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Brentano, Clemens: Gockel, Hinkel und Gackeleia. Frankfurt, 1838.

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einander, als er mit ernster drohender Miene ganz breit¬
beinig auf sie zuschritt; sie meinten, er sey ein Gespenst.
Auch Gockel und Hinkel oben am Fenster waren sehr über
ihn verwundert und öffneten das Fenster ein wenig, um zu
hören, was er sagte. Er sprach aber: "hört einmal ihr
lieben Bürger von Gelnhausen, es ist sehr unartig, daß ihr
hier bei Anbruch des Tages einen so abscheulichen Lärm vor
dem Schloße Seiner Hoheit des hochgebornen Raugrafen Go¬
ckel von Hanau, Hennegau und Henneberg, Erbherrn auf
Hühnerbein und Katzenellenbogen macht, Seine hochgräflichen
Gnaden werden es sehr ungern vernehmen, so ihr Sie also
frühe in der Ruhe störet, und wünsche sich das nicht wie¬
der zu erleben, das laßt euch gesagt seyn." -- "Mit Gunst"
sagte da der Fleischer und zog seine Mütze höflich ab, "wenn
erlaubt ist zu fragen, wird dieß Schloß, das über Nacht
wie ein Pilz aus der Erde gewachsen ist, von dem ehema¬
ligen hiesigen Hühnerminister bewohnt?" "Allerdings," er¬
wiederte der Schweizer, "es ist bewohnt von ihm und seiner
Gräflichen Gemahlin Hinkel und Hochdero Töchterlein Ga¬
ckeleia, außerdem von zwei Kammerdienern, zwei Kammer¬
frauen, vier Bedienten, vier Stubenmädchen, zwei Jägern,
zwei Laufern, zwei Kammerriesen, zwei Kammerzwergen,
zwei Thürstehern, wovon ich einer zu seyn mir schmeicheln
kann, zwei Leibkutschern, sechs Stallknechten, zwei Köchen,
sechs Küchenjungen, zwei Gärtnern, sechs Gärtnerburschen,
einem Haushofmeister, einer Haushofmeisterin, einem Ka¬
paunenstopfer, einem Hühnerhofmeister, einem Fasanenmei¬
ster und noch allerlei anderem Gesinde, welche alle zusam¬
men hundert Pfund Kalbfleisch, fünfzig Pfund Hammelfleisch,
fünfzig Pfund Schweinefleisch, sechszig Würste und dergleichen
essen." -- "Ach", schrie da der Metzger und kniete beinahe
vor dem Schweizer nieder, "ich recommandire mich beßtens
als Hochgräflicher Hofmetzger." Und der Bäcker zupfte
den Schweizer am Aermel mit den Worten: "Seine Hoch¬

einander, als er mit ernſter drohender Miene ganz breit¬
beinig auf ſie zuſchritt; ſie meinten, er ſey ein Geſpenſt.
Auch Gockel und Hinkel oben am Fenſter waren ſehr uͤber
ihn verwundert und oͤffneten das Fenſter ein wenig, um zu
hoͤren, was er ſagte. Er ſprach aber: „hoͤrt einmal ihr
lieben Buͤrger von Gelnhauſen, es iſt ſehr unartig, daß ihr
hier bei Anbruch des Tages einen ſo abſcheulichen Laͤrm vor
dem Schloße Seiner Hoheit des hochgebornen Raugrafen Go¬
ckel von Hanau, Hennegau und Henneberg, Erbherrn auf
Huͤhnerbein und Katzenellenbogen macht, Seine hochgraͤflichen
Gnaden werden es ſehr ungern vernehmen, ſo ihr Sie alſo
fruͤhe in der Ruhe ſtoͤret, und wuͤnſche ſich das nicht wie¬
der zu erleben, das laßt euch geſagt ſeyn.“ — „Mit Gunſt“
ſagte da der Fleiſcher und zog ſeine Muͤtze hoͤflich ab, „wenn
erlaubt iſt zu fragen, wird dieß Schloß, das uͤber Nacht
wie ein Pilz aus der Erde gewachſen iſt, von dem ehema¬
ligen hieſigen Huͤhnerminiſter bewohnt?“ „Allerdings,“ er¬
wiederte der Schweizer, „es iſt bewohnt von ihm und ſeiner
Graͤflichen Gemahlin Hinkel und Hochdero Toͤchterlein Ga¬
ckeleia, außerdem von zwei Kammerdienern, zwei Kammer¬
frauen, vier Bedienten, vier Stubenmaͤdchen, zwei Jaͤgern,
zwei Laufern, zwei Kammerrieſen, zwei Kammerzwergen,
zwei Thuͤrſtehern, wovon ich einer zu ſeyn mir ſchmeicheln
kann, zwei Leibkutſchern, ſechs Stallknechten, zwei Koͤchen,
ſechs Kuͤchenjungen, zwei Gaͤrtnern, ſechs Gaͤrtnerburſchen,
einem Haushofmeiſter, einer Haushofmeiſterin, einem Ka¬
paunenſtopfer, einem Huͤhnerhofmeiſter, einem Faſanenmei¬
ſter und noch allerlei anderem Geſinde, welche alle zuſam¬
men hundert Pfund Kalbfleiſch, fuͤnfzig Pfund Hammelfleiſch,
fuͤnfzig Pfund Schweinefleiſch, ſechszig Wuͤrſte und dergleichen
eſſen.“ — „Ach“, ſchrie da der Metzger und kniete beinahe
vor dem Schweizer nieder, „ich recommandire mich beßtens
als Hochgraͤflicher Hofmetzger.“ Und der Baͤcker zupfte
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[88/0124] einander, als er mit ernſter drohender Miene ganz breit¬ beinig auf ſie zuſchritt; ſie meinten, er ſey ein Geſpenſt. Auch Gockel und Hinkel oben am Fenſter waren ſehr uͤber ihn verwundert und oͤffneten das Fenſter ein wenig, um zu hoͤren, was er ſagte. Er ſprach aber: „hoͤrt einmal ihr lieben Buͤrger von Gelnhauſen, es iſt ſehr unartig, daß ihr hier bei Anbruch des Tages einen ſo abſcheulichen Laͤrm vor dem Schloße Seiner Hoheit des hochgebornen Raugrafen Go¬ ckel von Hanau, Hennegau und Henneberg, Erbherrn auf Huͤhnerbein und Katzenellenbogen macht, Seine hochgraͤflichen Gnaden werden es ſehr ungern vernehmen, ſo ihr Sie alſo fruͤhe in der Ruhe ſtoͤret, und wuͤnſche ſich das nicht wie¬ der zu erleben, das laßt euch geſagt ſeyn.“ — „Mit Gunſt“ ſagte da der Fleiſcher und zog ſeine Muͤtze hoͤflich ab, „wenn erlaubt iſt zu fragen, wird dieß Schloß, das uͤber Nacht wie ein Pilz aus der Erde gewachſen iſt, von dem ehema¬ ligen hieſigen Huͤhnerminiſter bewohnt?“ „Allerdings,“ er¬ wiederte der Schweizer, „es iſt bewohnt von ihm und ſeiner Graͤflichen Gemahlin Hinkel und Hochdero Toͤchterlein Ga¬ ckeleia, außerdem von zwei Kammerdienern, zwei Kammer¬ frauen, vier Bedienten, vier Stubenmaͤdchen, zwei Jaͤgern, zwei Laufern, zwei Kammerrieſen, zwei Kammerzwergen, zwei Thuͤrſtehern, wovon ich einer zu ſeyn mir ſchmeicheln kann, zwei Leibkutſchern, ſechs Stallknechten, zwei Koͤchen, ſechs Kuͤchenjungen, zwei Gaͤrtnern, ſechs Gaͤrtnerburſchen, einem Haushofmeiſter, einer Haushofmeiſterin, einem Ka¬ paunenſtopfer, einem Huͤhnerhofmeiſter, einem Faſanenmei¬ ſter und noch allerlei anderem Geſinde, welche alle zuſam¬ men hundert Pfund Kalbfleiſch, fuͤnfzig Pfund Hammelfleiſch, fuͤnfzig Pfund Schweinefleiſch, ſechszig Wuͤrſte und dergleichen eſſen.“ — „Ach“, ſchrie da der Metzger und kniete beinahe vor dem Schweizer nieder, „ich recommandire mich beßtens als Hochgraͤflicher Hofmetzger.“ Und der Baͤcker zupfte den Schweizer am Aermel mit den Worten: „Seine Hoch¬

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Zitationshilfe: Brentano, Clemens: Gockel, Hinkel und Gackeleia. Frankfurt, 1838, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brentano_gockel_1838/124>, abgerufen am 24.11.2024.