, was sie für schädlich hält, Von dem, was ihr wol gefällt.
58.
Wer kann unbewundert lassen, Da die Nasen-Löcher sind Unten weit, mehr Luft zu fassen, Wie man es bey allen find't, Oben aber schmal und enge, Daß der Duft durch ein Gedrenge, Als durch einen sanften Schlag, Mehr das Nervgen rühren mag?
59.
Ferner ist noch zu erwägen, Welche Tugend, welche Kraft Unterschied'ne Cörper hegen, Deren selten' Eigenschaft Stets die Luft, die sie umhüllet, Mit Geruch und Dünsten füllet, Die sie recht, als wenn es raucht, Doch unsichtbar, von sich haucht.
60. Daß
II. Theil. U
57.
Welche drauf durch zweene Straſſen, Die vom zaͤrt’ſten Fleiſch formir’t, Und ſich nimmer ſpaͤrren laſſen, Ganz wird ins Gehirn gefuͤhr’t. Hier nun wirk’t die Kraft der Selen, Abzuſondern und zu waͤlen Das, was ſie fuͤr ſchaͤdlich haͤlt, Von dem, was ihr wol gefaͤllt.
58.
Wer kann unbewundert laſſen, Da die Naſen-Loͤcher ſind Unten weit, mehr Luft zu faſſen, Wie man es bey allen find’t, Oben aber ſchmal und enge, Daß der Duft durch ein Gedrenge, Als durch einen ſanften Schlag, Mehr das Nervgen ruͤhren mag?
59.
Ferner iſt noch zu erwaͤgen, Welche Tugend, welche Kraft Unterſchied’ne Coͤrper hegen, Deren ſelten’ Eigenſchaft Stets die Luft, die ſie umhuͤllet, Mit Geruch und Duͤnſten fuͤllet, Die ſie recht, als wenn es raucht, Doch unſichtbar, von ſich haucht.
60. Daß
II. Theil. U
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57.
Welche drauf durch zweene Straſſen,
Die vom zaͤrt’ſten Fleiſch formir’t,
Und ſich nimmer ſpaͤrren laſſen,
Ganz wird ins Gehirn gefuͤhr’t.
Hier nun wirk’t die Kraft der Selen,
Abzuſondern und zu waͤlen
Das, was ſie fuͤr ſchaͤdlich haͤlt,
Von dem, was ihr wol gefaͤllt.
58.
Wer kann unbewundert laſſen,
Da die Naſen-Loͤcher ſind
Unten weit, mehr Luft zu faſſen,
Wie man es bey allen find’t,
Oben aber ſchmal und enge,
Daß der Duft durch ein Gedrenge,
Als durch einen ſanften Schlag,
Mehr das Nervgen ruͤhren mag?
59.
Ferner iſt noch zu erwaͤgen,
Welche Tugend, welche Kraft
Unterſchied’ne Coͤrper hegen,
Deren ſelten’ Eigenſchaft
Stets die Luft, die ſie umhuͤllet,
Mit Geruch und Duͤnſten fuͤllet,
Die ſie recht, als wenn es raucht,
Doch unſichtbar, von ſich haucht.
60. Daß
II. Theil. U
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/341>, abgerufen am 22.11.2024.
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