barvolk unsere gesegneten Ebenen und Fluren mit Krieg überzieht und in den herrlichen Gauen unseres Vater- landes schreckliche Verheerungen anrichtet, daß Handel und Wissenschaft bei uns in Blüthe stehen, das Alles und noch manches Andere haben wir zum großen Theile einem geordneten Staatswesen zu danken. "Wo kein Regent ist, da geht ein Volk unter." (Sprüchw. 11, 14.) Täglich genießt ein Jeder von uns die Wohlthaten des Staates. Das legt uns aber auch Pflichten gegen den- selben auf. Wir alle mit einander sollen das Wohl des Staates fördern helfen und müssen darum auch der Trunksucht bei uns und bei Andern entgegenarbeiten, weil dieselbe das Wohl des Staates untergräbt.
Das Wohl des Staates verlangt, daß wir unsere Berufspflichten treu und gewissenhaft erfüllen und daß man sich in der Jugend mit großem Fleiße auf seinen Beruf vorbereitet. Ist es nun nicht gerade die Unmäßigkeit im Trinken, die eine Unzahl von Männern zur Untreue im Berufe, zur gänzlichen oder theilweisen Vernachlässigung ihrer Standespflichten veranlaßt? Ist es nicht die Unmäßigkeit, die so viele Jünglinge ab- hält, sich sorgfältig auf ihren zukünftigen Beruf vorzu- bereiten, sich die nothwendigen Kenntnisse und die ent- sprechende Tüchtigkeit anzueignen, durch die sie später sich um die Menschheit sehr verdient machen könnten? Sie haben vielleicht herrliche Anlagen, große Fähigkeiten, bringen es aber trotzdem zu nichts, weil sie schon früh der Unmäßigkeit im Trinken sich ergaben. Nur an Eines sei hier erinnert. Welch' ein großer Nachtheil
barvolk unsere gesegneten Ebenen und Fluren mit Krieg überzieht und in den herrlichen Gauen unseres Vater- landes schreckliche Verheerungen anrichtet, daß Handel und Wissenschaft bei uns in Blüthe stehen, das Alles und noch manches Andere haben wir zum großen Theile einem geordneten Staatswesen zu danken. „Wo kein Regent ist, da geht ein Volk unter.“ (Sprüchw. 11, 14.) Täglich genießt ein Jeder von uns die Wohlthaten des Staates. Das legt uns aber auch Pflichten gegen den- selben auf. Wir alle mit einander sollen das Wohl des Staates fördern helfen und müssen darum auch der Trunksucht bei uns und bei Andern entgegenarbeiten, weil dieselbe das Wohl des Staates untergräbt.
Das Wohl des Staates verlangt, daß wir unsere Berufspflichten treu und gewissenhaft erfüllen und daß man sich in der Jugend mit großem Fleiße auf seinen Beruf vorbereitet. Ist es nun nicht gerade die Unmäßigkeit im Trinken, die eine Unzahl von Männern zur Untreue im Berufe, zur gänzlichen oder theilweisen Vernachlässigung ihrer Standespflichten veranlaßt? Ist es nicht die Unmäßigkeit, die so viele Jünglinge ab- hält, sich sorgfältig auf ihren zukünftigen Beruf vorzu- bereiten, sich die nothwendigen Kenntnisse und die ent- sprechende Tüchtigkeit anzueignen, durch die sie später sich um die Menschheit sehr verdient machen könnten? Sie haben vielleicht herrliche Anlagen, große Fähigkeiten, bringen es aber trotzdem zu nichts, weil sie schon früh der Unmäßigkeit im Trinken sich ergaben. Nur an Eines sei hier erinnert. Welch' ein großer Nachtheil
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barvolk unsere gesegneten Ebenen und Fluren mit Krieg
überzieht und in den herrlichen Gauen unseres Vater-
landes schreckliche Verheerungen anrichtet, daß Handel
und Wissenschaft bei uns in Blüthe stehen, das Alles
und noch manches Andere haben wir zum großen Theile
einem geordneten Staatswesen zu danken. „Wo kein
Regent ist, da geht ein Volk unter.“ (Sprüchw. 11, 14.)
Täglich genießt ein Jeder von uns die Wohlthaten des
Staates. Das legt uns aber auch Pflichten gegen den-
selben auf. Wir alle mit einander sollen das Wohl
des Staates fördern helfen und müssen darum auch der
Trunksucht bei uns und bei Andern entgegenarbeiten,
weil dieselbe das Wohl des Staates untergräbt.
Das Wohl des Staates verlangt, daß wir unsere
Berufspflichten treu und gewissenhaft erfüllen und daß
man sich in der Jugend mit großem Fleiße auf
seinen Beruf vorbereitet. Ist es nun nicht gerade die
Unmäßigkeit im Trinken, die eine Unzahl von Männern
zur Untreue im Berufe, zur gänzlichen oder theilweisen
Vernachlässigung ihrer Standespflichten veranlaßt? Ist
es nicht die Unmäßigkeit, die so viele Jünglinge ab-
hält, sich sorgfältig auf ihren zukünftigen Beruf vorzu-
bereiten, sich die nothwendigen Kenntnisse und die ent-
sprechende Tüchtigkeit anzueignen, durch die sie später
sich um die Menschheit sehr verdient machen könnten?
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Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/229>, abgerufen am 21.11.2024.
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