Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727.

Bild:
<< vorherige Seite
Noch einige
Betrachtungen des klaren Wassers.
Mein Geist wird durch das Aug' erfrischt, ja fast ge-
tränket,
Wenn er den Blick auf die bestral'te Flut,
Und auch zugleich auf die so nahe Gluht,
Die auf dem glatten Wasser schwimmet,
Wodurch es gleichsam glüht und glimmet,
Vor Anmut halb geblendet, lenket.
Ach sehet doch, wie dort
An dem sowol als diesem Ort
Der Wasser-Liljen Gold und Silber wiederscheinet,
So deutlich, daß man öfters meynet,
Ob wären sicherlich
Die wahren Bluhmen unter sich,
Die Stengel über sich, gekehret:
Wodurch des Ortes Pracht und Anmut sich noch mehret.
Denn die so glatt' als grün' und klare Dunkelheit
Wird dort auf einer andern Stelle
Mit neuer Lieblichkeit,
Von abgefall'ner Blühte helle.
Ein breiter Apfel-Baum
Beschattet einen grossen Raum,
Und lässt auf dieser Flut Krystallen
Sein deutlichs Bild im Schatten fallen.
Den Schatten-Baum sah ich mit innigem Behagen,
So wie sein Uhrbild selbst, auch wahre Blühte tragen,
Als weisse Blätterchen auf schwarzen Zweigen lagen.
Das
Noch einige
Betrachtungen des klaren Waſſers.
Mein Geiſt wird durch das Aug’ erfriſcht, ja faſt ge-
traͤnket,
Wenn er den Blick auf die beſtral’te Flut,
Und auch zugleich auf die ſo nahe Gluht,
Die auf dem glatten Waſſer ſchwimmet,
Wodurch es gleichſam gluͤht und glimmet,
Vor Anmut halb geblendet, lenket.
Ach ſehet doch, wie dort
An dem ſowol als dieſem Ort
Der Waſſer-Liljen Gold und Silber wiederſcheinet,
So deutlich, daß man oͤfters meynet,
Ob waͤren ſicherlich
Die wahren Bluhmen unter ſich,
Die Stengel uͤber ſich, gekehret:
Wodurch des Ortes Pracht und Anmut ſich noch mehret.
Denn die ſo glatt’ als gruͤn’ und klare Dunkelheit
Wird dort auf einer andern Stelle
Mit neuer Lieblichkeit,
Von abgefall’ner Bluͤhte helle.
Ein breiter Apfel-Baum
Beſchattet einen groſſen Raum,
Und laͤſſt auf dieſer Flut Kryſtallen
Sein deutlichs Bild im Schatten fallen.
Den Schatten-Baum ſah ich mit innigem Behagen,
So wie ſein Uhrbild ſelbſt, auch wahre Bluͤhte tragen,
Als weiſſe Blaͤtterchen auf ſchwarzen Zweigen lagen.
Das
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0194" n="158"/>
        <div n="2">
          <head>Noch einige<lb/><hi rendition="#b">Betrachtungen des klaren Wa&#x017F;&#x017F;ers.</hi></head><lb/>
          <lg n="5">
            <l><hi rendition="#in">M</hi>ein Gei&#x017F;t wird durch das Aug&#x2019; erfri&#x017F;cht, ja fa&#x017F;t ge-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">tra&#x0364;nket,</hi> </l><lb/>
            <l>Wenn er den Blick auf die be&#x017F;tral&#x2019;te Flut,</l><lb/>
            <l>Und auch zugleich auf die &#x017F;o nahe Gluht,</l><lb/>
            <l>Die auf dem glatten Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;chwimmet,</l><lb/>
            <l>Wodurch es gleich&#x017F;am glu&#x0364;ht und glimmet,</l><lb/>
            <l>Vor Anmut halb geblendet, lenket.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="6">
            <l>Ach &#x017F;ehet doch, wie dort</l><lb/>
            <l>An dem &#x017F;owol als die&#x017F;em Ort</l><lb/>
            <l>Der Wa&#x017F;&#x017F;er-Liljen Gold und Silber wieder&#x017F;cheinet,</l><lb/>
            <l>So deutlich, daß man o&#x0364;fters meynet,</l><lb/>
            <l>Ob wa&#x0364;ren &#x017F;icherlich</l><lb/>
            <l>Die wahren Bluhmen unter &#x017F;ich,</l><lb/>
            <l>Die Stengel u&#x0364;ber &#x017F;ich, gekehret:</l><lb/>
            <l>Wodurch des Ortes Pracht und Anmut &#x017F;ich noch mehret.</l><lb/>
            <l>Denn die &#x017F;o glatt&#x2019; als gru&#x0364;n&#x2019; und klare Dunkelheit</l><lb/>
            <l>Wird dort auf einer andern Stelle</l><lb/>
            <l>Mit neuer Lieblichkeit,</l><lb/>
            <l>Von abgefall&#x2019;ner Blu&#x0364;hte helle.</l><lb/>
            <l>Ein breiter Apfel-Baum</l><lb/>
            <l>Be&#x017F;chattet einen gro&#x017F;&#x017F;en Raum,</l><lb/>
            <l>Und la&#x0364;&#x017F;&#x017F;t auf die&#x017F;er Flut Kry&#x017F;tallen</l><lb/>
            <l>Sein deutlichs Bild im Schatten fallen.</l><lb/>
            <l>Den Schatten-Baum &#x017F;ah ich mit innigem Behagen,</l><lb/>
            <l>So wie &#x017F;ein Uhrbild &#x017F;elb&#x017F;t, auch wahre Blu&#x0364;hte tragen,</l><lb/>
            <l>Als wei&#x017F;&#x017F;e Bla&#x0364;tterchen auf &#x017F;chwarzen Zweigen lagen.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Das</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[158/0194] Noch einige Betrachtungen des klaren Waſſers. Mein Geiſt wird durch das Aug’ erfriſcht, ja faſt ge- traͤnket, Wenn er den Blick auf die beſtral’te Flut, Und auch zugleich auf die ſo nahe Gluht, Die auf dem glatten Waſſer ſchwimmet, Wodurch es gleichſam gluͤht und glimmet, Vor Anmut halb geblendet, lenket. Ach ſehet doch, wie dort An dem ſowol als dieſem Ort Der Waſſer-Liljen Gold und Silber wiederſcheinet, So deutlich, daß man oͤfters meynet, Ob waͤren ſicherlich Die wahren Bluhmen unter ſich, Die Stengel uͤber ſich, gekehret: Wodurch des Ortes Pracht und Anmut ſich noch mehret. Denn die ſo glatt’ als gruͤn’ und klare Dunkelheit Wird dort auf einer andern Stelle Mit neuer Lieblichkeit, Von abgefall’ner Bluͤhte helle. Ein breiter Apfel-Baum Beſchattet einen groſſen Raum, Und laͤſſt auf dieſer Flut Kryſtallen Sein deutlichs Bild im Schatten fallen. Den Schatten-Baum ſah ich mit innigem Behagen, So wie ſein Uhrbild ſelbſt, auch wahre Bluͤhte tragen, Als weiſſe Blaͤtterchen auf ſchwarzen Zweigen lagen. Das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/194
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/194>, abgerufen am 03.12.2024.