Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727.Der Fisch-Teich. Es stöss't an meinen dicht belaubten Bogen-Gang Ein Fisch-Teich, der, so breit als lang, Ein Regel-rechtes Viereck zeiget. Das Ufer deckt beblühmtes Gras, Und, weil es allgemälig steiget, Schein't jede Seit' ein kleiner Hügel. Das glatte Wasser scheint ein Glas Von einem rein polir'ten Spiegel, Der an den Seiten uns der Erden grüne Zier Und in der Mitte gar den himmlischen Sapphir Des Tages voller Glanz, des Nachts voll Sterne, zeiget, Und so die schöne Pracht des Himmels und der Welt Verdoppelt uns vor Augen stellt. Ach daß man nicht den Schöpfer preiset, Wenn man so holde Schönheit sieht, Womit sich die Natur, auf Sein Geheiß, bemüht, (Um es ins Aug' uns recht zu prägen) Sie uns gedoppelt vorzulegen! Denn denket nicht, als ob von ungefehr Des Wassers Fläche solche Glätte Empfangen hätte. Wie alles; kommt auch dieß von GOttes Allmacht her. Ach daß ich oft an diese Wahrheit dächte! Ach daß doch öfters mein Gemüte Den Teich von meines Schöpfers Güte, Als einen Spiegel, brauchen mögte! Der Schatten hier, und dort der Wiederschein Von den geschor'nen Taxus-Hecken, Wodurch der Teich umfasst, bedecken Jn einer Anmuts-reichen Pracht, Mit grüner Dämm'rung hier, dort einer grünen Nacht, Die G 5
Der Fiſch-Teich. Es ſtoͤſſ’t an meinen dicht belaubten Bogen-Gang Ein Fiſch-Teich, der, ſo breit als lang, Ein Regel-rechtes Viereck zeiget. Das Ufer deckt bebluͤhmtes Gras, Und, weil es allgemaͤlig ſteiget, Schein’t jede Seit’ ein kleiner Huͤgel. Das glatte Waſſer ſcheint ein Glas Von einem rein polir’ten Spiegel, Der an den Seiten uns der Erden gruͤne Zier Und in der Mitte gar den himmliſchen Sapphir Des Tages voller Glanz, des Nachts voll Sterne, zeiget, Und ſo die ſchoͤne Pracht des Himmels und der Welt Verdoppelt uns vor Augen ſtellt. Ach daß man nicht den Schoͤpfer preiſet, Wenn man ſo holde Schoͤnheit ſieht, Womit ſich die Natur, auf Sein Geheiß, bemuͤht, (Um es ins Aug’ uns recht zu praͤgen) Sie uns gedoppelt vorzulegen! Denn denket nicht, als ob von ungefehr Des Waſſers Flaͤche ſolche Glaͤtte Empfangen haͤtte. Wie alles; kommt auch dieß von GOttes Allmacht her. Ach daß ich oft an dieſe Wahrheit daͤchte! Ach daß doch oͤfters mein Gemuͤte Den Teich von meines Schoͤpfers Guͤte, Als einen Spiegel, brauchen moͤgte! Der Schatten hier, und dort der Wiederſchein Von den geſchor’nen Taxus-Hecken, Wodurch der Teich umfaſſt, bedecken Jn einer Anmuts-reichen Pracht, Mit gruͤner Daͤmm’rung hier, dort einer gruͤnen Nacht, Die G 5
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Der Fiſch-Teich.
Es ſtoͤſſ’t an meinen dicht belaubten Bogen-Gang
Ein Fiſch-Teich, der, ſo breit als lang,
Ein Regel-rechtes Viereck zeiget.
Das Ufer deckt bebluͤhmtes Gras,
Und, weil es allgemaͤlig ſteiget,
Schein’t jede Seit’ ein kleiner Huͤgel.
Das glatte Waſſer ſcheint ein Glas
Von einem rein polir’ten Spiegel,
Der an den Seiten uns der Erden gruͤne Zier
Und in der Mitte gar den himmliſchen Sapphir
Des Tages voller Glanz, des Nachts voll Sterne, zeiget,
Und ſo die ſchoͤne Pracht des Himmels und der Welt
Verdoppelt uns vor Augen ſtellt.
Ach daß man nicht den Schoͤpfer preiſet,
Wenn man ſo holde Schoͤnheit ſieht,
Womit ſich die Natur, auf Sein Geheiß, bemuͤht,
(Um es ins Aug’ uns recht zu praͤgen)
Sie uns gedoppelt vorzulegen!
Denn denket nicht, als ob von ungefehr
Des Waſſers Flaͤche ſolche Glaͤtte
Empfangen haͤtte.
Wie alles; kommt auch dieß von GOttes Allmacht her.
Ach daß ich oft an dieſe Wahrheit daͤchte!
Ach daß doch oͤfters mein Gemuͤte
Den Teich von meines Schoͤpfers Guͤte,
Als einen Spiegel, brauchen moͤgte!
Der Schatten hier, und dort der Wiederſchein
Von den geſchor’nen Taxus-Hecken,
Wodurch der Teich umfaſſt, bedecken
Jn einer Anmuts-reichen Pracht,
Mit gruͤner Daͤmm’rung hier, dort einer gruͤnen Nacht,
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