Dieses Wunder muß vor allen Wol erweg't seyn und bedacht. Aller Stimmen Saiten schallen, Aller Töne süsse Macht Werden in der Luft erzeuget, Wenn sie sich in Cirkeln beuget, Und wie sich ein Wasser rührt, So den Klang zum Ohre führt.
11.
Wer kann dieses Wunder fassen, Daß sich einer Stimme Klang So gar oft muß teilen lassen, Da ein Wörtgen, ein Gesang Dergestalt die Luft erreget, Daß sie wallend sich beweget, Und viel tausend Ohren füllt, Was aus einem Munde qvillt.
12.
Wie ein Prediger mit Worten So die Lüfte treiben kann, Daß, an vielen tausend Orten Von viel tausend, jedermann Sein ganz Wort zugleich empfindet; Hat kein Mensch annoch ergründet. Nur so viel kann man verstehn; Durch die Luft muß es geschehn.
13. Wenn
10.
Dieſes Wunder muß vor allen Wol erweg’t ſeyn und bedacht. Aller Stimmen Saiten ſchallen, Aller Toͤne ſuͤſſe Macht Werden in der Luft erzeuget, Wenn ſie ſich in Cirkeln beuget, Und wie ſich ein Waſſer ruͤhrt, So den Klang zum Ohre fuͤhrt.
11.
Wer kann dieſes Wunder faſſen, Daß ſich einer Stimme Klang So gar oft muß teilen laſſen, Da ein Woͤrtgen, ein Geſang Dergeſtalt die Luft erreget, Daß ſie wallend ſich beweget, Und viel tauſend Ohren fuͤllt, Was aus einem Munde qvillt.
12.
Wie ein Prediger mit Worten So die Luͤfte treiben kann, Daß, an vielen tauſend Orten Von viel tauſend, jedermann Sein ganz Wort zugleich empfindet; Hat kein Menſch annoch ergruͤndet. Nur ſo viel kann man verſtehn; Durch die Luft muß es geſchehn.
13. Wenn
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10.
Dieſes Wunder muß vor allen
Wol erweg’t ſeyn und bedacht.
Aller Stimmen Saiten ſchallen,
Aller Toͤne ſuͤſſe Macht
Werden in der Luft erzeuget,
Wenn ſie ſich in Cirkeln beuget,
Und wie ſich ein Waſſer ruͤhrt,
So den Klang zum Ohre fuͤhrt.
11.
Wer kann dieſes Wunder faſſen,
Daß ſich einer Stimme Klang
So gar oft muß teilen laſſen,
Da ein Woͤrtgen, ein Geſang
Dergeſtalt die Luft erreget,
Daß ſie wallend ſich beweget,
Und viel tauſend Ohren fuͤllt,
Was aus einem Munde qvillt.
12.
Wie ein Prediger mit Worten
So die Luͤfte treiben kann,
Daß, an vielen tauſend Orten
Von viel tauſend, jedermann
Sein ganz Wort zugleich empfindet;
Hat kein Menſch annoch ergruͤndet.
Nur ſo viel kann man verſtehn;
Durch die Luft muß es geſchehn.
13. Wenn
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/274>, abgerufen am 22.11.2024.
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