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Brentano, Clemens: Gockel, Hinkel und Gackeleia. Frankfurt, 1838.

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dank; drehen Sie ihm unterm Tragen doch ganz leise den
Hals herum."

"Gut," sagte Gockel, und faßte den Alektryo an der Kehle.
Da fühlte er aber etwas sehr Hartes in seinem Kropfe, und
der Hahn bewegte sich so heftig dabei, daß die Männer sich
sehr fürchteten und zu Gockel sagten: "Ach gehen der Herr
Graf ein wenig weiter hinter uns her." Das that Gockel,
und als er wieder an den Hals des Alektryo faßte, fühlte
er das Harte im Kropfe wieder, und machte sich allerlei Ge¬
danken, was es doch nur seyn könne. Da sagte auf ein¬
mal der Hahn mit deutlichen Worten zu ihm:

"Lieber Gockel, bitt' dich drum
Dreh mir nicht den Hals herum,
Köpf mich mit dem Grafenschwert,
Wie es eines Ritters werth.
Weh, Graf Gockel, bittre Schmach!
Trägt den Hahn den Schelmen nach."

Gockel blieb vor Schrecken und Rührung stehen, als er
den Alektryo reden hörte, aber er besann sich bald eines
Andern, und wollte ihnen nicht mehr den köstlichen Hahn,
der reden konnte, um neun Ellen Zopfband nachtragen, und
rief ihnen zu, links in das Gebüsch zu treten, jetzt wolle er
das grausame Ungeheuer tödten.

Sie sprangen schnell in das Gebüsch, aber da war eine
mit Reisern bedeckte Wolfsgrube, die kannte Gockel gut, denn
er hatte sie selbst gegraben, und Plumps fielen alle drei
morgenländische Petschierstecher hinein, und riefen dem Go¬
ckel, ihnen herauszuhelfen; aber dieser gab keine Antwort,
und schlich sich in die Nähe der Grube, um zu hören, was
sie da unten für Betrachtungen anstellen würden.

"O weh mir!" schrie der Eine, "da haben wir es, wer
dem Andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein; was nützt
uns nun der Siegelring des Darius, womit er die Löwen¬
grube verschlossen, wir sitzen in der Wolfsgrube. Alle Mühe

dank; drehen Sie ihm unterm Tragen doch ganz leiſe den
Hals herum.“

„Gut,“ ſagte Gockel, und faßte den Alektryo an der Kehle.
Da fuͤhlte er aber etwas ſehr Hartes in ſeinem Kropfe, und
der Hahn bewegte ſich ſo heftig dabei, daß die Maͤnner ſich
ſehr fuͤrchteten und zu Gockel ſagten: „Ach gehen der Herr
Graf ein wenig weiter hinter uns her.“ Das that Gockel,
und als er wieder an den Hals des Alektryo faßte, fuͤhlte
er das Harte im Kropfe wieder, und machte ſich allerlei Ge¬
danken, was es doch nur ſeyn koͤnne. Da ſagte auf ein¬
mal der Hahn mit deutlichen Worten zu ihm:

„Lieber Gockel, bitt' dich drum
Dreh mir nicht den Hals herum,
Koͤpf mich mit dem Grafenſchwert,
Wie es eines Ritters werth.
Weh, Graf Gockel, bittre Schmach!
Traͤgt den Hahn den Schelmen nach.“

Gockel blieb vor Schrecken und Ruͤhrung ſtehen, als er
den Alektryo reden hoͤrte, aber er beſann ſich bald eines
Andern, und wollte ihnen nicht mehr den koͤſtlichen Hahn,
der reden konnte, um neun Ellen Zopfband nachtragen, und
rief ihnen zu, links in das Gebuͤſch zu treten, jetzt wolle er
das grauſame Ungeheuer toͤdten.

Sie ſprangen ſchnell in das Gebuͤſch, aber da war eine
mit Reiſern bedeckte Wolfsgrube, die kannte Gockel gut, denn
er hatte ſie ſelbſt gegraben, und Plumps fielen alle drei
morgenlaͤndiſche Petſchierſtecher hinein, und riefen dem Go¬
ckel, ihnen herauszuhelfen; aber dieſer gab keine Antwort,
und ſchlich ſich in die Naͤhe der Grube, um zu hoͤren, was
ſie da unten fuͤr Betrachtungen anſtellen wuͤrden.

„O weh mir!“ ſchrie der Eine, „da haben wir es, wer
dem Andern eine Grube graͤbt, faͤllt ſelbſt hinein; was nuͤtzt
uns nun der Siegelring des Darius, womit er die Loͤwen¬
grube verſchloſſen, wir ſitzen in der Wolfsgrube. Alle Muͤhe

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[42/0068] dank; drehen Sie ihm unterm Tragen doch ganz leiſe den Hals herum.“ „Gut,“ ſagte Gockel, und faßte den Alektryo an der Kehle. Da fuͤhlte er aber etwas ſehr Hartes in ſeinem Kropfe, und der Hahn bewegte ſich ſo heftig dabei, daß die Maͤnner ſich ſehr fuͤrchteten und zu Gockel ſagten: „Ach gehen der Herr Graf ein wenig weiter hinter uns her.“ Das that Gockel, und als er wieder an den Hals des Alektryo faßte, fuͤhlte er das Harte im Kropfe wieder, und machte ſich allerlei Ge¬ danken, was es doch nur ſeyn koͤnne. Da ſagte auf ein¬ mal der Hahn mit deutlichen Worten zu ihm: „Lieber Gockel, bitt' dich drum Dreh mir nicht den Hals herum, Koͤpf mich mit dem Grafenſchwert, Wie es eines Ritters werth. Weh, Graf Gockel, bittre Schmach! Traͤgt den Hahn den Schelmen nach.“ Gockel blieb vor Schrecken und Ruͤhrung ſtehen, als er den Alektryo reden hoͤrte, aber er beſann ſich bald eines Andern, und wollte ihnen nicht mehr den koͤſtlichen Hahn, der reden konnte, um neun Ellen Zopfband nachtragen, und rief ihnen zu, links in das Gebuͤſch zu treten, jetzt wolle er das grauſame Ungeheuer toͤdten. Sie ſprangen ſchnell in das Gebuͤſch, aber da war eine mit Reiſern bedeckte Wolfsgrube, die kannte Gockel gut, denn er hatte ſie ſelbſt gegraben, und Plumps fielen alle drei morgenlaͤndiſche Petſchierſtecher hinein, und riefen dem Go¬ ckel, ihnen herauszuhelfen; aber dieſer gab keine Antwort, und ſchlich ſich in die Naͤhe der Grube, um zu hoͤren, was ſie da unten fuͤr Betrachtungen anſtellen wuͤrden. „O weh mir!“ ſchrie der Eine, „da haben wir es, wer dem Andern eine Grube graͤbt, faͤllt ſelbſt hinein; was nuͤtzt uns nun der Siegelring des Darius, womit er die Loͤwen¬ grube verſchloſſen, wir ſitzen in der Wolfsgrube. Alle Muͤhe

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Zitationshilfe: Brentano, Clemens: Gockel, Hinkel und Gackeleia. Frankfurt, 1838, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brentano_gockel_1838/68>, abgerufen am 23.11.2024.