Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901.schweren Schuld, wurde ein Ehebrecher und Mörder. Diese drei Männer, welche von inneren Gewissens- schweren Schuld, wurde ein Ehebrecher und Mörder. Diese drei Männer, welche von inneren Gewissens- <TEI> <text> <body> <div n="2"> <div n="1"> <p><pb facs="#f0049" xml:id="B836_001_1901_pb0037_0001" n="37"/> schweren Schuld, wurde ein Ehebrecher und Mörder.<lb/> Doch die Strafe sollte auch ihm nicht ausbleiben; sein<lb/> Gewissen erhebt sich mit furchtbarer Macht gegen ihn.<lb/> Unter seiner glänzenden Herrscherkrone und seinem<lb/> königlichen Purpur schlägt ein Herz, das nicht mehr<lb/> zur Ruhe und zum Frieden kommen kann. Klagend<lb/> gesteht er selbst: <q>„ <hi rendition="#g">Kein Friede ist mehr in mei-<lb/> nen Gebeinen vor dem Angesichte meiner<lb/> Sünden; denn meine Missethaten haben<lb/> mein Haupt überstiegen und gleich einer<lb/> schweren Bürde lasten sie auf mir</hi>“</q> (Ps. 37).</p> <p>Diese drei Männer, welche von inneren Gewissens-<lb/> bissen fürchterlich gequält wurden, waren mächtige<lb/> Könige; sie trugen ein Szepter in ihrer Hand und<lb/> eine goldene Krone auf ihrem Haupte. Tausende und<lb/> Tausende in ihren Reihen schmeichelten ihnen, sagten<lb/> ihnen nur Angenehmes; Niemand konnte sie vor einen<lb/> irdischen Richterstuhl citiren. Sie selbst sind die höchsten<lb/> Richter in ihren Ländern; die Verbrecher zittern<lb/> vor ihnen; denn sie wissen, daß von dem Richterspruch<lb/> derselben ihr Leben oder ihr Tod abhängt. Warum<lb/> zittern und beben diese mächtigen und gekrönten Männer<lb/> nun selbst? Warum preßt sich ihr Herz zusammen vor<lb/> Furcht und Schrecken? Kein Henkerbeil bedroht sie ja;<lb/> die unschuldig Gemordeten können ihnen auch nichts<lb/> anhaben, denn sie befinden sich im Reiche der Todten.<lb/> Noch einmal die Frage: Woher denn bei diesen ge-<lb/> krönten Verbrechern die namenlose Angst, die sie nicht<lb/> loswerden können? Ein Richter, ein unsichtbarer<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [37/0049]
schweren Schuld, wurde ein Ehebrecher und Mörder.
Doch die Strafe sollte auch ihm nicht ausbleiben; sein
Gewissen erhebt sich mit furchtbarer Macht gegen ihn.
Unter seiner glänzenden Herrscherkrone und seinem
königlichen Purpur schlägt ein Herz, das nicht mehr
zur Ruhe und zum Frieden kommen kann. Klagend
gesteht er selbst: „ Kein Friede ist mehr in mei-
nen Gebeinen vor dem Angesichte meiner
Sünden; denn meine Missethaten haben
mein Haupt überstiegen und gleich einer
schweren Bürde lasten sie auf mir“ (Ps. 37).
Diese drei Männer, welche von inneren Gewissens-
bissen fürchterlich gequält wurden, waren mächtige
Könige; sie trugen ein Szepter in ihrer Hand und
eine goldene Krone auf ihrem Haupte. Tausende und
Tausende in ihren Reihen schmeichelten ihnen, sagten
ihnen nur Angenehmes; Niemand konnte sie vor einen
irdischen Richterstuhl citiren. Sie selbst sind die höchsten
Richter in ihren Ländern; die Verbrecher zittern
vor ihnen; denn sie wissen, daß von dem Richterspruch
derselben ihr Leben oder ihr Tod abhängt. Warum
zittern und beben diese mächtigen und gekrönten Männer
nun selbst? Warum preßt sich ihr Herz zusammen vor
Furcht und Schrecken? Kein Henkerbeil bedroht sie ja;
die unschuldig Gemordeten können ihnen auch nichts
anhaben, denn sie befinden sich im Reiche der Todten.
Noch einmal die Frage: Woher denn bei diesen ge-
krönten Verbrechern die namenlose Angst, die sie nicht
loswerden können? Ein Richter, ein unsichtbarer
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Zitationshilfe: | Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/49>, abgerufen am 23.07.2024. |