Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727.

Bild:
<< vorherige Seite
Da GOttes Liebe nun in jener Ewigkeit,
Nach deiner Meynung selbst, ohn' allen Streit
Der Seligen Beschäfftigung wird werden;
Warum denn nicht bereits schon hier auf Erden
An GOttes Lob gedacht?
Soll etwa Seine Wunder-Macht,
Soll Seiner schönen Werke Pracht
Auf dieser Welt allein
Der Tiere Vorwurf seyn?
Da GOTT aus einem ew'gen Triebe
Dir nicht allein auf dieser Welt
Von Seiner Weisheit, Macht und Liebe
Unzäligen Beweistum vorgestellt,
Nein, sondern gar
Jn das, was dich ergetzet,
Bloß Seine Ehr' aus lauter Gnaden setzet,
Und Seinen Ruhm so wunderbar
Mit deiner eig'nen Lust verbindet;
So machest du, da du sie nicht betrachtest,
Dich nicht daran vergnüg'st, und sie dadurch verachtest,
Daß all dein irdisches Vergnügen schwindet.
Ob nun hiedurch dereinst nach dieser Erde
Dein ewigs sich befodern werde,
Dieß, sag' ich, kommet mir
Ganz unwarscheinlich für.
Wollt ihr nun hier vergnüg't, dort ewig selig seyn;
Ach so betrachtet hier des Schöpfers Wunderwerke!
Bewundert seine Gnad' und Weisheit, Lieb' und Stärke
Jn eurer Jhm zum Ruhm empfund'nen Lust allein!
So werdet ihr durch hiesigs Lob beyzeiten
Euch schon zu jenem Lob' in Ewigkeit bereiten.


Die
Da GOttes Liebe nun in jener Ewigkeit,
Nach deiner Meynung ſelbſt, ohn’ allen Streit
Der Seligen Beſchaͤfftigung wird werden;
Warum denn nicht bereits ſchon hier auf Erden
An GOttes Lob gedacht?
Soll etwa Seine Wunder-Macht,
Soll Seiner ſchoͤnen Werke Pracht
Auf dieſer Welt allein
Der Tiere Vorwurf ſeyn?
Da GOTT aus einem ew’gen Triebe
Dir nicht allein auf dieſer Welt
Von Seiner Weiſheit, Macht und Liebe
Unzaͤligen Beweistum vorgeſtellt,
Nein, ſondern gar
Jn das, was dich ergetzet,
Bloß Seine Ehr’ aus lauter Gnaden ſetzet,
Und Seinen Ruhm ſo wunderbar
Mit deiner eig’nen Luſt verbindet;
So macheſt du, da du ſie nicht betrachteſt,
Dich nicht daran vergnuͤg’ſt, und ſie dadurch verachteſt,
Daß all dein irdiſches Vergnuͤgen ſchwindet.
Ob nun hiedurch dereinſt nach dieſer Erde
Dein ewigs ſich befodern werde,
Dieß, ſag’ ich, kommet mir
Ganz unwarſcheinlich fuͤr.
Wollt ihr nun hier vergnuͤg’t, dort ewig ſelig ſeyn;
Ach ſo betrachtet hier des Schoͤpfers Wunderwerke!
Bewundert ſeine Gnad’ und Weiſheit, Lieb’ und Staͤrke
Jn eurer Jhm zum Ruhm empfund’nen Luſt allein!
So werdet ihr durch hieſigs Lob beyzeiten
Euch ſchon zu jenem Lob’ in Ewigkeit bereiten.


Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0270" n="234"/>
          <lg n="15">
            <l>Da GOttes Liebe nun in jener Ewigkeit,</l><lb/>
            <l>Nach deiner Meynung &#x017F;elb&#x017F;t, ohn&#x2019; allen Streit</l><lb/>
            <l>Der Seligen Be&#x017F;cha&#x0364;fftigung wird werden;</l><lb/>
            <l>Warum denn nicht bereits &#x017F;chon hier auf Erden</l><lb/>
            <l>An GOttes Lob gedacht?</l><lb/>
            <l>Soll etwa Seine Wunder-Macht,</l><lb/>
            <l>Soll Seiner &#x017F;cho&#x0364;nen Werke Pracht</l><lb/>
            <l>Auf die&#x017F;er Welt allein</l><lb/>
            <l>Der Tiere Vorwurf &#x017F;eyn?</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="16">
            <l>Da GOTT aus einem ew&#x2019;gen Triebe</l><lb/>
            <l>Dir nicht allein auf die&#x017F;er Welt</l><lb/>
            <l>Von Seiner Wei&#x017F;heit, Macht und Liebe</l><lb/>
            <l>Unza&#x0364;ligen Beweistum vorge&#x017F;tellt,</l><lb/>
            <l>Nein, &#x017F;ondern gar</l><lb/>
            <l>Jn das, was dich ergetzet,</l><lb/>
            <l>Bloß Seine Ehr&#x2019; aus lauter Gnaden &#x017F;etzet,</l><lb/>
            <l>Und Seinen Ruhm &#x017F;o wunderbar</l><lb/>
            <l>Mit deiner eig&#x2019;nen Lu&#x017F;t verbindet;</l><lb/>
            <l>So mache&#x017F;t du, da du &#x017F;ie nicht betrachte&#x017F;t,</l><lb/>
            <l>Dich nicht daran vergnu&#x0364;g&#x2019;&#x017F;t, und &#x017F;ie dadurch verachte&#x017F;t,</l><lb/>
            <l>Daß all dein irdi&#x017F;ches Vergnu&#x0364;gen &#x017F;chwindet.</l><lb/>
            <l>Ob nun hiedurch derein&#x017F;t nach die&#x017F;er Erde</l><lb/>
            <l>Dein ewigs &#x017F;ich befodern werde,</l><lb/>
            <l>Dieß, &#x017F;ag&#x2019; ich, kommet mir</l><lb/>
            <l>Ganz unwar&#x017F;cheinlich fu&#x0364;r.</l><lb/>
            <l>Wollt ihr nun hier vergnu&#x0364;g&#x2019;t, dort ewig &#x017F;elig &#x017F;eyn;</l><lb/>
            <l>Ach &#x017F;o betrachtet hier des Scho&#x0364;pfers Wunderwerke!</l><lb/>
            <l>Bewundert &#x017F;eine Gnad&#x2019; und Wei&#x017F;heit, Lieb&#x2019; und Sta&#x0364;rke</l><lb/>
            <l>Jn eurer Jhm zum Ruhm empfund&#x2019;nen Lu&#x017F;t allein!</l><lb/>
            <l>So werdet ihr durch hie&#x017F;igs Lob beyzeiten</l><lb/>
            <l>Euch &#x017F;chon zu jenem Lob&#x2019; in Ewigkeit bereiten.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Die</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[234/0270] Da GOttes Liebe nun in jener Ewigkeit, Nach deiner Meynung ſelbſt, ohn’ allen Streit Der Seligen Beſchaͤfftigung wird werden; Warum denn nicht bereits ſchon hier auf Erden An GOttes Lob gedacht? Soll etwa Seine Wunder-Macht, Soll Seiner ſchoͤnen Werke Pracht Auf dieſer Welt allein Der Tiere Vorwurf ſeyn? Da GOTT aus einem ew’gen Triebe Dir nicht allein auf dieſer Welt Von Seiner Weiſheit, Macht und Liebe Unzaͤligen Beweistum vorgeſtellt, Nein, ſondern gar Jn das, was dich ergetzet, Bloß Seine Ehr’ aus lauter Gnaden ſetzet, Und Seinen Ruhm ſo wunderbar Mit deiner eig’nen Luſt verbindet; So macheſt du, da du ſie nicht betrachteſt, Dich nicht daran vergnuͤg’ſt, und ſie dadurch verachteſt, Daß all dein irdiſches Vergnuͤgen ſchwindet. Ob nun hiedurch dereinſt nach dieſer Erde Dein ewigs ſich befodern werde, Dieß, ſag’ ich, kommet mir Ganz unwarſcheinlich fuͤr. Wollt ihr nun hier vergnuͤg’t, dort ewig ſelig ſeyn; Ach ſo betrachtet hier des Schoͤpfers Wunderwerke! Bewundert ſeine Gnad’ und Weiſheit, Lieb’ und Staͤrke Jn eurer Jhm zum Ruhm empfund’nen Luſt allein! So werdet ihr durch hieſigs Lob beyzeiten Euch ſchon zu jenem Lob’ in Ewigkeit bereiten. Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/270
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/270>, abgerufen am 03.05.2024.