selig gepriesen werden; Beleidigungen lehrt sie ihn ver- gessen und verzeihen, damit er von Gott auch Ver- zeihung seiner Sünden erlange; täglich läßt sie ihn beten: "Vergib uns unsere Schulden, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern." Sie sagt ihm, daß er bei Widerwärtigkeiten nicht gegen Gott murren, unter der Last des Kreuzes sich nicht ausbäumen darf, sondern dasselbe dem göttlichen Hei- land in Geduld und Ergebung nachtragen soll gemäß seiner Aufforderung: "Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach." Und damit der Mann dazu um so eher und um so besser im Stande sei, weist die Kirche ihn hin auf die glän- zende Krone der Vergeltung, die ihm dereinst im Him- mel zu Theil wird, wenn er sich hier auf Erden recht in der Selbstverleugnung geübt hat; sie faltet ihm seine kräftigen Hände und lehrt ihn zum allmächtigen Gott um Gnade und Stärke bitten; sie führt ihn zum Mahle der göttlichen Liebe, auf daß er in der heiligen Communion beim sanftmüthigen Herzen Jesu sich Kraft hole zum Kampfe gegen sein heftiges und leicht auf- flammendes Temperament. Hat nicht auf diese Weise unsere Kirche zahllos viele Männer wahrhaft veredelt, indem sie ihnen die ganze Stärke und Festigkeit eines männlichen Charakters gelassen, ja noch vermehrt und erhöht, dann aber dieselbe gemildert und verklärt hat durch Demuth, Sanftmuth und tägliche Selbstverleug- nung? Wer denkt hier nicht an den hl. Paulus,
selig gepriesen werden; Beleidigungen lehrt sie ihn ver- gessen und verzeihen, damit er von Gott auch Ver- zeihung seiner Sünden erlange; täglich läßt sie ihn beten: „Vergib uns unsere Schulden, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.“ Sie sagt ihm, daß er bei Widerwärtigkeiten nicht gegen Gott murren, unter der Last des Kreuzes sich nicht ausbäumen darf, sondern dasselbe dem göttlichen Hei- land in Geduld und Ergebung nachtragen soll gemäß seiner Aufforderung: „Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“ Und damit der Mann dazu um so eher und um so besser im Stande sei, weist die Kirche ihn hin auf die glän- zende Krone der Vergeltung, die ihm dereinst im Him- mel zu Theil wird, wenn er sich hier auf Erden recht in der Selbstverleugnung geübt hat; sie faltet ihm seine kräftigen Hände und lehrt ihn zum allmächtigen Gott um Gnade und Stärke bitten; sie führt ihn zum Mahle der göttlichen Liebe, auf daß er in der heiligen Communion beim sanftmüthigen Herzen Jesu sich Kraft hole zum Kampfe gegen sein heftiges und leicht auf- flammendes Temperament. Hat nicht auf diese Weise unsere Kirche zahllos viele Männer wahrhaft veredelt, indem sie ihnen die ganze Stärke und Festigkeit eines männlichen Charakters gelassen, ja noch vermehrt und erhöht, dann aber dieselbe gemildert und verklärt hat durch Demuth, Sanftmuth und tägliche Selbstverleug- nung? Wer denkt hier nicht an den hl. Paulus,
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selig gepriesen werden; Beleidigungen lehrt sie ihn ver-
gessen und verzeihen, damit er von Gott auch Ver-
zeihung seiner Sünden erlange; täglich läßt sie ihn
beten: „Vergib uns unsere Schulden, wie
auch wir vergeben unseren Schuldigern.“
Sie sagt ihm, daß er bei Widerwärtigkeiten nicht gegen
Gott murren, unter der Last des Kreuzes sich nicht
ausbäumen darf, sondern dasselbe dem göttlichen Hei-
land in Geduld und Ergebung nachtragen soll gemäß
seiner Aufforderung: „Wer mir nachfolgen will,
der verleugne sich selbst, nehme täglich sein
Kreuz auf sich und folge mir nach.“ Und
damit der Mann dazu um so eher und um so besser
im Stande sei, weist die Kirche ihn hin auf die glän-
zende Krone der Vergeltung, die ihm dereinst im Him-
mel zu Theil wird, wenn er sich hier auf Erden recht
in der Selbstverleugnung geübt hat; sie faltet ihm
seine kräftigen Hände und lehrt ihn zum allmächtigen
Gott um Gnade und Stärke bitten; sie führt ihn zum
Mahle der göttlichen Liebe, auf daß er in der heiligen
Communion beim sanftmüthigen Herzen Jesu sich Kraft
hole zum Kampfe gegen sein heftiges und leicht auf-
flammendes Temperament. Hat nicht auf diese Weise
unsere Kirche zahllos viele Männer wahrhaft veredelt,
indem sie ihnen die ganze Stärke und Festigkeit eines
männlichen Charakters gelassen, ja noch vermehrt und
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Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/23>, abgerufen am 21.11.2024.
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