Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727.
Mit welchem schrecklichen Gewül, Getös und Lärmen Jndem ich dieß mit Ernst ermesse, Stell't solcher Bestien fast ungemess'ne Grösse Sich gleichsam meinen Augen vor. Mir ist, als wenn ich recht die ungeheure Höhe Von einem schwarzen Berg, der lebet, in ihm sehe; Mich deucht, ich schaue recht die weisse Wut Der durch das schreckliche Gewül gepressten Flut, Mit Schaum- und Wirbel-vollen Wellen, Als wären es Gebürge, schwellen. Mich deucht, es höre recht mein schüchtern Ohr Mit einem innerlichen Grausen Ein wildes unerträglichs Brausen. Die braune Flut wird plötzlich weiß, und schäumet; Ein grosses Teil des Meers erhebet, wälzet, bäumet Sich brüllend in die Höh' in einem Augenblick, Und stürzt mit solcher Last von oben ab zurück; Daß die gepresste Flut oft ganze Meilen weit Sich reget, tobet, wall't mit solcher Heftigkeit, Daß Cirkel, Wirbel, Schaum ein schwülstiges Bewegen, So weit man sehen kann, in einem Kreis' erregen. Wer weiß sich nun den Stand im dunk'len Reich der Wellen, Wo sie bey tausenden sich wälzen, vorzustellen? Wie
Mit welchem ſchrecklichen Gewuͤl, Getoͤs und Laͤrmen Jndem ich dieß mit Ernſt ermeſſe, Stell’t ſolcher Beſtien faſt ungemeſſ’ne Groͤſſe Sich gleichſam meinen Augen vor. Mir iſt, als wenn ich recht die ungeheure Hoͤhe Von einem ſchwarzen Berg, der lebet, in ihm ſehe; Mich deucht, ich ſchaue recht die weiſſe Wut Der durch das ſchreckliche Gewuͤl gepreſſten Flut, Mit Schaum- und Wirbel-vollen Wellen, Als waͤren es Gebuͤrge, ſchwellen. Mich deucht, es hoͤre recht mein ſchuͤchtern Ohr Mit einem innerlichen Grauſen Ein wildes unertraͤglichs Brauſen. Die braune Flut wird ploͤtzlich weiß, und ſchaͤumet; Ein groſſes Teil des Meers erhebet, waͤlzet, baͤumet Sich bruͤllend in die Hoͤh’ in einem Augenblick, Und ſtuͤrzt mit ſolcher Laſt von oben ab zuruͤck; Daß die gepreſſte Flut oft ganze Meilen weit Sich reget, tobet, wall’t mit ſolcher Heftigkeit, Daß Cirkel, Wirbel, Schaum ein ſchwuͤlſtiges Bewegen, So weit man ſehen kann, in einem Kreiſ’ erregen. Wer weiß ſich nun den Stand im dunk’len Reich der Wellen, Wo ſie bey tauſenden ſich waͤlzen, vorzuſtellen? Wie
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg n="16"> <l><pb facs="#f0200" n="164"/> Mit welchem ſchrecklichen Gewuͤl, Getoͤs und Laͤrmen</l><lb/> <l>Muß in dem tiefen Schlund’ und dunkeln Aufenthalt</l><lb/> <l>Ein Wallfiſch-Heer ſich drehn, und durch einander ſchwaͤr-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">men:</hi> </l><lb/> <l>Da, wenn ein ſolcher Fiſch aus ſeiner Tiefe bricht,</l><lb/> <l>Und, wie es, wenn er ſpielt, in Groͤnland oft geſchicht,</l><lb/> <l>Mit graͤulichem Geraͤuſch aus ſtillen Fluten ſteiget;</l><lb/> <l>Er einen ſchwarzen Thurm erſtaun’ten Augen zeiget.</l> </lg><lb/> <lg n="17"> <l>Jndem ich dieß mit Ernſt ermeſſe,</l><lb/> <l>Stell’t ſolcher Beſtien faſt ungemeſſ’ne Groͤſſe</l><lb/> <l>Sich gleichſam meinen Augen vor.</l><lb/> <l>Mir iſt, als wenn ich recht die ungeheure Hoͤhe</l><lb/> <l>Von einem ſchwarzen Berg, der lebet, in ihm ſehe;</l><lb/> <l>Mich deucht, ich ſchaue recht die weiſſe Wut</l><lb/> <l>Der durch das ſchreckliche Gewuͤl gepreſſten Flut,</l><lb/> <l>Mit Schaum- und Wirbel-vollen Wellen,</l><lb/> <l>Als waͤren es Gebuͤrge, ſchwellen.</l><lb/> <l>Mich deucht, es hoͤre recht mein ſchuͤchtern Ohr</l><lb/> <l>Mit einem innerlichen Grauſen</l><lb/> <l>Ein wildes unertraͤglichs Brauſen.</l><lb/> <l>Die braune Flut wird ploͤtzlich weiß, und ſchaͤumet;</l><lb/> <l>Ein groſſes Teil des Meers erhebet, waͤlzet, baͤumet</l><lb/> <l>Sich bruͤllend in die Hoͤh’ in einem Augenblick,</l><lb/> <l>Und ſtuͤrzt mit ſolcher Laſt von oben ab zuruͤck;</l><lb/> <l>Daß die gepreſſte Flut oft ganze Meilen weit</l><lb/> <l>Sich reget, tobet, wall’t mit ſolcher Heftigkeit,</l><lb/> <l>Daß Cirkel, Wirbel, Schaum ein ſchwuͤlſtiges Bewegen,</l><lb/> <l>So weit man ſehen kann, in einem Kreiſ’ erregen.</l> </lg><lb/> <lg n="18"> <l>Wer weiß ſich nun den Stand im dunk’len Reich der Wellen,</l><lb/> <l>Wo ſie bey tauſenden ſich waͤlzen, vorzuſtellen?</l><lb/> <l> <fw place="bottom" type="catch">Wie</fw><lb/> </l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [164/0200]
Mit welchem ſchrecklichen Gewuͤl, Getoͤs und Laͤrmen
Muß in dem tiefen Schlund’ und dunkeln Aufenthalt
Ein Wallfiſch-Heer ſich drehn, und durch einander ſchwaͤr-
men:
Da, wenn ein ſolcher Fiſch aus ſeiner Tiefe bricht,
Und, wie es, wenn er ſpielt, in Groͤnland oft geſchicht,
Mit graͤulichem Geraͤuſch aus ſtillen Fluten ſteiget;
Er einen ſchwarzen Thurm erſtaun’ten Augen zeiget.
Jndem ich dieß mit Ernſt ermeſſe,
Stell’t ſolcher Beſtien faſt ungemeſſ’ne Groͤſſe
Sich gleichſam meinen Augen vor.
Mir iſt, als wenn ich recht die ungeheure Hoͤhe
Von einem ſchwarzen Berg, der lebet, in ihm ſehe;
Mich deucht, ich ſchaue recht die weiſſe Wut
Der durch das ſchreckliche Gewuͤl gepreſſten Flut,
Mit Schaum- und Wirbel-vollen Wellen,
Als waͤren es Gebuͤrge, ſchwellen.
Mich deucht, es hoͤre recht mein ſchuͤchtern Ohr
Mit einem innerlichen Grauſen
Ein wildes unertraͤglichs Brauſen.
Die braune Flut wird ploͤtzlich weiß, und ſchaͤumet;
Ein groſſes Teil des Meers erhebet, waͤlzet, baͤumet
Sich bruͤllend in die Hoͤh’ in einem Augenblick,
Und ſtuͤrzt mit ſolcher Laſt von oben ab zuruͤck;
Daß die gepreſſte Flut oft ganze Meilen weit
Sich reget, tobet, wall’t mit ſolcher Heftigkeit,
Daß Cirkel, Wirbel, Schaum ein ſchwuͤlſtiges Bewegen,
So weit man ſehen kann, in einem Kreiſ’ erregen.
Wer weiß ſich nun den Stand im dunk’len Reich der Wellen,
Wo ſie bey tauſenden ſich waͤlzen, vorzuſtellen?
Wie
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |