Der dicht belaubten Zweige Menge, Derselben Ründe, samt der Länge, Sind Wunder, wenn wirs überlegen. Wofern ein Stamm und Zweig nicht rund; würd' ihm der Regen Ohn' allen Zweifel schaden müssen. Die Feuchtigkeit würd' auf ihm stehen bleiben, Und sein Gewächs bald aufzureiben, Ja durch Vermoderung ihn aufzulösen, wissen. Wär' er nun auch nicht lang hingegen; Wo sollte solch ein milder Segen Von Früchten, die zur Speise nützen, Wo sollten so viel Blätter, sitzen? Ach nimm denn, lieber Mensch, des Schöpfers weise Macht Bey jedem Baum, mit Lust und Dank, in acht!
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Der dicht belaubten Zweige Menge, Derſelben Ruͤnde, ſamt der Laͤnge, Sind Wunder, wenn wirs uͤberlegen. Wofern ein Stamm und Zweig nicht rund; wuͤrd’ ihm der Regen Ohn’ allen Zweifel ſchaden muͤſſen. Die Feuchtigkeit wuͤrd’ auf ihm ſtehen bleiben, Und ſein Gewaͤchs bald aufzureiben, Ja durch Vermoderung ihn aufzuloͤſen, wiſſen. Waͤr’ er nun auch nicht lang hingegen; Wo ſollte ſolch ein milder Segen Von Fruͤchten, die zur Speiſe nuͤtzen, Wo ſollten ſo viel Blaͤtter, ſitzen? Ach nimm denn, lieber Menſch, des Schoͤpfers weiſe Macht Bey jedem Baum, mit Luſt und Dank, in acht!
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Der dicht belaubten Zweige Menge,
Derſelben Ruͤnde, ſamt der Laͤnge,
Sind Wunder, wenn wirs uͤberlegen.
Wofern ein Stamm und Zweig nicht rund; wuͤrd’ ihm der
Regen
Ohn’ allen Zweifel ſchaden muͤſſen.
Die Feuchtigkeit wuͤrd’ auf ihm ſtehen bleiben,
Und ſein Gewaͤchs bald aufzureiben,
Ja durch Vermoderung ihn aufzuloͤſen, wiſſen.
Waͤr’ er nun auch nicht lang hingegen;
Wo ſollte ſolch ein milder Segen
Von Fruͤchten, die zur Speiſe nuͤtzen,
Wo ſollten ſo viel Blaͤtter, ſitzen?
Ach nimm denn, lieber Menſch, des Schoͤpfers weiſe Macht
Bey jedem Baum, mit Luſt und Dank, in acht!
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/315>, abgerufen am 21.11.2024.
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