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Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901.

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sollte wie sein eigenes Leben, behandelt er hart und
roh wie ein Tyrann. Wer kann all' die herzlosen
Worte zählen, mit denen er sie beschimpft? Wer all'
die Seufzer, all' die bittern Klagen, all' die heißen
Thränen, die er ihr erpreßt? Wie viele Frauen solcher
Männer sind vor Kummer und Verdruß früh alt und
kränklich geworden und vor der Zeit in's Grab ge-
stiegen? Ja mancher trunksüchtige Mann ist der
Mörder seines Weibes geworden, wenn er sie auch
nicht erdrosselt oder mit dem Messer durchbohrt hat.
Aber auch selbst diese entsetzlichen Fälle sind schon im
Zustande der Trunkenheit vorgekommen.

Mancher Unmäßige und Trunkenbold ist Vater.
Drei, vier oder noch mehr Kinder mit frischen Wangen
und leuchtenden Augen tummeln sich munter und froh
in seinem Hause und Hofe herum. Er ist nach Gott
die Ursache ihres Lebens. Indem er aber die Ursache
ihres Daseins geworden, hat er auch große und ernste
Pflichten gegen sie übernommen. Er soll nach Kräften
dafür sorgen, daß sie gesund und stark werden, daß sie
in der Jugend etwas Tüchtiges lernen und so später als
gute, brauchbare Menschen sich im Leben bewähren.
Es soll vor Allem sein ernstes Bestreben sein, daß sie in
Unschuld und Tugend heranwachsen, daß sie, als eifrige
und gute Christen, auch die begründete Hoffnung
haben, dermaleinst in die ewigen Freuden des Himmels
einzugehen. Ist er wirklich ein treuer und guter Vater,
so wird er vor keiner Mühe und Anstrengung, vor
keiner Selbstüberwindung und keinem Opfer zurück-

sollte wie sein eigenes Leben, behandelt er hart und
roh wie ein Tyrann. Wer kann all' die herzlosen
Worte zählen, mit denen er sie beschimpft? Wer all'
die Seufzer, all' die bittern Klagen, all' die heißen
Thränen, die er ihr erpreßt? Wie viele Frauen solcher
Männer sind vor Kummer und Verdruß früh alt und
kränklich geworden und vor der Zeit in's Grab ge-
stiegen? Ja mancher trunksüchtige Mann ist der
Mörder seines Weibes geworden, wenn er sie auch
nicht erdrosselt oder mit dem Messer durchbohrt hat.
Aber auch selbst diese entsetzlichen Fälle sind schon im
Zustande der Trunkenheit vorgekommen.

Mancher Unmäßige und Trunkenbold ist Vater.
Drei, vier oder noch mehr Kinder mit frischen Wangen
und leuchtenden Augen tummeln sich munter und froh
in seinem Hause und Hofe herum. Er ist nach Gott
die Ursache ihres Lebens. Indem er aber die Ursache
ihres Daseins geworden, hat er auch große und ernste
Pflichten gegen sie übernommen. Er soll nach Kräften
dafür sorgen, daß sie gesund und stark werden, daß sie
in der Jugend etwas Tüchtiges lernen und so später als
gute, brauchbare Menschen sich im Leben bewähren.
Es soll vor Allem sein ernstes Bestreben sein, daß sie in
Unschuld und Tugend heranwachsen, daß sie, als eifrige
und gute Christen, auch die begründete Hoffnung
haben, dermaleinst in die ewigen Freuden des Himmels
einzugehen. Ist er wirklich ein treuer und guter Vater,
so wird er vor keiner Mühe und Anstrengung, vor
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[221/0233] sollte wie sein eigenes Leben, behandelt er hart und roh wie ein Tyrann. Wer kann all' die herzlosen Worte zählen, mit denen er sie beschimpft? Wer all' die Seufzer, all' die bittern Klagen, all' die heißen Thränen, die er ihr erpreßt? Wie viele Frauen solcher Männer sind vor Kummer und Verdruß früh alt und kränklich geworden und vor der Zeit in's Grab ge- stiegen? Ja mancher trunksüchtige Mann ist der Mörder seines Weibes geworden, wenn er sie auch nicht erdrosselt oder mit dem Messer durchbohrt hat. Aber auch selbst diese entsetzlichen Fälle sind schon im Zustande der Trunkenheit vorgekommen. Mancher Unmäßige und Trunkenbold ist Vater. Drei, vier oder noch mehr Kinder mit frischen Wangen und leuchtenden Augen tummeln sich munter und froh in seinem Hause und Hofe herum. Er ist nach Gott die Ursache ihres Lebens. Indem er aber die Ursache ihres Daseins geworden, hat er auch große und ernste Pflichten gegen sie übernommen. Er soll nach Kräften dafür sorgen, daß sie gesund und stark werden, daß sie in der Jugend etwas Tüchtiges lernen und so später als gute, brauchbare Menschen sich im Leben bewähren. Es soll vor Allem sein ernstes Bestreben sein, daß sie in Unschuld und Tugend heranwachsen, daß sie, als eifrige und gute Christen, auch die begründete Hoffnung haben, dermaleinst in die ewigen Freuden des Himmels einzugehen. Ist er wirklich ein treuer und guter Vater, so wird er vor keiner Mühe und Anstrengung, vor keiner Selbstüberwindung und keinem Opfer zurück-

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Zitationshilfe: Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/233>, abgerufen am 24.11.2024.