Breymann, Conrad Andreas: Die Vertreibung der Bitterkeit des Todes/ Welche bey dem Hochansehnlichen Leich-Begängniß/ So auf Hohe Verordnung Sr. Hoch-Fürstl. Durchl. ... Dem ... Herrn Eberhard Finen/ ... Als Derselbe Den 12ten Apr. des 1726ten Jahrs ... entschlafen/ ... vorgestellet ... Blanckenburg, 1727.es anzufangen / wann man die Bitterkeit des Todes vertreiben wolte / sondern es auch bey seinem Sterben in der That erwiesen / daß er die Kunst zu sterben und dem Tode getrost entgegen zugehen recht gründlich gelernet gehabt. Und wie konte dis anderst seyn? Er war ja ein vortreflicher Philosophus, und sein meistes philosophiren war auf die Betrachtung des Todes gerichtet / und bestand in einer stetigen Sorgfalt / daß er ja nichts begehen möchte / das Ihm im Tode gereuen könte. Er war ein rechter Theologus oder GOttes-Gelehrter / der aus der weltlichen Gelehrsamkeit nicht viel machte / sondern mit dem H. Paulo nichts wissen wolte / als JEsum den Gecreutzigten. Er lehrete und zeigte auch mit seinem Exempel, was das bedeutet / wann der H. Paulus spricht Gal. 11, 20. Ich lebe doch nun nicht ich / sondern Christus lebet in mir / dann was ich itzt lebe im Fleisch / das lebe ich im Glauben des Sohnes GOttes / der mich geliebt / und sich selbst für mich dargegeben. Weil nun sein gantzes Leben eine Bereitung zum Tode gewesen / so können wir ja leicht schliessen / daß Ihm das Sterben nicht sauer ankommen / noch die Bitterkeit des Todes geschmecket habe. Kurtz vor seiner letzten Kranckheit und seeligem Ende, da Er am Sonntage Judica das letzte mahl zu Braunschweig in seiner anvertraueten Kirche und Gemeinde geprediget / hat Er so es anzufangen / wann man die Bitterkeit des Todes vertreiben wolte / sondern es auch bey seinem Sterben in der That erwiesen / daß er die Kunst zu sterben und dem Tode getrost entgegen zugehen recht gründlich gelernet gehabt. Und wie konte dis anderst seyn? Er war ja ein vortreflicher Philosophus, und sein meistes philosophiren war auf die Betrachtung des Todes gerichtet / und bestand in einer stetigen Sorgfalt / daß er ja nichts begehen möchte / das Ihm im Tode gereuen könte. Er war ein rechter Theologus oder GOttes-Gelehrter / der aus der weltlichen Gelehrsamkeit nicht viel machte / sondern mit dem H. Paulo nichts wissen wolte / als JEsum den Gecreutzigten. Er lehrete und zeigte auch mit seinem Exempel, was das bedeutet / wann der H. Paulus spricht Gal. 11, 20. Ich lebe doch nun nicht ich / sondern Christus lebet in mir / dann was ich itzt lebe im Fleisch / das lebe ich im Glauben des Sohnes GOttes / der mich geliebt / und sich selbst für mich dargegeben. Weil nun sein gantzes Leben eine Bereitung zum Tode gewesen / so können wir ja leicht schliessen / daß Ihm das Sterben nicht sauer ankommen / noch die Bitterkeit des Todes geschmecket habe. Kurtz vor seiner letzten Kranckheit und seeligem Ende, da Er am Sonntage Judica das letzte mahl zu Braunschweig in seiner anvertraueten Kirche und Gemeinde geprediget / hat Er so <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0026" n="18"/> es anzufangen / wann man die Bitterkeit des Todes vertreiben wolte / sondern es auch bey seinem Sterben in der That erwiesen / daß er die Kunst zu sterben und dem Tode getrost entgegen zugehen recht gründlich gelernet gehabt. Und wie konte dis anderst seyn? Er war ja ein vortreflicher Philosophus, und sein meistes philosophiren war auf die Betrachtung des Todes gerichtet / und bestand in einer stetigen Sorgfalt / daß er ja nichts begehen möchte / das Ihm im Tode gereuen könte. Er war ein rechter Theologus oder GOttes-Gelehrter / der aus der weltlichen Gelehrsamkeit nicht viel machte / sondern mit dem H. Paulo nichts wissen wolte / als JEsum den Gecreutzigten. Er lehrete und zeigte auch mit seinem Exempel, was das bedeutet / wann der H. Paulus spricht Gal. 11, 20. Ich lebe doch nun nicht ich / sondern Christus lebet in mir / dann was ich itzt lebe im Fleisch / das lebe ich im Glauben des Sohnes GOttes / der mich geliebt / und sich selbst für mich dargegeben. Weil nun sein gantzes Leben eine Bereitung zum Tode gewesen / so können wir ja leicht schliessen / daß Ihm das Sterben nicht sauer ankommen / noch die Bitterkeit des Todes geschmecket habe. Kurtz vor seiner letzten Kranckheit und seeligem Ende, da Er am Sonntage Judica das letzte mahl zu Braunschweig in seiner anvertraueten Kirche und Gemeinde geprediget / hat Er so </p> </div> </body> </text> </TEI> [18/0026]
es anzufangen / wann man die Bitterkeit des Todes vertreiben wolte / sondern es auch bey seinem Sterben in der That erwiesen / daß er die Kunst zu sterben und dem Tode getrost entgegen zugehen recht gründlich gelernet gehabt. Und wie konte dis anderst seyn? Er war ja ein vortreflicher Philosophus, und sein meistes philosophiren war auf die Betrachtung des Todes gerichtet / und bestand in einer stetigen Sorgfalt / daß er ja nichts begehen möchte / das Ihm im Tode gereuen könte. Er war ein rechter Theologus oder GOttes-Gelehrter / der aus der weltlichen Gelehrsamkeit nicht viel machte / sondern mit dem H. Paulo nichts wissen wolte / als JEsum den Gecreutzigten. Er lehrete und zeigte auch mit seinem Exempel, was das bedeutet / wann der H. Paulus spricht Gal. 11, 20. Ich lebe doch nun nicht ich / sondern Christus lebet in mir / dann was ich itzt lebe im Fleisch / das lebe ich im Glauben des Sohnes GOttes / der mich geliebt / und sich selbst für mich dargegeben. Weil nun sein gantzes Leben eine Bereitung zum Tode gewesen / so können wir ja leicht schliessen / daß Ihm das Sterben nicht sauer ankommen / noch die Bitterkeit des Todes geschmecket habe. Kurtz vor seiner letzten Kranckheit und seeligem Ende, da Er am Sonntage Judica das letzte mahl zu Braunschweig in seiner anvertraueten Kirche und Gemeinde geprediget / hat Er so
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