Seh' ich den Himmel an, so kömmt mir sein Sapphir Als eine Tafel für, Die unermesslich ist, auf welcher eine Schrift, Die des allmächt'gen Schöpfers Wesen, Huld, Weis heit, Macht und Majestät betrifft, Jm schimmernden Gestirn, in heller Pracht zu lesen. Hilf GOtt, welch eine Schrift! O! welch ein Wunder-Buch, Jn welchem die Gestirne Zeilen, Die Lettern grösser sind, als hundert tausend Meilen, Woran in wunderbarem Schein Die Puncte selbsten Sonnen seyn!
Jch seh' es ganz erstaunt in tiefster Ehr-Furcht an, Und, ob den Jnhalt gleich mein Geist nicht fassen kann; Doch spür' ich, daß sie mich also zu denken treibt: So schreibt der Schöpfer, wenn Er schreibt. O dreymal höchst beglückt-o dreymal sel'ge Selen, Die GOtt, das höchste Gut, dereinst wird auserwählen, Der ew'gen Weisheit Licht noch tiefer einzusehn, Und Jhn, den Schöpfer Selbst, den Jnhalt, zu verstehn! Jndessen müssen wir, Zu unsers Schöpfers Ruhm, so lange wir noch hier, Das Wunder-A B C der Sternen Jn Ehrfurcht buchstabiren lernen.
Es ist kein' einzige Figur Jm ganzen Reiche der Natur Zu finden, ja nur zu erdenken, Die, wenn wir Blick und Witz in diese Höhe senken, Jn diesen tiefen Gründen,
Jn
Seh’ ich den Himmel an, ſo koͤmmt mir ſein Sapphir Als eine Tafel fuͤr, Die unermeſſlich iſt, auf welcher eine Schrift, Die des allmaͤcht’gen Schoͤpfers Weſen, Huld, Weiſ heit, Macht und Majeſtaͤt betrifft, Jm ſchimmernden Geſtirn, in heller Pracht zu leſen. Hilf GOtt, welch eine Schrift! O! welch ein Wunder-Buch, Jn welchem die Geſtirne Zeilen, Die Lettern groͤſſer ſind, als hundert tauſend Meilen, Woran in wunderbarem Schein Die Puncte ſelbſten Sonnen ſeyn!
Jch ſeh’ es ganz erſtaunt in tiefſter Ehr-Furcht an, Und, ob den Jnhalt gleich mein Geiſt nicht faſſen kann; Doch ſpuͤr’ ich, daß ſie mich alſo zu denken treibt: So ſchreibt der Schoͤpfer, wenn Er ſchreibt. O dreymal hoͤchſt begluͤckt-o dreymal ſel’ge Selen, Die GOtt, das hoͤchſte Gut, dereinſt wird auserwaͤhlen, Der ew’gen Weiſheit Licht noch tiefer einzuſehn, Und Jhn, den Schoͤpfer Selbſt, den Jnhalt, zu verſtehn! Jndeſſen muͤſſen wir, Zu unſers Schoͤpfers Ruhm, ſo lange wir noch hier, Das Wunder-A B C der Sternen Jn Ehrfurcht buchſtabiren lernen.
Es iſt kein’ einzige Figur Jm ganzen Reiche der Natur Zu finden, ja nur zu erdenken, Die, wenn wir Blick und Witz in dieſe Hoͤhe ſenken, Jn dieſen tiefen Gruͤnden,
Jn
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Seh’ ich den Himmel an, ſo koͤmmt mir ſein Sapphir
Als eine Tafel fuͤr,
Die unermeſſlich iſt, auf welcher eine Schrift,
Die des allmaͤcht’gen Schoͤpfers Weſen,
Huld, Weiſ heit, Macht und Majeſtaͤt betrifft,
Jm ſchimmernden Geſtirn, in heller Pracht zu leſen.
Hilf GOtt, welch eine Schrift! O! welch ein Wunder-Buch,
Jn welchem die Geſtirne Zeilen,
Die Lettern groͤſſer ſind, als hundert tauſend Meilen,
Woran in wunderbarem Schein
Die Puncte ſelbſten Sonnen ſeyn!
Jch ſeh’ es ganz erſtaunt in tiefſter Ehr-Furcht an,
Und, ob den Jnhalt gleich mein Geiſt nicht faſſen kann;
Doch ſpuͤr’ ich, daß ſie mich alſo zu denken treibt:
So ſchreibt der Schoͤpfer, wenn Er ſchreibt.
O dreymal hoͤchſt begluͤckt-o dreymal ſel’ge Selen,
Die GOtt, das hoͤchſte Gut, dereinſt wird auserwaͤhlen,
Der ew’gen Weiſheit Licht noch tiefer einzuſehn,
Und Jhn, den Schoͤpfer Selbſt, den Jnhalt, zu verſtehn!
Jndeſſen muͤſſen wir,
Zu unſers Schoͤpfers Ruhm, ſo lange wir noch hier,
Das Wunder-A B C der Sternen
Jn Ehrfurcht buchſtabiren lernen.
Es iſt kein’ einzige Figur
Jm ganzen Reiche der Natur
Zu finden, ja nur zu erdenken,
Die, wenn wir Blick und Witz in dieſe Hoͤhe ſenken,
Jn dieſen tiefen Gruͤnden,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/223>, abgerufen am 16.02.2025.
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