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Brentano, Clemens: Gockel, Hinkel und Gackeleia. Frankfurt, 1838.

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sich zur Rechten, als ziehe es das Kleinod nieder, das un¬
ter dem Hügelein ruht. -- Keine Klosterfrauen, keine Or¬
densgespielen standen umher, aber drei einsame Lilien, und
die acht Pflanzen, die meinen Jungfrauen den Namen ge¬
geben, leisteten um das Hügelein blühend ihre Lehnspflicht.
-- Die Bienen summten wie ein Traum um die Linde und
die Blumen, und sammelten Wachs und Honig; und dieser
Traum summte mir durch alle Glieder, und ich lag selbst
unter dem Hügelein und sah Alles und hatte das Haupt
geneigt zur rechten Schulter, und ich war wie eine Bienen¬
königinn; -- sie trugen mir Wachs und Honig ein, und ich
hatte mein Körbchen voll süßer Honigbrode und reiner
Wachskerzen und war allein, allein da unten. Es kam aber
ein Kind zu mir gelaufen mit einer Puppe, und sprach zu
mir: "keine Puppe sondern nur, eine schöne Kunstfigur!"
und ich gab ihm all meinen Honig, als mein Wachs. Da
spielte es um das Hügelein gar lieblich, und ich richtete
mich auf und spielte mit, und auch Verena spielte mit.
Wir waren Kinder; es saußte aber der Sturm wieder durch
das walddurchwachsene Schloß und wir drängten uns bei
der Linde zusammen und sangen:

Treu, dunkellaubige Linde,
Wenn rings die Windsbraut tobt,
Dein Säuseln lieblich linde
Den Frieden Gottes lobt.
Treu, dunkellaubige Linde,
Wie fährt all Gut und Blut
Fort, fort im Sturm geschwinde,
Nur du hegst festen Muth,
Treu, dunkellaubige Linde,
Wie bist du stark und gut,
Wohl dem, der mit dem Kinde
Bei dir im Hüglein ruht.
Indem wir aber so sangen, hörte ich den Alecktryo wieder

ſich zur Rechten, als ziehe es das Kleinod nieder, das un¬
ter dem Huͤgelein ruht. — Keine Kloſterfrauen, keine Or¬
densgeſpielen ſtanden umher, aber drei einſame Lilien, und
die acht Pflanzen, die meinen Jungfrauen den Namen ge¬
geben, leiſteten um das Huͤgelein bluͤhend ihre Lehnspflicht.
— Die Bienen ſummten wie ein Traum um die Linde und
die Blumen, und ſammelten Wachs und Honig; und dieſer
Traum ſummte mir durch alle Glieder, und ich lag ſelbſt
unter dem Huͤgelein und ſah Alles und hatte das Haupt
geneigt zur rechten Schulter, und ich war wie eine Bienen¬
koͤniginn; — ſie trugen mir Wachs und Honig ein, und ich
hatte mein Koͤrbchen voll ſuͤßer Honigbrode und reiner
Wachskerzen und war allein, allein da unten. Es kam aber
ein Kind zu mir gelaufen mit einer Puppe, und ſprach zu
mir: „keine Puppe ſondern nur, eine ſchoͤne Kunſtfigur!“
und ich gab ihm all meinen Honig, als mein Wachs. Da
ſpielte es um das Huͤgelein gar lieblich, und ich richtete
mich auf und ſpielte mit, und auch Verena ſpielte mit.
Wir waren Kinder; es ſaußte aber der Sturm wieder durch
das walddurchwachſene Schloß und wir draͤngten uns bei
der Linde zuſammen und ſangen:

Treu, dunkellaubige Linde,
Wenn rings die Windsbraut tobt,
Dein Saͤuſeln lieblich linde
Den Frieden Gottes lobt.
Treu, dunkellaubige Linde,
Wie faͤhrt all Gut und Blut
Fort, fort im Sturm geſchwinde,
Nur du hegſt feſten Muth,
Treu, dunkellaubige Linde,
Wie biſt du ſtark und gut,
Wohl dem, der mit dem Kinde
Bei dir im Huͤglein ruht.
Indem wir aber ſo ſangen, hoͤrte ich den Alecktryo wieder

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[330/0384] ſich zur Rechten, als ziehe es das Kleinod nieder, das un¬ ter dem Huͤgelein ruht. — Keine Kloſterfrauen, keine Or¬ densgeſpielen ſtanden umher, aber drei einſame Lilien, und die acht Pflanzen, die meinen Jungfrauen den Namen ge¬ geben, leiſteten um das Huͤgelein bluͤhend ihre Lehnspflicht. — Die Bienen ſummten wie ein Traum um die Linde und die Blumen, und ſammelten Wachs und Honig; und dieſer Traum ſummte mir durch alle Glieder, und ich lag ſelbſt unter dem Huͤgelein und ſah Alles und hatte das Haupt geneigt zur rechten Schulter, und ich war wie eine Bienen¬ koͤniginn; — ſie trugen mir Wachs und Honig ein, und ich hatte mein Koͤrbchen voll ſuͤßer Honigbrode und reiner Wachskerzen und war allein, allein da unten. Es kam aber ein Kind zu mir gelaufen mit einer Puppe, und ſprach zu mir: „keine Puppe ſondern nur, eine ſchoͤne Kunſtfigur!“ und ich gab ihm all meinen Honig, als mein Wachs. Da ſpielte es um das Huͤgelein gar lieblich, und ich richtete mich auf und ſpielte mit, und auch Verena ſpielte mit. Wir waren Kinder; es ſaußte aber der Sturm wieder durch das walddurchwachſene Schloß und wir draͤngten uns bei der Linde zuſammen und ſangen: Treu, dunkellaubige Linde, Wenn rings die Windsbraut tobt, Dein Saͤuſeln lieblich linde Den Frieden Gottes lobt. Treu, dunkellaubige Linde, Wie faͤhrt all Gut und Blut Fort, fort im Sturm geſchwinde, Nur du hegſt feſten Muth, Treu, dunkellaubige Linde, Wie biſt du ſtark und gut, Wohl dem, der mit dem Kinde Bei dir im Huͤglein ruht. Indem wir aber ſo ſangen, hoͤrte ich den Alecktryo wieder

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Zitationshilfe: Brentano, Clemens: Gockel, Hinkel und Gackeleia. Frankfurt, 1838, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brentano_gockel_1838/384>, abgerufen am 23.11.2024.