Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Breymann, Conrad Andreas: Die Vertreibung der Bitterkeit des Todes/ Welche bey dem Hochansehnlichen Leich-Begängniß/ So auf Hohe Verordnung Sr. Hoch-Fürstl. Durchl. ... Dem ... Herrn Eberhard Finen/ ... Als Derselbe Den 12ten Apr. des 1726ten Jahrs ... entschlafen/ ... vorgestellet ... Blanckenburg, 1727.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Augen stehn erstarrt / das Antlitz ist verfallen / Der sonst beredte Mund kan kaum für Schmertz mehr lallen. Ich gehe höchst bestürtzt zu Deinem Lager hin; Die Thränen müssen mir statt eines Wunsches dienen / Weil Deine Augen mir schon halb erstorben schienen; Du kennst ja itzo noch den unverfälschten Sinn; Dein Leiden ging mir so / wie eigenes / zu Hertzen / Mich qvälte Deine Qval / mich schmerzten Deine Schmerzen. Bevor / Wohlseelger / ich von Dir zurücke kehr / Frag ich auf welchen Tag es dürffte nun geschehen, Daß man die Rechnung uns würd abgenommen sehen? Du sprichst: In dieser Welt geschichts von mir nicht mehr! Denn ich soll selbst anitzt von meinem gantzen Leben Die letzte Rechenschafft dem höchsten Richter geben. Ich sagte: Theurer Abt / stell Deine Seel in Ruh / Schau unsern Bürgen an / der da in diesen Tagen / An das verfluchte Holtz des Creutzes ist geschlagen / Sein Leiden eigne Dir in festem Glauben zu / Das Er so williglich deßwegen wollen dulden / Damit Er zahlete für Dein und meine Schulden. Der blasse Bottes-Mann hob sich hier auf empohr / Und rief mit Freuden aus: Ich bin durch JEsu Wunden Von aller meiner Schuld befreiet und entbunden; Es schallt mir eine Stimm in das halb todte Ohr: Die Rechnung lässet sich der ewge Bottbelieben Weil sie ist mit dem Blut des Lammes unterschrieben.
Die Augen stehn erstarrt / das Antlitz ist verfallen / Der sonst beredte Mund kan kaum für Schmertz mehr lallen. Ich gehe höchst bestürtzt zu Deinem Lager hin; Die Thränen müssen mir statt eines Wunsches dienen / Weil Deine Augen mir schon halb erstorben schienen; Du kennst ja itzo noch den unverfälschten Sinn; Dein Leiden ging mir so / wie eigenes / zu Hertzen / Mich qvälte Deine Qval / mich schmerzten Deine Schmerzen. Bevor / Wohlseelger / ich von Dir zurücke kehr / Frag ich auf welchen Tag es dürffte nun geschehen, Daß man die Rechnung uns würd abgenommen sehen? Du sprichst: In dieser Welt geschichts von mir nicht mehr! Denn ich soll selbst anitzt von meinem gantzen Leben Die letzte Rechenschafft dem höchsten Richter geben. Ich sagte: Theurer Abt / stell Deine Seel in Ruh / Schau unsern Bürgen an / der da in diesen Tagen / An das verfluchte Holtz des Creutzes ist geschlagen / Sein Leiden eigne Dir in festem Glauben zu / Das Er so williglich deßwegen wollen dulden / Damit Er zahlete für Dein und meine Schulden. Der blasse Bottes-Mann hob sich hier auf empohr / Und rief mit Freuden aus: Ich bin durch JEsu Wunden Von aller meiner Schuld befreiet und entbunden; Es schallt mir eine Stimm in das halb todte Ohr: Die Rechnung lässet sich der ewge Bottbeliebẽ Weil sie ist mit dem Blut des Lam̃es unterschrieben.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <l><pb facs="#f0102" n="28"/>
Die Augen stehn erstarrt / das Antlitz ist verfallen /                      Der sonst beredte Mund kan kaum für Schmertz mehr lallen. Ich gehe höchst                      bestürtzt zu Deinem Lager hin; Die Thränen müssen mir statt eines Wunsches                      dienen / Weil Deine Augen mir schon halb erstorben schienen; Du kennst ja itzo                      noch den unverfälschten Sinn; Dein Leiden ging mir so / wie eigenes / zu Hertzen                      / Mich qvälte Deine Qval / mich schmerzten Deine Schmerzen. Bevor / Wohlseelger                      / ich von Dir zurücke kehr / Frag ich auf welchen Tag es dürffte nun geschehen,                      Daß man die Rechnung uns würd abgenommen sehen? Du sprichst: In dieser Welt                      geschichts von mir nicht mehr! Denn ich soll selbst anitzt von meinem gantzen                      Leben Die letzte Rechenschafft dem höchsten Richter geben. Ich sagte: Theurer                      Abt / stell Deine Seel in Ruh / Schau unsern Bürgen an / der da in diesen Tagen                      / An das verfluchte Holtz des Creutzes ist geschlagen / Sein Leiden eigne Dir in                      festem Glauben zu / Das Er so williglich deßwegen wollen dulden / Damit Er                      zahlete für Dein und meine Schulden. Der blasse Bottes-Mann hob sich hier auf                      empohr / Und rief mit Freuden aus: Ich bin durch JEsu Wunden Von aller meiner                      Schuld befreiet und entbunden; Es schallt mir eine Stimm in das halb todte Ohr:                      Die Rechnung lässet sich der ewge Bottbeliebe&#x0303; Weil sie ist mit                      dem Blut des Lam&#x0303;es unterschrieben.
</l>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[28/0102] Die Augen stehn erstarrt / das Antlitz ist verfallen / Der sonst beredte Mund kan kaum für Schmertz mehr lallen. Ich gehe höchst bestürtzt zu Deinem Lager hin; Die Thränen müssen mir statt eines Wunsches dienen / Weil Deine Augen mir schon halb erstorben schienen; Du kennst ja itzo noch den unverfälschten Sinn; Dein Leiden ging mir so / wie eigenes / zu Hertzen / Mich qvälte Deine Qval / mich schmerzten Deine Schmerzen. Bevor / Wohlseelger / ich von Dir zurücke kehr / Frag ich auf welchen Tag es dürffte nun geschehen, Daß man die Rechnung uns würd abgenommen sehen? Du sprichst: In dieser Welt geschichts von mir nicht mehr! Denn ich soll selbst anitzt von meinem gantzen Leben Die letzte Rechenschafft dem höchsten Richter geben. Ich sagte: Theurer Abt / stell Deine Seel in Ruh / Schau unsern Bürgen an / der da in diesen Tagen / An das verfluchte Holtz des Creutzes ist geschlagen / Sein Leiden eigne Dir in festem Glauben zu / Das Er so williglich deßwegen wollen dulden / Damit Er zahlete für Dein und meine Schulden. Der blasse Bottes-Mann hob sich hier auf empohr / Und rief mit Freuden aus: Ich bin durch JEsu Wunden Von aller meiner Schuld befreiet und entbunden; Es schallt mir eine Stimm in das halb todte Ohr: Die Rechnung lässet sich der ewge Bottbeliebẽ Weil sie ist mit dem Blut des Lam̃es unterschrieben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/breymann_vertreibung_1727
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/breymann_vertreibung_1727/102
Zitationshilfe: Breymann, Conrad Andreas: Die Vertreibung der Bitterkeit des Todes/ Welche bey dem Hochansehnlichen Leich-Begängniß/ So auf Hohe Verordnung Sr. Hoch-Fürstl. Durchl. ... Dem ... Herrn Eberhard Finen/ ... Als Derselbe Den 12ten Apr. des 1726ten Jahrs ... entschlafen/ ... vorgestellet ... Blanckenburg, 1727, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/breymann_vertreibung_1727/102>, abgerufen am 23.11.2024.